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DETTELBACH
50.000 Euro Kosten für Open Air: Räte sind geschockt
Echo 2018       -  Wincent Weiss (links) erhielt im April den Echo als Künstler Pop National von Campino bei der 27. Verleihung des Deutschen Musikpreises Echo. Am Freitag ist er in Dettelbach zu erleben. Sein Auftritt war jetzt Thema im Dettelbacher Stadtrat.
Foto: Jörg Carstensen | Wincent Weiss (links) erhielt im April den Echo als Künstler Pop National von Campino bei der 27. Verleihung des Deutschen Musikpreises Echo. Am Freitag ist er in Dettelbach zu erleben.
Robert Haaß
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:45 Uhr

„Die Zahlen sind viel zu hoch, aber eine Absage wäre eine Blamage für Dettelbach.“ Michael Hartmann brachte die Stimmungslage etlicher Stadträte in ihrer Sitzung am Montagabend auf den Punkt.

Zuvor hatte die Verwaltung die bisherigen Kosten für das Konzert von Radio Gong auf den Tisch gelegt: Über 47.000 Euro sind zwischenzeitlich ausgegeben, dazu kommt eine Arbeitsleistung von knapp 160 Stunden durch die Verwaltung.

Mitte März hatte die Stadt die Radio-Gong-Bürgermeisterschaften und damit ein Freiluftkonzert von Wincent Weiss gewonnen. In der Ratssitzung am 19. März beschloss eine Ratsmehrheit, dass die Stadt als Veranstalter für dieses Konzert auftritt, so sich genügend Helfer zur Umsetzung finden.

„Wir haben uns alle den Arsch aufgerissen“

Die haben sich auch gefunden und sind sehr rührig: Da wurden eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts gegründet. Da wurden viele Vereine aus Dettelbach mit ins Boot genommen, die Mäharbeiten auf dem Gelände erledigt, zwischenzeitlich Bauzäune und Einfriedungen gestellt, alleine 40 Parkplatzeinweiser von den örtlichen Feuerwehren gestellt, insgesamt etliche Hundert Helferstunden geleistet: „Wir haben uns alle den Arsch aufgerissen“, sagte Ratsmitglied Marcel Hannweber, der im Organisationsteam mitarbeitet. Ein möglicher Gewinn aus der Veranstaltung soll unter den beteiligten Vereinen nach Stundenleistung aufgeteilt werden.

Und trotzdem: Für die erwarteten 10.000 Konzertbesucher ist ein aufwendiges Sicherheitskonzept nötig. Das kostet Geld und dafür muss die Stadt aufkommen. Da ist professionelle Sicherheit nötig: Gut 16.000 Euro. Die Absperrsysteme müssen ebenso, wie die Generatoren und die Beleuchtung angemietet werden: 23.000 Euro. Und die technische Vorplanung kostet noch mal gut 5000 Euro. Dazu kommen etliche „kleinere“ Ausgabenposten. Nicht einberechnet sind die Arbeit der Verwaltung und natürlich die Helferstunden.

"Die Zahlen sind schockierend"

In der Diskussion im Rat wurde die Arbeit des Organisationsteams hoch gelobt. Zudem gebe es Werbung für die Stadt und natürlich stärke eine solche Veranstaltung auch den Zusammenhalt der Dettelbacher, insbesondere der mithelfenden Vereine. Doch dann kam das „große Aber“: „Die Zahlen sind schockierend“, sagte etwa Ralph Peckmann, „mit 50.000 Euro kann man verdammt viel anfangen, das Steuergeld hätte besser eingesetzt werden können.“ Für Manfred Berger war beim Beschluss im März „viel Naivität da“. Es sei ein Lehrbeispiel dafür, was man künftig anders machen sollte.

Karlheinz Bielek wollte eine Deckelung der städtischen Ausgaben auf 50.000 Euro sehen. Davor aber warnte Bürgermeisterin Christine Konrad: Wenn diese Kosten überschritten werden sollten, dann müsse die Stadt das für den 18. Mai geplante Konzert noch kurzfristig absagen: „Dann gibt's Chaos“, so die Bürgermeisterin, die auch sagte, dass es vom Radiosender noch einen Zuschuss in Höhe von 10.000 Euro geben könnte.

