Elternsein verlangt einem einiges ab, aber gemeinsam und im gegenseitigen Austausch lässt sich manches besser bewältigen. Darauf setzen die Familienstützpunkte, die seit 2016 überall in Bayern eingerichtet werden. Vier dieser staatlich geförderten Anlaufstellen gibt es im Landkreis – außer in Kitzingen auch in Dettelbach, Volkach und Wiesentheid. „Ein, zwei weitere wären wünschenswert“, sagt Julia Zimmermann-Giek vom Kitzinger Landratsamt. Am Montagabend warb sie im Iphöfer Stadtrat um ihr Anliegen. Denn Iphofen könnte die Lücke im südlichen Landkreis schließen.
Ein Stützpunkt braucht Träger und Partner
Ein Familienstützpunkt braucht einen Träger und am besten weitere Partner im Ort, so die Frau vom Amt für Jugend und Familie. Träger könnten Kindertagesstätten, Sozialverbände oder – wie in Dettelbach und Wiesentheid – Kommunen selbst sein. Sie stellen auch das Personal, in der Regel eine Sozialpädagogin in Teilzeit. Bei zwölf Stunden in der Woche ist dabei laut Zimmermann-Giek mit etwa 20 000 Euro jährlich zu rechnen, die der Landkreis mit 8400 Euro fördert. Ist die Stundenzahl höher, steigt auch die Förderung. Die Partner – Vereine, Verbände oder kommunale Einrichtungen – stellen Räume zur Verfügung, die zu „Orten der Begegnung“ zwischen den Familien werden sollen.
Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer kann sich in seiner Stadt sehr gut einen Familienstützpunkt vorstellen. „Den Einstieg sollten wir auf jeden Fall wagen.“ Auch Marion Beringer, die Leiterin der beiden Iphöfer Kindergärten, sah in dem Angebot eine wertvolle Ergänzung für Eltern. Verhaltener äußerte sich Dritter Bürgermeister Jörg Schanow. Er verwies auf das breite Angebot der Stadt an Familien und warf die Frage auf: „Haben wir Bedarf für noch mehr?“ Zimmermann-Giek sagte, eine Befragung ihres Amtes unter Familien habe ergeben, dass das Angebot gut genutzt werde.
Der Austausch ist für Eltern sehr wichtig
Der offene Eltern-Kind-Treff, der die eine Säule der Stützpunkte bietet, sei die vergangenen Jahre stets überbucht gewesen. Zweiter Schwerpunkt sei die Familienbildung, die über Kurse und Vorträge vermittelt wird. Themen dabei: Ernährung, Gesundheit, Naturpädagogik, Bewegung oder Erste-Hilfe-Schulung am Kind. Eltern bekämen so Gelegenheit, selbst zu lernen. Noch wichtiger aber sei, dass sie in dieser besonderen Lebensphase – also nach Geburt ihres Kindes – die Möglichkeit hätten, sich mit anderen Eltern auszutauschen. Stadtrat Jürgen Kößler wollte wissen, wie lange es in der Regel brauche, bis ein solcher Familienstützpunkt aufgebaut und voll funktionsfähig sei. Antwort der Expertin: etwa ein Jahr.
Der Stadtrat signalisierte Interesse an dem Angebot, erwartet aber – vor Übernahme der Trägerschaft – ein auf die Stadt zugeschnittenes Konzept, wie Schanow erklärte. Andreas Müller empfahl, auf der Suche nach einer Fachkraft in den Kindergärten Ausschau zu halten und das Angebot zunächst zeitlich zu befristen, um Erfahrung zu sammeln.