
Wie beschreibt man einen Menschen? Da ist zum einen das, was die Polizei anführt, wenn jemand vermisst wird. Was seit einigen Jahren, so scheint es jedenfalls, öfter der Fall ist als früher. Womöglich stimmt das aber gar nicht. Vielleicht spricht es sich nur schneller rum, wenn einer fehlt. Oder es wurde früher nicht so ernst genommen wie heute.
Zum Glück werden die meisten Leute schnell wieder gefunden. Manchmal dauert es auch etwas länger. So ging erst vor wenigen Wochen die Meldung eines jungen Mannes aus Markt Bibart durch die Medien. Im September 2017 verschwand er im Alter von 15 Jahren, und erst jetzt, sieben Jahre später, tauchte er wieder daheim auf.
Regionale Schubladen: Wie die Rheinländer, die Berliner und die Bayern angeblich sind
Jedenfalls gibt es nicht nur die äußerliche Beschreibung – Haarfarbe, Augenfarbe, Größe, Statur, besondere Merkmale. Das ist einfach. Viel schwieriger ist es, das Wesen der Menschen zu beschreiben. Da bedient man sich ja gerne regionaler Schubladen. Rheinländer sind aufgeschlossen, Nordlichter kühl, Württemberger fleißig und sparsam, Berliner arrogant, Bayern "urig", was auch immer das sein soll. Und die Franken?
Wir würden uns eher schwer tun, Kontakte zu schließen, wird behauptet. Wir seien nicht sehr gesprächig. Stimmt doch gar nicht. Wer das sagt, kann nur die Vielfalt der Antwort "Hm" nicht richtig interpretieren und erkennt den Wert des höchsten fränkischen Lobs "Passt scho!" nicht. Wir sagen wenig und sagen damit viel. Vielleicht würde ja "widersprüchlich" ganz gut als Beschreibung für uns passen.
Im Landkreis Kitzingen gibt's Fasching im Sommer und Feste unter der Trauerweide
Gesellig sind wir auf jeden Fall auch. Da muss man nur mal in den Kalender schauen. Gibt es irgendwo so viele Feste wie bei uns? Ein Weinfest jagt das andere, wir feiern ausgiebig Kirchweih und den Fasching sowieso. Mit dem befassen wir uns sogar im Hochsommer.
Wir feiern zu jedem Anlass und an jedem Ort. Sogar unter der Trauerweide. In Düllstadt zum Beispiel, am Wochenende beim Sandhasenfest. Und wir freuen uns, wenn andere mitfeiern, ob es die Sandhasen aus den anderen Orten sind, die Holzböck, die Räuber, die Göker, die Kracken und Schnaken und Käfer, die in der Region so wohnen.
Bei diesen Ortsnecknamen im Landkreis tut man sich zugegebenermaßen etwas schwer zu erklären, was sie beschreiben. Bei den Meebrunsern, Spetzern und Mistlachenschöpfern, die es in der Region auch gibt, wollen wir dagegen lieber gar nicht darüber nachdenken. Jedenfalls feiern alle zusammen, und wir freuen uns sogar, wenn die Touristen mitfeiern. Weil wir Franken nämlich auch weltoffen sind. Wir zeigen es nur auf unsere eigene Art.
Darf sich ein Rheinländer zu uns an den Tisch setzen? Hochschauen, kurz nicken, "Hm" brummen. Passt scho! Wenn er sich dann hinsetzt, hat er verstanden, wie der Franke tickt. Und wenn nicht, dann ist er selber schuld.