Die Nachricht kommt völlig unerwartet für die Einwohner der Volkacher Mainschleife: Das traditionsreiche Busunternehmen Danzberger schließt seine Tore zum Jahresende. Für immer. Der Grund: Die bis Ende 2021 gültige Lizenz für den Linienverkehr wird nicht mehr verlängert. Bei einer neuerlichen Ausschreibung der Linie "wurden wir nicht mehr berücksichtigt", sagt die Geschäftsführerin und Inhaberin Ute Danzberger. Wie bei solchen Ausschreibungen üblich, kam der günstigste Anbieter zum Zug. Danzbergers Konsequenz für ihr Unternehmen: Aus und vorbei.
"Ohne den Linienverkehr, welcher die Hauptsäule in dem Busbetrieb war, kann das Unternehmen nicht mehr gehalten werden", erklärt ihr Bruder und Mitgeschäftsführer Roland Danzberger. "Allein mit dem Tourismusgeschäft wäre das wirtschaftlich nicht mehr durchführbar." Den Geschwistern fällt der unerwartete Rückzug sichtlich schwer.
Schicksalsschlag für die Familie und das Unternehmen
Ebenso unerwartet hatte damals ihr Einstieg in das Geschäft begonnen: Die Eltern von Ute und Roland Danzberger, die das Busunternehmen 1953 in Volkach gegründet hatten, starben im Dezember 1972 bei einem Flugzeugabsturz. Das fürchterliche Ereignis ist bei der älteren Generation noch fest im Gedächtnis. Bayerische Busunternehmer unternahmen über ihren Verband eine Reise nach Spanien. Beim Flughafen von Teneriffa stürzte das Flugzeug ab.
Alle Passagiere kamen dabei ums Leben. Mit ihnen 143 bayerische Omnibusunternehmer und Familienangehörige. 24 Opfer waren aus Unterfranken. Ute Danzberger stand urplötzlich alleine da. Mit gerade mal 19 Jahren und drei kleinen Brüdern im Alter zwischen sechs und 13 Jahren.
Eine Teenagerin, voller Pläne und Sehnsüchte für ihr zukünftiges Leben. Sport und Sprachen wollte sie studieren. Die Einschreibung an der Sporthochschule stand gerade an. Dazu: erste Erfolge in bayerischen und deutschen Leichtathletik-Wettkämpfen. "Vom elterlichen Unternehmen wusste ich gerade, wie man Busscheiben putzt", erzählt sie. Ansonsten: "Null Ahnung!" Doch damals nahm die Wettkämpferin auch den Kampf um die Zukunft der Firma auf. Zudem wurde ein Freund der Familie als Vormund eingesetzt und jeden Tag kam eine Haushaltshilfe. Vor 1975 war man erst mit 21 Jahren volljährig.
Minderjährig hinter dem Steuer
"Die behördliche Unterstützung war groß", sagt Ute Danzberger. Die Regierung von Unterfranken half der damals Minderjährigen mit Sonderregegelungen beim Erwerb des Busführerscheines. "Mit Anfang 20 hatte ich schon den Lkw-Führerschein und durfte im 50-km-Umkreis einen Kleinbus fahren." Sie erinnert sich noch an eine Fahrt mit dem Volkacher Gewerbeverband, als sie eine Gruppe nach Würzburg fuhr. "Die waren alle ziemlich bleich, als sie erkannten, dass ich die Fahrerin war. Ich war ja noch nicht erwachsen. Und zudem: eine Frau am Steuer!"
Daheim war Büroarbeit angesagt: Angebote schreiben, Linien checken, Reiseprogramme erstellen. Eine große Stütze waren für sie damals die Volkacher "Schmidts Brüder", Alois und Kurt. Zwei versierte Busfahrer, die den Reise- und Linienverkehr organisierten und aufrecht erhielten.
"In den 1970er-Jahren fuhren wir die Volkacher Schichtarbeiter Tag und Nacht nach Schweinfurt zu den großen Industrieunternehmen. "Wenn der Tag 48 Stunden gehabt hätte, hätte es immer noch nicht gereicht", so lautet ihr Resümee der damaligen Zeit. Mit 21 Jahren bekam die Jungunternehmerin dann endlich den ersehnten Busführerschein.
"Das Busfahren lag mir im Blut", schwärmt sie. "Reisen und Planen – das war meins!" Die Büroarbeit war ihr eher lästig. Das übernahm dann ihr jüngster Bruder Roland Mitte der 80er, der nach einer Lehre zum Betrieb stieß. Seine Hauptaufgabe war, die Linien zu bedienen. "Die Kinder, die wir früher in die Schule fuhren, haben uns mittlerweile ihre Kinder in die Obhut für die Schulfahrten gegeben."
Eltern vertrauen den Schulbusfahrern
Wie eine Mutter aus Volkach erzählt, hatten ihre Eltern großes Vertrauen in die Fahrer der Firma Danzberger, "und das hat sich bei meinen Kindern nicht geändert. Schulbusfahren ist nicht nur ein Personentransport, sondern ein ganz besonders verantwortungsvoller Job!" Sie erinnert sich dabei gerne an das Urgestein der Volkacher Busfahrer, Erich Christ, und an dessen Kollegen, Karlheinz Knuth, der heute noch teilweise mitfährt.
Ute Danzberger, der "Fernwehtyp" wie sie sich selbst beschreibt, hatte inzwischen ihre erste eigenverantwortliche Busreise nach Paris hinter sich. "Gerade mal 22 Jahre war ich da alt. Für Außenstehende unvorstellbar." Doch anfängliche Sorgen der Fahrgäste hatten sich schnell gelegt. "Wir hatten wunderbare Tage", schwärmt sie. Und das hat sich herumgesprochen an der Mainschleife.
Viele Vereine sind seither an sie herangetreten, um an ihren unvergesslichen Reisen, insbesondere nach Italien, teilnehmen zu können. Unterstützt wurde sie dabei von dem ehemaligen Lehrer Charly Leibl, ebenfalls ein alter Bekannter aus der Volkacher Kulturszene. Ute Danzberger erinnert sich gerne an die Fahrten über die italienischen Autobahnen. Wenn dort die italienischen Lkw-Fahrer die junge Frau am Steuer erkannten, hat es immer ein wildes Gehupe gegeben.
Reisen für 2022 werden noch organisiert
Über die Jahrzehnte hat sich zu den Unternehmen und Vereinen aus der Mainschleife eine tiefe und vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickelt. "Ich weiß genau, was die jeweiligen Verantwortlichen wollen", erzählt die Chefin: ob mehr Kultur oder mehr sportliche Aktivitäten oder gehobenes Ambiente. "Ich bekomme zum Beispiel den Auftrag: Mach mal vier Tage – und plane dann ein genau zugeschnittenes Programm."
Wie geht es nun weiter? Das wissen die Geschwister noch nicht. "Vielleicht mache ich irgendwas mit Tourismus weiter", sagt Ute Danzberger zögerlich. "Auf jeden Fall werde ich die für 2022 gebuchten Reisen noch wie gewohnt organisieren und begleiten. Da lasse ich meine Kunden nicht im Stich!"