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Castell
Unabhängig von Russland und den USA werden: In Castell geht es um ein 200-Millionen-Euro-Projekt zur regenerativen Energie-Nutzung
So sieht eine Mega-Batterie für die Freifläche aus. Dieses BESS – Battery Energy Storage System – hat die Firma Energie Ernte für einen anderen Standort visualisiert. Bei Castell könnte eine noch deutlich größere Anlage entstehen.
Foto: Richard Betz | So sieht eine Mega-Batterie für die Freifläche aus. Dieses BESS – Battery Energy Storage System – hat die Firma Energie Ernte für einen anderen Standort visualisiert.
Andreas Stöckinger
 und  Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 12.04.2025 10:00 Uhr

Ein riesiger Stromspeicher könnte auf der Gemarkung der Gemeinde Castell entstehen. In der Sitzung des Gemeinderats stellten Richard Betz und Thomas Hager von der Firma Energie Ernte aus dem Raum Landsberg das Projekt mit einer Speicherleistung von bis zu 300 Megawatt vor. Im Klartext: Laut Richard Betz könnte der Mega-Speicher über 50.000 Haushalte einen Tag lang mit Strom versorgen. Kostenpunkt: nach aktuellem Preisstand um die 200 Millionen Euro. 

Bürgermeister Christian Hähnlein hatte die Fachleute eingeladen, deren Firma bereits eine Freiflächen-Fotovoltaikanlage im Ortsteil Greuth plant. Für das Batterie-Projekt hat das Unternehmen nun eine rund sechs Hektar große Fläche westlich von Greuth, in Richtung Rüdenhausen, im Visier. Die Grundstücke dort hat die Gemeinde auf längere Sicht als mögliche Gewerbefläche vorgesehen. Wie Bürgermeister Hähnlein auf Nachfrage sagte, befinden sich diese Flächen aktuell noch in privater Hand.

Energie-Experte Betz: "regenerative Energie speichern"

Die Fachleute machten deutlich, dass es um einen gigantischen Speicher geht, in dem Strom aus Sonnen- und Windenergie quasi zwischengelagert wird. Zu Zeiten, in denen regenerative Energien üppig verfügbar sind und der Preis an der Strombörse fällt, werden die Speicher gefüllt – und bei Nacht oder Windstille wird der Strom wieder ins Netz abgegeben. 

"Strom aus regenerativen Energien wird nicht gleichmäßig über den Tag verteilt produziert, sondern je nach Wetterlage. An guten Tagen passiert es immer öfter, dass das Stromnetz zu überlasten droht. Das führt dazu, dass zum Beispiel Freiflächenanlagen abgeschaltet werden müssen. Das ist schade. Denn je mehr regenerative Energie wir selbst produzieren, desto unabhängiger werden wir von Energie-Lieferanten wie Russland oder den USA", erklärte Betz. "Essenziell ist es deshalb, die regenerative Energie speichern zu können."

Die Batterien wirken wie ein Puffer, der das Stromnetz stabilisiert

Seit einigen Jahren könne man in modernen Lithium-Ionen-Batterien große Strommengen sozusagen zwischenlagern. "Der Preis für solche Speicher fällt, so dass ihr Bau jetzt wirtschaftlich gut darstellbar ist", sagte Betz. Der Fachmann verweist auch darauf, dass solche Projekte für die Kommunen Gewerbesteuer-Einnahmen bringen. 

Sonnenenergie sinnvoll speichern zu können, ist ein essenzieller Baustein der Energiewende.  
Foto: Sebastian Gollnow | Sonnenenergie sinnvoll speichern zu können, ist ein essenzieller Baustein der Energiewende.  

Dennoch: "Das Projekt in Castell hat noch viele Fragezeichen", dämpfte Betz die Euphorie. Der Standort sei jedoch günstig, da man den Mega-Speicher direkt an die vorhandene Höchstspannungsleitung anschließen könnte. "Er würde dann wie ein Puffer wirken, das Stromnetz stabilisieren und zum Beispiel den Sonnenstrom, der mittags eingespeichert wurde, nachts verfügbar machen."

Das Investitionsvolumen für den Speicher beliefe sich auf 350.000 Euro pro Megawattstunde, insgesamt also rund 200 Millionen Euro – "Pi mal Daumen und nach aktuellem Preisstand gerechnet", wie Betz sagte. Wie Ingenieur Hager ausführte, habe Energie Ernte auch die Partner, die den Speicher betreiben würden. Sie seien die Ansprechpartner und stünden im Austausch mit dem Stromkonzern Tennet. In zwei bis zehn Jahren könnte das Vorhaben realisiert werden.

Projekt steckt noch in den Kinderschuhen

Die Dimension, die es für Castell haben könnte, sprach Gemeinderat Volker Hartmann an. "Wenn das Ding steht mit so einer Leistung, dann ist das eine Entscheidung zur Ansiedelung von großer Industrie." Bürgermeister Hähnlein gab sich hinterher zurückhaltender. "Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen. Wenn wir es wollen, müssen die Gemeinde und das Unternehmen an einem Strang ziehen, damit es überhaupt funktionieren könnte", erklärte er.

Baugebiet "Schupfäcker" soll erweitert werden

Außerdem beschloss der Gemeinderat die Aufstellung eines Bebauungsplans für die Erweiterung des Baugebiets "Schupfäcker". Die insgesamt sieben Hektar umfassende Fläche wird in drei Abschnitten erschlossen, der erste umfasst etwa zwölf Plätze. Vor der Erweiterung müssen jedoch die kompletten Flächen überplant werden.

Grund dafür ist, dass der Gemeinde auch nach erneuten Gesprächen keine weitere Ausfahrt auf die Bundesstraße 286, etwa gegenüber der Einfahrt zum Kirchberg, genehmigt wird. Das Wasserwirtschaftsamt stellte sich weiterhin dagegen, weil die Straße an einer Stelle liegen würde, an der bei Starkregen bereits Probleme auftreten. Dazu fordere das Straßenbauamt laut Bürgermeister dort eine Abbiegespur. Die geänderten Pläne müssen nun erneut in die öffentliche Auslegung, eine Erschließung noch in diesem Jahr sei damit wohl nicht möglich, schätzte Hähnlein.

15 neue Lampen kosten stolze 160.000 Euro

Er informierte weiterhin, dass die Arbeiten zur Erdverkabelung im Ortsteil Greuth beginnen. Für den Ortsteil bewilligte der Rat 15 neue Straßenlampen. Der Austausch wird 160.000 Euro kosten.

Weiter stimmte das Ratsgremium dem Antrag zu, dass die Fassade am Gasthaus zum "Grünen Baum" erneuert wird. Am Dach seien laut der Vorlagen erhebliche Schäden sichtbar geworden, die repariert werden müssen. Das Fachwerkgebäude steht unter Denkmalschutz, so dass die Kommune die Erlaubnis zur Erneuerung geben muss.

 
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  • Michael Wolfrum
    Vorletzter Absatz: Wie kann es sein, dass der Austausch von 15 Straßenlampen 160.000€ kosten? Das sind über 10.000€/Lampe. Sind die vergoldet?
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  • Edgar König
    Was gibts da noch groß zu überlegen ??
    Wenn Investoren in Großspeicher investieren wollen, sollte man den roten Teppich ausrollen.
    Die Frage ist doch eher, ob die Investoren scheitern werden ??
    gez. R.K.
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