Am Ende stimmte eine deutliche Ratsmehrheit bei zwei Gegenstimmen, wenn auch etliche unter erheblichem Zähneknirschen zu, das Konzert zu veranstalten und die außerplanmäßigen Ausgaben zu billigen.

 
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  • H. A.
    Ich habe diese Methode schon immer als fragwürdig angesehen und hoffe wirklich das jetzt auch der letzte kapiert hat, wer am Ende die zeche bezahlen muss. Für mich ist der Radio Sender längst zu Radio Gaga verkommen, er ist und bleibt eben ein Kindersender,
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  • R. B.
    Endlich wird mal öffentlich, was so eine "gewonnene" Veranstaltung kosten kann. Da würde ich mir als Stadt zweimal überlegen hier mitzumachen. Werbung für Radio Gong auf Kosten der Steuerzahler? Kann die Entscheidung von Zellingen gut nachvollziehen. Wenn dann wenigstens noch eine einigermaßen anständige Musik angekündigt wäre. Aber Wincent Weiss. Na dann mal viel Spaß!
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  • H. H.
    Wer die Musik bestellt, hat auch zu bezahlen, nur wer hat sie bestellt? Wenn Radio Gong ein Gewinnspiel macht und der „Hauptgewin“ ein Konzert ist, dann muss halt Radio Gong bezahlen, alles andere fiele ja unter die Kategorie „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“, auf die Platzmiete kann dann die Stadt Dettelbach großzügig verzichten.
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  • M. Z.
    .....naja die Rahmenbedingungen waren vorher schon klar. Radio Gong übernimmt auch gerne die Orga der ganzen Veranstaltung, wird aber auch dann Alles einstecken wollen grinsen Radio Gong hat im Jahr 2017 auch zu seinem 30 Gebutstag nach Giebelstadt zu "Fanta Vier" eingeladen und hat sich gut feiern und Eintritt zahlen lassen. Also wenn ich zu meinem Geburtstag einlade und feiern will, schauts anders aus grinsen Grins
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  • M. Z.
    ...... wer die Wahl verfolgt hat, hat ja mitbekommen, dass eine Gemeinde die Veranstaltung vornherein dankend abgelehnt hat, obwohl dies eine positive Werbung angeblich sein sollte. Die Gemeinde hat vornherein schon in Frage gestellt, wer die größeren Risiken zu tragen und (Gemeinde oder Radio Gong) und wer dann den möglichen Gewinn einsackt
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  • Veraltete Benutzerkennung
    War Dettelbach nicht die Gemeinde, die für einen Verschlüsselungstrojaner Lösegeld bezahlt hat? Das (Steuer-) Geld muss in Dettelbach ja reichlich vorhanden sein.
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  • W. K.
    Bleibt zu hoffen, dass die Gemeinden für die nächsten Jahre etwas daraus lernen.
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  • R. A.
    Tja liebe Verwaltungsfachleute:
    Nun seht ihr mal, was den anderen Veranstaltern alles auferlegt wird und was das kostet. Diese Verfaltungsspezialisten sind unter anderem Schuld daran, dass weniger Grosse Festivals und Feste gefeiert werden koennen.
    Das kann ein normaler Wirt, Verein oder Privatperson in keinster Weise leisten.
    Passt dann das Wetter und die Wettbewerbssituation nicht dazu, hast als Veranstalter ganz schnell verloren.
    Also tut sich das fast keiner mehr an.
    Noch Fragen?
    Die Regulierungswut unserer Beamteten Erfuellungsgehilfen trifft alle
    Vor allem die Macher
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  • U. A.
    Die anderen Veranstalter / Vereine z.B. müssen das auch aus eigener Tasche zahlen und deren Vorstände sind im Zweiflsfalle auch persönlich haftbar (mit ihrem Privatvermögen und unbegrenzt!), wenn dem Verein durch Fehlentscheidungen ein finanzieller Nachteil entsteht.
    Im Falle wie in Dettelbach geht es ja wieder mal "nur" um Steuergelder, Da denken sich wohl wieder mal viele Verantwortliche "nicht so schlimm, nicht mein Geld!"
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