Unter dem Motto "Unsere Heimat liegt uns am Herzen – steht auf und setzt ein Zeichen gegen die Salatfabrik" sind am Donnerstagabend in Wiesentheid rund 500 Menschen auf die Straße gegangen, um ihre große Skepsis, ihren Unmut, ihr Unverständnis und nicht zuletzt ihre eindeutige Ablehnung der geplanten industriellen Salatzucht in Wiesentheid zu zeigen.
Angeführt von den beiden Veranstaltungsleitern und Gründern des Aktionsbündnisses, Michael Rückel (Bürgerblock) und Frank Hufnagel (Grüne), startete der Protestmarsch "Stoppt die Salatfabrik" vom Wiesentheider Sportzentrum, exakt in der Gegend von Wiesentheid, die der niederländische Investor für sein Projekt aktuell ins Auge gefasst hat. Mit Parolen, Pfeifen, Trommeln, Hupen, Bannern und sogar mehreren Traktoren machten die Salatfabrik-Gegner bei ihrem Zug zum Schlossplatz lautstark auf sich und ihre Haltung aufmerksam. Immer wieder animierten sie die Zuschauer am Straßenrand, nicht nur untätig dazustehen, sondern sich einzureihen und für ihr Wiesentheid und den Erhalt der Heimat und Natur zu demonstrieren.
Salatzucht-Gegner appellieren an das Gewissen des Grundbesitzers
Der Erhalt der Heimat, die Wahrung des Ortsbildes und die große Sorge um den Wasserbedarf der Salatzuchtanlage waren die Hauptpunkte in den zahlreichen Reden während der anschließenden Kundegebung auf dem Schlossplatz. Michael Rückel richtete seinen Appell konkret an den Grundstücksbesitzer, Paul Graf von Schönborn, und an den niederländischen Unternehmer, von dem Verkauf und von den Planungen tunlichst Abstand zu nehmen, weil die Wiesentheider Bürger dies einfach nicht wollen. Dies zeigten diese heute mit ihrem Gang auf die Straße, so Rückel. Darüber hinaus dürfe das Haus Schönborn, seit vielen Jahrhunderten eng mit dem Ort Wiesentheid verbunden, nicht so verantwortungslos, unbeachtet der Sorgen vieler Wiesentheider handeln, sagte Rückel.
Dass die Sorgen rund um die Salatfabrik nicht nur lokal und regional sind, sondern größere Dimensionen haben, zeigte die Teilnahme zahlreicher Salat- und Gemüsebauern aus der Region Kitzingen und aus dem mittelfränkischen Knoblauchsland, wie der Albertshöfer Heinz Wenkheimer oder Jochen Haubner aus Nürnberg, am Protestmarsch. Diese fürchten schlichtweg um ihre Existenz, sollten bald zigtausend Salatköpfe täglich in Wiesentheid geerntet werden. Grünen-Landtagsabgeordneter Paul Knoblach der ebenfalls auf die Straße ging, sieht in der Salatfabrik ein ganz verwegenes, unverantwortliches Projekt, so etwas gerade im niederschlagsarmen Unterfranken anzudenken.
CSU-Fraktion und Bürgermeister fühlen sich falsch zitiert
Auch Vertreter des seiner Meinung als angeblicher politischer Befürworter der geplanten Salatfabrik, und somit als augenscheinliche Gegner des Aktionsbündnis nach mehrmals falsch zitierte CSU-Ortsverband mit deren Verbündeten samt Bürgermeister Werner Knaier nahmen am Protestmarsch teil. Knaier stellte sich kritischen Fragen der Protestbewegung, hofft aber weiter auf Klarstellung seiner Position.
Gemeinderat Walter Rosentritt (Wählergemeinschaft Reupelsdorf) bestätigte: Wir ziehen alle am gleichen Strang, keiner ist wirklich glücklich über die geplante Ansiedelung der niederländischen Investoren. Häufig werde die Haltung seiner Fraktion leider falsch dargestellt. Dennoch funktioniere die Verhinderungstaktik des Aktionsbündnis nicht. Die Entscheidung für eine Konzentrationsfläche für Gewächshäuser Richtung Reupelsdorf für solche Gewächshäuser ist in seinen Augen die einzig legale Möglichkeit, das Projekt zu steuern und vielleicht zu verhindern. Unverständnis zeigt er darüber, dass in Wiesentheid selbst ein so großes Gegeneinander herrscht und bewusst Stimmung gemacht wird.
Deutlich und eindeutig hingegen ist die Meinung von Protestmarsch-Teilnehmerin Michaela Dworschak, die klipp und klar betont: "Dieses Ding braucht in Wiesentheid kein Mensch!"
Es bleibt abzuwarten, ob der Protestmarsch – übrigens der erste dieser Art in Wiesentheid – bei Investor und vor allem Grundstücksbesitzer nachhaltig Wirkung zeigt und zum Umdenken führt.
Oder wollt ihr lieber eine Schwein- oder Geflügelzucht mit zigtausend Tieren?
Einziges Argument wäre Finanznot.