
Ende vergangener Woche, als es mal wieder heiß war in der Stadt Kitzingen, hätten wir uns gerne in die Vergangenheit gebeamt. Ein Knopfdruck, ein paar komische Strahlen, ein komisches Geräusch und schon wären wir dort gestanden, vor dem Haupteingang des Kaufhauses Storg und dem dort aufgestellten Soft-Eis-Automaten. Waffel ziehen, unter die Öffnung halten, leicht im Kreis schwenken und dann die süße weiße Masse genießen – ach, wie war das schön! Dass das Zeug auch über die Hand lief und am Boden lauter pappige Flecken waren, die man munter mit den Schuhen ins Kaufhaus trug, das ist längst vergessen. Als Kind ist einem so was wurscht.
Der Softeis-Automat ist ebenso wie das Reit-Tier am Hintereingang des Kaufhauses längst verschwunden, die Fische im Aquarium an der Frische-Theke im Lebensmittelmarkt im Untergeschoss erst recht. Die hässliche Elemente-Verblendung ist auch weg. Dafür gibt es jetzt ein Café mit Bäckerei, ein Kleidergeschäft, eine Tagespflege, viele Wohnungen und eine ordentliche Fassade.
Alles neu ist aber auch nicht gut. So ein kleines bisschen was kann man schon lassen, hat sich wohl jemand gedacht – wer auch immer das sein mag. Das Softeis ging nicht, das ist süß, ungesund und der Selbstbedienungsautomat nicht hygienisch. Fische im Aquarium schwimmend zu beobachten, bevor man sie verzehrt, ruft heutzutage Tierschutzorganisationen auf den Plan. Was man aber guten Gewissens lassen kann, ist ein völlig schepser Gehsteig. Der hat keine Lobby und keine Gegner und über dessen politische Korrektheit muss man auch nicht lange sinnieren.
Schief und mit Hürden gespickt: Bitte die Füße heben und gut auf den Weg achten
Und so wackeln wir nach wie vor wie die Hanghühner am hinteren Teil des ehemaligen Kaufhauses entlang. Rein hüfttechnisch müssen wir uns keine Gedanken machen, beim Rückweg ist es ja andersrum krumm. Dazu gibt es alle paar Meter hübsche Stolperfallen im Belag, wie dicke Schnüre ziehen sie sich quer über die Lauffläche.

Womöglich ist das Ganze aber sehr wohl durchdacht. Wie erwähnt befindet sich ja eine Tagespflege im Gebäude. Wer da hin geht, ist womöglich nicht mehr ganz so gut zu Fuß, muss aber trotzdem darauf achten, dass er sich fit hält. Wer braucht schon einen extra Trainingsraum, wenn der Bürgersteig ausreicht, um das Gleichgewicht zu schulen? Wer muss künstliche Hürden zum Muskeltraining aufbauen, wenn die bereits in die Oberfläche integriert sind?
Und die Augen werden auch noch geschult, denn wer da läuft, sollte schon genau auf seinen Weg schauen. Hardcore-Sportler laufen dann noch ein paar Meter weiter und absolvieren auch den Berg-und-Tal-Zebrastreifen. Auf dem Rückweg kurz halten, ans Softeis denken, und schon ist was für die grauen Zellen getan.
Einmal zum "Storg" und zurück, das ist das ideale Fünf-Minuten-Workout für die Mittagspause. Samt gutem Gefühl: Man ist froh, wenn man dann wieder am Schreibtisch sitzt.