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Münsterschwarzach
Corona-Ausbruch: Abtei Münsterschwarzach im Streit mit Behörden
Der Arzt des Klosters, Bruder Ansgar Stüfe, kritisiert, dass die Behörden im Landkreis Kitzingen nicht konsequent genug handeln. Das Landratsamt weist die Vorwürfe zurück.
Der Eingang zur Abtei Münsterschwarzach.
Foto: Frank Weichhan | Der Eingang zur Abtei Münsterschwarzach.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 21.02.2024 22:41 Uhr

Im Zusammenhang mit dem Corona-Ausbruch in der Abtei Münsterschwarzach (Lkr. Kitzingen) macht einer der Ordensbrüder, zugleich behandelnder Arzt im Kloster, den Behörden schwere Vorwürfe. Der Konventarzt der Benediktiner, Dr. med. Ansgar Stüfe, schreibt auf den Internetseiten der Abtei, die Mönchsgemeinschaft sei ganz auf sich alleine gestellt gewesen. "Alle Empfehlungen, die es offiziell dazu gibt, sind völlig unzureichend." 

Stüfe kritisiert auch, dass es die Behörden der Abtei verweigert hätten, alle Mönche nach den Regeln für Gemeinschaftsunterkünfte schon frühzeitig zu impfen. Andere Klöster in Bayern seien bereits durchgeimpft. Die Maßnahmen der Regierung seit Beginn der Pandemie bezeichnete der Arzt als "eher hemmend" in Bezug auf Vorbeugung.

Sechs Mönche sind mittlerweile erkrankt

An Karsamstag war der Ordensbruder an der Pforte, der laut Kloster viele Außenkontakte hat, via Antigen-Schnelltest als coronapositiv identifiziert worden. Es folgte eine Reihentestung des gesamten Konvents. Dabei sei zunächst ein weiterer Infizierter entdeckt worden, berichtet Stüfe. Daraufhin habe die Mönchsgemeinschaft alle Gottesdienste abgesagt, sich in Selbstisolation begeben und die positiv getesteten Mitbrüder im derzeit geschlossenen Gästehaus des Klosters isoliert.

Inzwischen sind insgesamt sechs Mönche erkrankt. Der bislang letzte Reihentest am vergangenen Freitag zeigte keine Neuerkrankungen mehr. Das Gesundheitsamt Kitzingen habe dem Konvent nach Ansicht von Stüfe viel zu spät PCR-Tests angeboten. Hätte das Kloster nicht selbst die Initiative ergriffen, "wären sehr viel mehr Mitbrüder erkrankt", lautet die Schlussfolgerung des Arztes. Weiter kritisiert er: Vom Gesundheitsamt würden "zahllose Papiere versandt, die in Aufmachung und Inhalt geradezu grotesk sind". Stüfe: "Alle langen, komplizierten Texte sind das Papier nicht wert."

Stüfe moniert auch, dass in den Empfehlungen der Regierung bei einem Gruppenausbruch die Antigen-Tests gar keine Rolle spielten. "Aber nur so konnten die Fälle rechtzeitig erkannt werden, bevor andere angesteckt wurden", erklärt der Arzt. Dies sei mit Blick auf die vielen weltlichen Mitarbeiter des Klosters und die Kunden der Werkstätten nicht unerheblich.

Landratsamt: Abtei hat Verstoß gegen die Meldepflicht verübt

Der Kritik der Abtei begegnet das Landratsamt Kitzingen mit einer minutiösen Auflistung der Abläufe. Das Gesundheitsamt hätte dem Konvent früh nach Ausbruch der Krankheit mehrere PCR-Tests angeboten, was Stüfe aber abgelehnt habe. Überdies habe die Abtei einen Verstoß begangen, weil sie den zweiten Corona-Fall erst zu spät an die Behörden gemeldet habe. 

Zur Impfung der Mönche teilt das Landratsamt mit, dass das zuständige BRK angesichts des knappen Impfstoffs auch im Kloster streng nach Priorisierungsgruppen geimpft habe. Das sei mit Landratsamt und Regierung abgesprochen und ebenfalls vom Konventarzt akzeptiert worden. Am 11. Februar seien daher 41 Mönche geimpft worden. Weitere Brüder, teilweise unter 60 Jahren, zu impfen, wäre damals "weder moralisch noch rechtlich vertretbar gewesen", erklärt das Landratsamt.

Die Kreisbehörde betont, dass es nach dem Ausbruch der Krankheit mehrmals täglich Kontakt zur Abtei gegeben habe. Bruder Stüfe sei immer kooperativ gewesen und habe den Eindruck vermittelt, dass er als Facharzt und durch seine Entscheidung, regelmäßig Schnelltests zu machen, die Situation vor Ort beherrsche. "Dennoch", so teilt das Landratsamt mit, "erhielt er zu jedem Zeitpunkt vom Gesundheitsamt die notwendige Unterstützung". Landrätin Tamara Bischof betont: "Die Vorgehensweise meines Amtes und meiner Mitarbeiter war nicht nur rechtlich völlig korrekt, sondern geprägt von bestmöglicher Unterstützung und Hilfestellung."

