Wo soll der neue Kindergarten in Wiesentheid seinen Platz bekommen? Darüber dürfen die Bürgerinnen und Bürger der Marktgemeinde am Sonntag, 15. Mai, entscheiden. An jenem Tag stehen die beiden Standorte im "Seeflur", unweit der Kreuzkapelle, sowie am Lindachsgraben im Ortskern, zur Wahl. Und bereits jetzt bei der Briefwahl.
Nachdem sich der Gemeinderat bei einer Abstimmung im September mit knapper Mehrheit für den Lindachsgraben entschieden hatte, bildete sich eine Bürgerinitiative, die sich für den Platz am westlichen Ortsrand in Richtung Feuerbach einsetzt. Diese "Interessengemeinschaft Seeflur" startete im Dezember 2021 eine Sammlung von Unterschriften, mit dem Ziel, einen Bürgerentscheid zu erreichen. Das gelang, insgesamt unterschrieben fast 1000 Bürger für dieses Anliegen.
Die Gemeinderäte beschlossen daraufhin, ein Ratsbegehren für den von ihnen mehrheitlich favorisierten Platz in der Ortsmitte durchzuführen. Damit gibt es einen zweiten Bürgerentscheid. Dieser Vorschlag sei, so Bürgermeister Klaus Köhler, von der Verwaltung gekommen. Wenn schon das Volk entscheide, solle es die Wahl zwischen den zwei Standorten haben, begründete er dieses Vorgehen.
Ein Standort im Ortszentrum und einer am Ortsrand
Diese beiden Standorte stehen zur Wahl: Die 4800 Quadratmeter große Fläche am Lindachsgraben liegt zentral, in unmittelbarer Nähe des Katholischen Pfarrheims. Die Grundstücke sind nicht im Besitz der Gemeinde. Bürgermeister Klaus Köhler hat allerdings die Zusage der beiden Grundbesitzer, dass sie dann an die Gemeinde verkaufen würden, wenn dieser Standort die Mehrheit erhielte.
Das etwa 4500 Quadratmeter große Areal im "Seeflur" befindet sich am westlichen Ortsrand Wiesentheids, unweit der Kreuzkapelle. Gleich daneben steht das Krippenhaus St. Benedikt. Außerdem liegen dort rund 40 Bauplätze, die bereits erschlossen sind und schon bebaut werden. Das mögliche Kindergarten-Areal dort ist im Besitz der Gemeinde.
Bürgermeister Köhler selbst favorisiert den Platz in der Ortsmitte. "Ich stehe dazu. Aufgrund der Analyse, bei der der Lindachsgraben etwas besser abschnitt, bin ich für diesen Standort." Unterm Strich hält der Bürgermeister allerdings beide Flächen für gut geeignet.
Als Pluspunkte führen die Lindachsgraben-Befürworter auf: eine bessere Verteilung der Horte über das gesamte Ortsgebiet, keine Auflagen wegen Denkmal- oder Naturschutz, günstigere Baukosten. Zudem ließen sich Verbindungen zum Pfarrheim schaffen, dessen Kauf der Gemeinderat bereits beschlossen hat.
Dagegen sieht die Interessengemeinschaft Seeflur für diesen Platz einige Nachteile. Hauptkritikpunkt am Lindachsgraben ist aus Sicht der IG die Zufahrt, die einem "Nadelöhr" gleiche. Zur An- und Abfahrt stünden lediglich eine Siedlungsstraße sowie eine schmale Einbahnstraße zur Verfügung.
Beide Areale sind für einen Kindergarten geeignet
Aus Sicht der IG Seeflur sprechen die Voraussetzungen daher für den Bau im Neubaugebiet am westlichen Ortsrand, meint die Sprecherin der IG, Maria Stadtelmeyer-Limbacher. Sie und ihre Mitstreiter hätten bei vielen Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern "eine starke Zustimmung für den Standort Seeflur erhalten". Die Sprecherin unterstreicht: "Wir setzen uns bis zuletzt für den Standort Seeflur ein, weil wir ihn als den geeigneteren ansehen und dies eine sehr wichtige Entscheidung ist, die Generationen von Kindern und Eltern betrifft."
Die Pluspunkte für den "Seeflur" lägen auf der Hand. Zum einen würden sich dort in nächster Zeit vor allem junge Familien ansiedeln, für die die Nähe zum Kindergarten und zum Krippenhaus günstig sei. Diese Lage erspare Eltern viel Fahrerei und Zeit. Lägen Kindergarten und Krippe nebeneinander, ergäben sich zudem viele Synergien. Generell sei auch die Zufahrt besser und sicherer als zum Standort in der Ortsmitte.
Beim Grundstück im "Seeflur" sehen Bürgermeister Köhler und die Unterstützer der anderen Variante aber auch Nachteile. So würde ein Bau dort laut Landesamt für Denkmalschutz wegen der Nähe zur Kreuzkapelle nur mit einem Satteldach genehmigt. Das würde rund 650.000 Euro Mehrkosten bedeuten. Zudem weist Köhler darauf hin, dass bei einem Bau dort das sowieso schon hohe Verkehrsaufkommen auf den beiden Hauptzufahrtsstrecken Sofienstraße und Kolpingstraße noch zunehmen würde. Der Bürgermeister betont aber stets, dass beide Standorte für einen Kindergartenbau denkbar seien.