Die Raiffeisenbank Volkacher Mainschleife – Wiesentheid hat erst im Oktober 2018 fusioniert. Damals schloss sie sich mit der Raiffeisenbank Fränkisches Weinland zusammen. Nun kündigt sie den nächsten Wachstumsschritt an: Zusammen mit den Raiffeisenbanken Kitzinger Land (Obernbreit) und Frankenwinheim und Umgebung soll bis Ende 2021 ein noch größeres Geldhaus mit einer Bilanzsumme von 750 Millionen Euro entstehen, das in drei Landkreisen vertreten wäre.
Gewichtige Argumente für den Zusammenschluss
Die Vorstände der Volkacher Raiffeisenbank, Martin Weber und Volker Kreißl, erklären in einem Pressegespräch, bei dem sie auch für die anderen Banken sprechen, die Hintergründe und die Ziele. Für einen Zusammenschluss gebe es gewichtige Argumente: Während die Niedrigzinsphase im EU-Raum noch für viele Jahre zementiert scheint und somit die Banken wenig am Geldverleihen verdienen, steigen die bürokratischen Anforderungen ungebremst weiter, was einen hohen Personalaufwand und folglich Kosten erfordert. Dazu kommen weitere Investitionen in die zunehmende Digitalisierung der Bankgeschäfte.
Haben schon große Banken Probleme, mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, so nimmt der Druck auf kleine Häuser immer mehr zu. Vor diesem Hintergrund haben die drei Banken einen Kooperationsvertrag geschlossen, der das Ziel hat, sich im Herbst 2021 zusammenzuschließen.
Kitzinger Land ergriff die Initiative
Ausschlaggebend für die beabsichtigte Fusion war eine Initiative der Raiffeisenbank Kitzinger Land. Volkach hätte von sich aus nicht so schnell den nächsten Schritt unternommen, sagen Weber und Kreißl. Allerdings hat Volkach daraufhin Frankenwinheim angeboten, der Dritte im Bunde zu werden. Volkach und Frankenwinheim haben noch Warengeschäfte, so dass die Philosophie dieser beiden Häuser zusammenpasse, erklärt der Volkacher Vorstandsvorsitzende Weber. In Frankenwinheim gibt es ein Warenlager und eine Tankstelle, die erhalten bleiben sollen. Und auch im Ziel, möglichst viele Filialen zu erhalten, sei man sich einig. Deshalb ist den Frankenwinheimern, trotz der Lage im Landkreis Schweinfurt, der Zusammenschluss mit den Kollegen aus dem Landkreis Kitzingen sympathischer als ein Partner im eigenen Landkreis.
Das Volkacher Vorstandsmitglied Kreißl betont, dass alle drei Banken gesund und aus einer Position der Stärke heraus den Schritt in eine gemeinsame Zukunft gehen wollten. Keine habe wirtschaftliche Probleme. "Es gehen drei gesunde Banken zusammen", sagt Kreißl. Folglich könne man sich für die Vorbereitung der möglichen Fusion viel Zeit nehmen. Das hat zwei Vorteile: Zum einen können die Banken bei ihren Kunden und Genossen für den Zusammenschluss werben und ihnen ausführlich ihre Argumente erklären. Zum anderen ist Volkach nach der Fusion mit der Bank Fränkisches Weinland sicher froh um eine Atempause.
Beide Bankvorstände betonen, dass die von den drei Vorstands- und Aufsichtsratsgremien geplante Fusion – streng nach dem genossenschaftlichen Prinzip – erst von den Mitgliedern oder Vertretern beschlossen werden müsse. Die entscheidenden Versammlungen dazu werden im Mai/Juni 2021 stattfinden.
Erfolgt diese Zustimmung jeweils mit Drei-Viertel-Mehrheit lässt sich heute schon Folgendes absehen: Die Banken wollen keinem Mitarbeiter kündigen, erklären Weber und Kreißl. Allenfalls würden durch Abgänge frei werdende Stellen nicht mehr besetzt. Am dichten Filialnetz wollen die drei Banken ebenfalls festhalten. Volkach hat derzeit mit 18 Filialen etwa drei Mal so viele wie Geldhäuser vergleichbarer Größe. Allerdings räumen Kreißl und Weber ein, dass Änderungen kommen werden. Ob man sich von einzelnen Standorten trennt oder nur Geschäftszeiten einschränkt, ist noch ungewiss, aber eine "moderate" Ausdünnung werde es geben. Das wäre aber auch ohne Fusion nötig, weil sich das Kundenverhalten ändere.
Neue Dienstleistungen geplant
Dennoch bleibe es bei der Philosophie: "Der Kunde wählt, ob er in die Geschäftsstelle kommen oder online Bankgeschäfte erledigen will", sagt Weber. Beides bleibe möglich. Niemand werde ins Online-Banking gezwungen. Die Bankkunden von Kitzinger Land und Frankenwinheim müssen sich allerdings darauf einstellen, dass sie mit der Fusion Ende 2021 neue Kontonummern und neue Bankkarten erhalten würden. Technisch gesehen träten sie der Volkacher Bank bei.
Freilich will die neue Bank ihren Kunden künftig mehr Dienstleistungen anbieten. So würde ein telefonisches Kunden-Service-Center entstehen. Außerdem gäbe es mehr Spezialisten für Fragen rund um die Geldgeschäfte, wenn sich die Mitarbeiter stärker als bisher thematisch ausdifferenzieren.
Und wann käme die nächste Fusion? Weber und Kreißl winken ab. "Wir wollen nicht groß werden, sondern von klein zu mittelgroß", sagen sie unisono. Der Schritt hin zu einer einzigen Raiffeisenbank im Landkreis Kitzingen ist für sie weder erstrebenswert noch absehbar. Ein Zusammenschluss mit der VR Bank Kitzingen sei kein Ziel.