 
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  • rosenblut50
    Habe vor einigen Wochen das Kloster angeschrieben, da ich mich immer wieder aufgeregt habe bei den online Gottesdiensten usw. das hier absolut kein Abstand und auch keine Masken usw. getragen worden sind. Wenn man Sonntags die Gottesdienste im Fernsehen verfolgt welche Vorsichts-Maßnahmen hier ergriffen werden und schaut dann nach Münsterschwarzach dann weiß man schon alles. Auf jedenfall wurde ich mit einer Email komplett abgebügelt nach dem Motto wir bekommen kein Corona. Deshalb bin ich jetzt total SAUER, dass diese Mönche jetzt sich auch noch beschweren wollen.
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  • Faultier
    Im Gegensatz zu Ihnen war ich jeden Sonntag vor Ort. Die Gottesdienstbesucher haben sehr wohl Abstand gehalten und hatten Masken auf.
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  • rosenblut50
    Faultier; bevor man seine Zeilen zu einem Beitrag schreibt sollte man vorher den Beitrag LESEN und verstehen! Es geht hier nicht um die Besucher der Kirche - sondern um die Mönche die diesen Gottesdienst nicht mit Masken und notwendigen Sicherheitsmaßnahmen vollzogen haben.
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  • roxy@
    Lt. Dr. Stüfe: "Das Gesundheitsamt Kitzingen habe dem Konvent nach Ansicht von Stüfe viel zu spät PCR-Tests angeboten. "
    Ja mir wird auch zuhause kein PCR-Test angeboten. Ich muss mich selber kümmern und nach Albertshofen fahren. Dort wird man nach Anmeldung nicht abgewiesen. Vollkaskomentalität?
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  • daniel.englbauer@churchsol.de
    Und bei Ihnen zuhause: ist das auch eine Gemeinschaftsunterkunft mit vielen Mitarbeitenden, die aber nicht bei Ihnen wohnen, und regem Kundenverkehr?
    So ein Kloster ist ein Haushalt der etwas anderen Art!
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  • Albatros
    Sorry "wiggins", aber genau weil das Kloster ein Haushalt der etwas anderen Art ist, hätte ich als Herr Stüfe dafür Sorge getragen, dass auszeichend Selbsttests vorhanden sind. Die Fehler immer bei den Anderen zu suchen ist mir zu einfach.
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  • Faultier
    Das möchte ich sehen, wie der Konvent mit 80 Mönchen geschlossen nach Albertshofen fährt. Nein, im Ernst: Das Kloster hat 80 Bewohner und zig Mitarbeiter, und ein internes Altenheim. Das muss man anders behandeln als einen Privathaushalt.
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  • Funkenstern
    Es ist schon sehr interessant lesen zu müssen, dass die Abtei sich hier beschwert. Ohne Corona haben sie doch alles an der Klosterpforte abgeblockt, was ihnen nicht in den Kram gepasst hat und auf ihren Status hingewiesen. Jetzt beschwert sich der Abteiarzt, dass er allein nicht weiterkommt. Aha, also hilft hier Gottes Atem und der Kräutergarten des Klosters auch nicht weiter. Das wiederum ist beruhigend zu lesen, dass das Weltliche Virus auch an der Klosterpforte nicht Halt macht und diese Menschen ebenfalls heimsucht.
    Anmassend finde ich die Forderung nach bevorzugter Impfung. Wenn der Hintern auf Grundeis geht, kann sogar die Kirche und ihre Gefolgsleute Forderungen an den Staat stellen. Mich wundert, dass die Kirche selbst keinen Impfstoff besorgt hat, die Verbindungen und das Geld dazu sind ja ausreichend vorhanden.
    Aber vielleicht wissen wir nicht alles.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Zwei Seiten, zwei Ansichten!
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  • elkatvelo@t-online.de
    was sollen die Vorwürfe des Klosters wegen den Impfungen.
    Sollen doch erst die Beschäftigten in den KITAS, Schulen, Pflege, Personen mit Vorerkrankungen geimpft werden.
    Ehrlich, ich habe grundsätzlich nichts gegen die Kirche. Aber auch die Mönche haben sich an die regeln zu halten - und wenn ein Kloster sich schon nicht isolieren kann ?? - wer dann ????
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  • 2186583
    "Sollen doch erst die Beschäftigten in den KITAS, Schulen, Pflege, Personen mit Vorerkrankungen geimpft werden" ..... Von ihrer Aufzählung wird wohl manches auch auf die Mönche zutreffen?!!
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  • elkatvelo@t-online.de
    natürlich, wenn ein Mönch in die priorisierung eingeteilt wurde, dann ist er entweder schon geimpft oder er ist genau so dran, wie jeder andere. Nicht mehr und nicht weniger.
    Wer hat die Mönche aufgehalten, nach Albertshofen zum PCR test zu fahren.
    Vor allem wenn sie, wie von Ihnen suggeriert in die Aufzählung fallen. Dann ist es erst recht eine Sauerei, wenn sie sich nicht schon vorher mehr getestet haben.
    Mir schwillt immer mehr der Kamm.
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  • schuema@web.de
    Sind die Mönche wirklich erkrankt und wie schwer? Oder nur positiv getestet worden. Das wäre ein Info, die nicht ganz unwichtig ist.
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