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Stadtschwarzach
50 Jahr Autohaus Högner: Mit E-Autos aus China in die Zukunft
Das Schwarzacher Autohaus gibt es seit 52 Jahren. Wegen Corona fiel die Jubiläumsfeier bisher aus. Wie sich das kleine Unternehmen erfolgreich am Markt behauptet und wo es seine Zukunft sieht.
Das waren noch Zeiten: In seinem 58 Jahre alten Renault R4 Plein Air Cabrio fühlt sich der 77-jährige Firmengründer Horst Högner pudelwohl.
Foto: Peter Pfannes | Das waren noch Zeiten: In seinem 58 Jahre alten Renault R4 Plein Air Cabrio fühlt sich der 77-jährige Firmengründer Horst Högner pudelwohl.
Peter Pfannes
 |  aktualisiert: 09.02.2024 03:36 Uhr

Den 50. Geburtstag ihres Autohauses wollten die Högners 2020 eigentlich groß feiern. Dann kam Corona, alle Planungen wurden zunichte gemacht. Zwei Jahre später sind sie verunsichert. Macht es Sinn, die Feierlichkeiten nachzuholen oder das 55-jährige Bestehen abzuwarten? Hans Jürgen Högner und seine Lebenspartnerin Heike Winkler haben sich für ein Fest in drei Jahren entschieden. Schließlich bewegt man sich in Sachen Pandemie aktuell immer noch auf dünnem Eis. Wie hat sich dieses kleine Autohaus in Schwarzach fünf Jahrzehnte lang gegen die große Konkurrenz der Autogiganten und der Online-Händler behauptet? Wie ging es 1950 los?

Der Arbeitsmarkt war angespannt, Jobs waren rar. Firmengründer Horst Högner erinnert sich an das Ende der 1950er-Jahre, als er beschloss, sich selbstständig zu machen und sein Autohaus zu gründen. "Anfangs war es eine harte Zeit", erinnert er sich. Doch zusammen mit seiner Frau Christa, die alle Büroarbeiten erledigte, überstand man alle Tiefen und Höhen. Als Kfz-Meister bildete Horst Högner in den Folgejahren sechs Lehrlinge aus und lehrte sie das Kfz-Handwerk von der Pieke auf.

Mit Autobianchi-Fahrzeugen fing alles an

Seit 52 Jahren werden bei den Högners in Stadtschwarzach Autos repariert und verkauft. Das Bild von 1992 zeigt drei Generationen: (von links) Schmiedemeister Kilian Högner, sein Enkel und damaliger Geselle Hans Jürgen Högner und sein Sohn, Kfz-Meister Horst Högner (Firmengründer).
Foto: Peter Pfannes | Seit 52 Jahren werden bei den Högners in Stadtschwarzach Autos repariert und verkauft. Das Bild von 1992 zeigt drei Generationen: (von links) Schmiedemeister Kilian Högner, sein Enkel und damaliger Geselle Hans ...

Mit Autobianchi, einer italienischen Automobilmarke mit Sitz in Mailand, fand er einen zuverlässigen Partner. Später übernahm Högner den Service für Renault. Ende des letzten Jahrtausends wurde das Autohaus zur freien Werkstatt. Sein Sohn Hans Jürgen hatte damals in Würzbur eine Lehre zum Karosseriebauer und Lackierer absolviert. Nach der Lehre stieg er beim Vater ein: Die Erfolgsgeschichte konnte weiter gehen.

Vor neun Jahren übernahm Hans Jürgen Högner den elterlichen Betrieb und startete mit dem Werkstattkonzept 1a Autoservice. Heike Winkler erledigt seitdem alle Arbeiten außerhalb der Werkstatt. Um sich im Wettstreit um die Autokunden zu behaupten, bietet der neue Chef seit vier Jahren chinesische Fahrzeuge an, mittlerweile auch mit Elektromotor. Baic und DFSK heißen die beiden Hersteller aus Fernost, die in Technik und Optik europäischen Standard anbieten wollen.

Chinesische Autos mit Mercedes-Benz-Genen

Das Team von Auto Högner in Stadtschwarzach mit Inhaber Hans Jürgen Högner (links), Lebenspartnerin Heike Winkler und Geselle Florian Belzner.
Foto: Peter Pfannes | Das Team von Auto Högner in Stadtschwarzach mit Inhaber Hans Jürgen Högner (links), Lebenspartnerin Heike Winkler und Geselle Florian Belzner.

