zurück
Kitzingen
Bürgerzentrum: Verein kämpft weiter für die Schrannenstraße
Soziokultur oder Hotel am Main? – Die Stadt hat sich klar für ein neues Hotel entschieden. Die Bürgerzentrum-Vereine akzeptieren das nicht kampflos.
Wie geht es weiter mit dem Bürgerzentrum in Kitzingen? Ende des Jahres müssen die Vereine jedenfalls das Haus in der Schrannenstraße verlassen.
Foto: Andreas Brachs | Wie geht es weiter mit dem Bürgerzentrum in Kitzingen? Ende des Jahres müssen die Vereine jedenfalls das Haus in der Schrannenstraße verlassen.
Julia Lucia
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:04 Uhr

Lange schon hat Investor Wolfgang Rosentritt vor, ein Hotel in der Kitzinger Schrannenstraße zu bauen. Nun wird es konkret: Noch 2019 wird Rosentritt die Baupläne bei der Stadt einreichen; ab 2020 soll gebaut werden. Davon sind auch die Vereine im Bürgerzentrum betroffen: Ihnen hat die Stadt zum Ende dieses Jahres gekündigt. Vorherige Kündigungsfristen waren immer wieder verlängert worden.

"Das Gute ist: Das Haus ist definitiv noch nicht verkauft", sagt Renate Fabian, Gründungsmitglied des Dachvereins Bürgerzentrum, langjährige Vorsitzende und mittlerweile Beraterin des Vorstands. Dreimal wurde dem Verein schon die Kündigung ausgesprochen. Auch jetzt hofft Fabian, dass es doch irgendwie in der Schrannenstraße weitergeht.

Moralische Verpflichtung der Stadt

Kampflos wollen Fabian und ihre Mitstreiter der Stadt das Gebäude nicht überlassen. Oberbürgermeister Siegfried Müller haben sie aufgefordert, öffentlich über das Fortbestehen des Bürgerzentrums in der nächsten Stadtratssitzung am 14. November zu diskutieren. "Warum unterstützt uns der Stadtrat nicht?" Das kann Fabian nicht verstehen. "Warum hat die Stadt aufgehört, für den Verein eine Bleibe zu suchen?" Sie weiß, dass der Verein diese freiwillige Leistung der Stadt nicht einklagen kann, aber: "Es sind alles Menschen, die hier leben, arbeiten und etwas für die Bevölkerung tun. Gibt es nicht eine moralische Verpflichtung?"

Sollte der OB das Bürgerzentrum nicht auf die Tagesordnung nehmen, will der Verein einen Bürgerantrag stellen. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung dafür ist für den 15. November geplant. "Die dafür nötigen 240 Stimmen bekommen wir zusammen", ist sich Fabian sicher. Drei Monate hätte der Stadtrat dann Zeit, über den Antrag zu diskutieren. In dieser Zeit könnte die Stadt das Haus laut Aussage der Rechtsaufsicht am Landratsamt aber trotzdem verkaufen. Eine aufschiebende Wirkung hätte der Bürgerantrag also nicht.

Aber nächstes Jahr finden Kommunalwahlen statt und auf den damit verbundenen Wahlkampf hofft Fabian. Schließlich wählen nicht Hotelgäste den neuen Oberbürgermeister. "Ich mag Touristen, aber erstmal müssen sich die Bewohner wohlfühlen." 

Kampf bis zum Schluss

Grundsätzlich gegen ein Hotel am Main ist Fabian nicht: "Wer braucht denn ein Vier-Sterne-Hotel in Kitzingen?", fragt sie sich zwar, aber sie kann sich in der Nachbarschaft zum Bürgerzentrum – im Matthei-Haus, das Wolfgang Rosentritt schon gekauft hat – gut ein Familien- oder Radlerhotel vorstellen.

Bleibt noch die Frage, warum das Bürgerzentrum keine der angebotenen Alternativen angenommen hat. "Wir brauchen  700 bis 800 Quadratmeter", sagt Fabian. "Wir wollen zusammenbleiben, denn nur so können wir die ehrenamtliche Struktur aufrecht erhalten." Keine der Alternativen sei so groß gewesen oder sie waren für die Stadt zu teuer. Investor Wolfgang Rosentritt hat dem Bürgerzentrum über die Stadt das Schmiedel-Haus an der B 8 angeboten. Auch diese Räumlichkeiten passten dem Dachverein nicht, sagt Rosentritt.

"Es könnten zu uns keine Behinderten kommen", konkretisiert Fabian die Aussage. Der Einbau eines Aufzuges wäre auch nicht möglich gewesen. Und: "Für die Volkstanzgruppe und die Häckerbühne waren die Räume zu klein." Ähnlich war die Situation im Weidt-Anwesen in der Güterhallstraße. Die Stadt habe immer nur Alternativen angeboten, die ihr im Nachhinein zu teuer gewesen wären, sagt Fabian. "Wir wären ja umgezogen, aber jetzt haben wir nichts mehr zu verlieren. Wir kämpfen bis zum Schluss für die Schrannenstraße – auch, um das historische Gebäude zu erhalten."

Die Vereine im Bürgerzentrum (Stand: 10. Januar 2018)
Zurzeit nutzen folgende Vereine das Bürgerzentrum:
Eisenbahnfreunde (25 Mitglieder), 27 Quadratmeter, 162 Stunden/Jahr
Fränkische Volkstanzgruppe (230), 125 Quadratmeter, 558 Stunden/Jahr
Bibelkreis (20), 50 Quadratmeter, 144 Stunden/Jahr
Akkordeongruppe (9), 53 Quadratmeter, 128 Stunden/Jahr
Reservistenkameradschaft (95), 22 Quadratmeter, 44 Stunden/Jahr
Bewusst Leben (13), 50 Quadratmeter, 55 Stunden/Jahr
Thai-Chi Gruppe (5), 78 Quadratmeter, 92 Stunden/Jahr
Main-Quilt (25), 53 Quadratmeter, 40 Stunden/Jahr
Hospizverein (7), 120 Quadratmeter, 32 Stunden/Jahr
Kommunale Initiative Kitzingen (18), 70 Quadratmeter, 70 Stunden/Jahr
Bridge-Gruppe (24), 70 Quadratmeter, 192 Stunden/Jahr
Häckerbühne (120), 50 Quadratmeter, Stunden nach Bedarf
Bürgercafé, Katholischer Frauenkreis, Kartenspieler, Rentnerkreis, Internetcafé, Lesungen (10), 120 Quadratmeter, 675 Stunden/Jahr
Der Dachverein braucht zudem Platz für Lager und Büro. Keinen Platz im Bürgerzentrum finden im Moment Vereine, die gerne Räume nutzen würden: Allgemeiner Deutscher Fahrradclub (ADFC), Pfadfinderstamm Schwarze Adler, Arbeitskreis Sozialdemokratischer Frauen, Türkisch-Islamischer Kulturverein und Eine-Welt-Gruppe.
Insgesamt stehen in der Schrannenstraße 397 Quadratmeter zur Verfügung. Es fehlen laut Bürgerzentrum ein Sanitäts-bzw. Wickelraum, behindertengerechte Toiletten, ein Aufzug, ein Bürgerbüro.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Julia Lucia
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club
Bürgerbüros
Bürgermeister und Oberbürgermeister
Eisenbahnfans
Hotelgäste
Kommunalwahlen
Siegfried Müller
Stadträte und Gemeinderäte
Städte
Touristen
Vereine
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top