Von 0 auf 100 war er da, der Sommer mitten im Frühling. Zumindest gefühlt. Rein objektiv betrachtet ist das natürlich übertrieben. 11,4 Grad wurden in Kitzingen am 1. April gemessen. Am 6. April waren es 27,4. Ein Wert, der Kitzingen mal wieder überregional in die Schlagzeilen brachte. Wobei es rein klimaschutztechnisch nicht gerade eine gute Werbung ist, so oft als (fast) heißeste Stadt in den Nachrichten aufzutauchen.
Jedenfalls haben die Sonne und die hohen Temperaturen Blüten getrieben. Schöne, wie am Königsplatz. Dort und in den vielen anderen von den Stadtgärtnern bestückten Beeten leuchten bunte Blumen. Die Kirschbäume in den Gärten strahlen im reinsten Weiß, die Rapsfelder in der Flur in freundlichem Gelb. Eine Farbenpracht, die das Auge erfreut.
Auch Unschönes bringt der Frühling mit sich – und Seltsames
Der Frühling treibt aber auch unschöne Blüten, wie auf der Windschutzscheibe. Ein leises Klackern begleitet den Tod der Insekten, die vielfach ihr Leben lassen, wenn wir mit dem Auto übers Land fahren. Eine grau-weiße Masse, mehr bleibt nicht übrig – und wir Menschen regen uns darüber auf, dass wir die Scheibe putzen müssen. Es gab Jahre, da waren es weit weniger Flecken. Was klimaschutztechnisch betrachtet sogar eine gute Nachricht sein mag. Mehr tote Insekten auf der Scheibe geht ja nur, wenn es mehr Insekten gibt.
Seltsame Blüten treibt die Kleidung, die man in diesen Tagen auf den Straßen sieht. Eine junge Frau mit käseweißen Beinen in hellen Hotpants und Trägertop. Ein Mann in gefütterten Stiefeln und dicker Jacke. Oder beides wird kombiniert, was manchmal an einen Lolly erinnert. Die obere Hälfte dick gepolstert, die untere mit "nackerde Steckerlesbee", wie es bei uns in Franken heißt. Schweiß auf dem Oberkörper und Gänsehaut an den Beinen – da weiß das Hirn doch gar nicht, welche Alarmmeldung jetzt zählt. Ist das gesund? Keine Ahnung. Praktisch nicht. Und schön? Ich sag' ja, seltsam trifft es am besten.
Es geht runter, rauf und wieder runter mit den Temperaturen in Kitzingen
Wobei wir niemanden überreden wollen, die dicken Jacken oder die kurzen Hosen jetzt sofort ganz wegzuräumen. Ein Blick auf die Wettervorhersage zeigt, dass wir beides noch brauchen werden. Runter, rauf, runter geht es mit den Temperaturen in den nächsten 16 Tagen. Mal gibt es neun Sonnenstunden, mal nur eine. Mal sind 24 Grad angekündigt, mal neun. Blöd allerdings, dass die Kombi 9 Grad und 1 Stunde Sonne ausgerechnet für den übernächsten Sonntag vorhergesagt wird.
Genau für den Tag also, an dem die Stadt zum ersten verkaufsoffenen Sonntag des Jahres lädt. Ob das eintrifft, muss aber eigentlich niemanden kümmern. Schließlich wissen wir auch ohne Wetter-Wissenschaft: Am 21. April ist Kitzinger Frühling. In Hotpants oder Daunen. Punkt. Aus. Basta.