20 Prozent Anteil hält Mercedes bei den chinesischen Exporteuren. Für Hans Jürgen Högner ein klarer Vorteil: Bei manchem Design fühlt er sich an einen Benz erinnert, sagt er. Im vergangenen Jahrzehnt habe sich viel im Autobau und in der Technik verändert, weiß der Chef des Autohauses. Umso mehr freut sich der 58-Jährige darüber, dass er mit Florian Belzner einen treuen und zuverlässigen Mitarbeiter hat. Der Geselle hat im Betrieb schon seine Lehre absolviert und sich auf vielen Lehrgängen fortgebildet.

Während sich der Nachwuchs um den Alltag im Autohaus kümmert, denkt Gründer Horst Högner an alte Tage. Jetzt, mit seinen 77 Jahren, hat er viel Zeit, um sich um sein größtes Hobby zu kümmern: Oldtimer. Ein Renault R4 Plein Air Cabrio, Baujahr 1964, – eine echte Rarität – und ein Renault Caravelle, Baujahr 1968, zeugen von seiner früheren Vorliebe für den französischen Autohersteller. Herzerfrischend stehen beide Veteranen in der Werkstatt der Högners und warten darauf, bestaunt zu werden. Welch ein krasser Gegensatz: ein uralter Verbrenner neben einem Hightech-Elektro-Auto aus China.

Hans Jürgen Högner hat die Zeichen der Zeit erkannt und setzt auf E-Mobilität. "Die technische Entwicklung ist rasant", erklärt der Firmenchef. Ständige Modellwechsel bei den Autos bereiten ihm gelegentlich Kopfzerbrechen und für die E-Autos hat Geselle Belzner einen Hochvolt-Kurs besucht.

Dass eine 3000-Seelengemeinde wie Schwarzach heute noch ein kleines Autohaus besitzt, erklärt Högner so: "Die Leute wollen keine Nummer in einem großen Autohaus sein. Wir halten persönlichen Kontakt zum Kunden." Er setzt bei der Reparatur nicht nur auf Neu- sondern auch auf Gebrauchtteile. Die Philosophie des Familienbetriebs umschreibt Heike Winkler kurz und bündig: "Bei uns wird nicht nur ausgetauscht, sondern noch richtig repariert."

 
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  • sabbel
    Ich habe 2009 im Rahmen der Abwrackprämie meinen alten VW-Passat verschrottet, und bei der Firma Högner einen neuen Dacia als Arbeitspferd mit wenig Erwartung gekauft, von dem mich wirklich alle Bekannten gewarnt haben. (vor dem Dacia) Es gab bisher keinerlei Probleme, jetzt nach 13 Jahren hat der TÜV lediglich ein ausgeschlagenes Achsgelenk und die spröden Manschetten bemängelt, zum 1. mal die Plakette verweigert. Vom Kauf bis zur aktuellen Reparatur hat mich die Fa. Högner nicht mehr gesehen, ich wurde jetzt trotzdem freundlich empfangen, und der Auftrag wird bearbeitet. Von daher werd ich mir den elekrischen Chinesen jetzt näher anschauen ...
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  • gowell70@yahoo.de
    Lustig wird's, wenn Ersatzteile bestellt werden müssen.
    Wartezeit: Irgendwas zwischen vier Wochen und zwei Jahren?
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  • ParkAndRead
    Viel Glück und Erfolg wünsche ich weiterhin dem Familienbetrieb, um dann endlich das 55 Jubiläum mal feiern zu können. Aber auf den chinesischen Müll hätte man getrost verzichten können. Da werden wir kein Partner.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Der Müll (Halbleiter) aus China/Hong Kong ist größter Exporteur und der Schrott wird in deutsche Autos eingebaut. Ohje?
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Autos aus China sollen zum Erfolg führen? Da hat wohl jemand komplett verpennt in welche Richtung sich China entwickelt.
    Abgesehen davon kann man ja mal versuchen verlässliche Infos zu BAIC Autos im Internet zu finden. Bei mobile.de gibt es 57 Angebote, darunter 0 mit Elektroantrieb.
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