Manchmal ist der Weg zum Ziel etwas länger und man darf einfach nicht aufgeben, daran zu glauben. Über 15 Jahre haben die Baumanns nach ihrem Traum gesucht: ein großes Anwesen auf dem Land. Mit dem ehemaligen Hof mit Gastwirtschaft der Familie Helga und Jürgen Fleischmann haben sie es in Geiselwind-Ebersbrunn gefunden. Am Feiertag Christi Himmelfahrt ist es so weit: Susanne und Ralf Baumann eröffnen ihr Gasthaus "Zum Hirschen" und freuen sich, dass die Traditionsgastwirtschaft in Ebersbrunn weiterlebt.
Die Pferde waren ausschlaggebend
Unterhält man sich mit der Familie Baumann merkt man sofort: Sie sind überglücklich, endlich "angekommen zu sein", war es doch ein langer Weg. Für die 42-jähirge Susanne Baumann, gelernte Hotelfachfrau aus der Nähe von Bad Dürkheim (Rheinland Pfalz), und ihren Mann Ralf, 48-jähriger Groß- und Außenhandelskaufmann aus Lengfeld, war schon immer klar: "Wenn wir einen Wunsch haben, dann ein großes Anwesen auf dem Land mit der Möglichkeit für Pferdehaltung."
Viele Jahre haben sie danach gesucht, lange ohne Erfolg. "Es gab einfach nichts für uns und wenn dann doch ein landwirtschaftliches Anwesen zum Verkauf stand, war es total heruntergekommen oder unbezahlbar", erzählt Ralf Baumann. So hatten sie sich dann entschlossen, im badischen Schönfeld (Main-Tauber-Kreis) ein neues Einfamilienhaus zu bauen. Sie fühlten sich dort sehr wohl und auch das erste Pferd kam bald dazu; dafür war gerade noch Platz in dem 600-Seelen-Ort an der Grenze zum Landkreis Würzburg.
Doch irgendwann wollte die heute neunjährige Tochter Mira auch ein eigenes Pferd. In Schönfeld gab es keine Option für eine größere Pferdehaltung. Dies war noch einmal Motivation genug für die Baumanns , es erneut zu versuchen. Und dieses Mal hatten sie Glück.
Liebe auf den ersten Blick
Im September 2020 war die Familie ersten Mal in ihrem Leben im rund 100 Einwohner zählenden Örtchen Ebersbrunn, schauten sich das Anwesen an – und es hat sprichwörtlich "gefunkt". Susanne, Ralf und Mira waren von dem Anblick des "Hirschen"-Anwesens hellauf begeistert und waren sich sofort einig: "Das ist es; hier wird unser Traum war!"
An diesem Tag erfuhren sie auch zum ersten Mal, dass das Anwesen noch eine Gastwirtschaft hat. Dies war in der Immobilienanzeige nicht erwähnt und somit nochmals eine positive Überraschung, war auch das Gastro-Leben schon immer in den Gedankenspielen der Baumanns enthalten. Ein doppelter Traum war somit perfekt.
Der "Hirschen" wacht wieder auf
Der Rest war nur noch Formsache: Hausverkauf in Schönfeld, Gespräche mit den Banken – alles habe gepasst, erzählt eine freudestrahlende Susanne Baumann. Gut ein halbes Jahr später, im Frühjahr 2021, stand dann der Umzug an. Ab sofort war der Steigerwald die neue Heimat. Kaum ein paar Wochen später zog dann auch schon Miras neues Pferd, "Liselotte", in Ebersbrunn ein. Perfekt machte es für die Baumanns dann noch die Ebersbrunner Bevölkerung: "Diese freundliche und äußerst hilfsbereite Art der Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner ist einmalig und haben wir so bisher nicht erlebt", berichten die Neuankömmlinge. Aus dem Dorf sei sofort Hilfe angeboten worden.
Die Eltern der Wirtsleute zogen mit
Diese Erlebnisse haben auch die Eltern von Susanne Baumann, Uschi und Dieter Bittner, überzeugt, kurzerhand ihre Heimat Rheinland-Pfalz mit dem Steigerwald zu tauschen. Sie verkauften ihr Haus in Bad Dürkheim und zogen Ende 2021 in Ebersbrunn auf dem Hirschen-Anwesen ein. Platz genug ist dort. Mittlerweile wird die ehemalige Scheune zur Wohnung für die beiden umgebaut.
Als die Baumanns die Gastwirtschaft gekauft hatten, war ihren klar: "Das nutzen wir, so wie es ist. Eine Gaststube zum Wohnzimmer umbauen, wäre doch Quatsch", sagt Ralf Baumann, der leidenschaftlich gerne kocht und ab sofort die Gäste bewirten wird. Seit einem halben Jahre wurde die Wiedereröffnung geplant, was sich als Kraftakt herausstellte. Auflagen, Behördengänge, Schulungen, Umbauten, Abnahmen sind nur ein Teil des Aufwandes, der nötig war, um wieder zu öffnen.
Am Vatertag, dem Feiertag Christi Himmelfahrt, erwacht der Ebersbrunner "Hirschen" zu neuem Leben. Das Ausflugslokal ist im weiteren Umkreis als Traditionsgasthaus bekannt; Steigerwald-Wandertouren und die Geiselwinder "Traumrunde" führen dort vorbei.