
Am Anfang war es nur eine Idee am Küchentisch. Christiane und Claus Peter Berneth hatten auf einem Uni-Campus in den USA ein Kunstfest mit viel Spaß und lockerer Atmosphäre erlebt. Die beiden überlegten, ob so etwas nicht auch für Marktbreit (Lkr. Kitzingen) denkbar wäre, das hübsche, aber eher ruhige Städtchen, in das sie ein paar Jahre zuvor gezogen waren.
Es war möglich. Und ist es dank eines stabilen Organisationsteams, vieler Helferinnen und Helfer und der Unterstützung durch die Stadt bis heute. Bis heute auch findet das Kunstfest Artbreit unter dem Banner der Altstadtfreunde im Marktbreiter Heimatverein statt. Der Verein hatte Anfang der 1990er Jahre, nach weitgehend abgeschlossener Altstadtsanierung, Kapazitäten frei und war offen für eine Aktion, die eine Bereicherung des kulturellen Lebens versprach.

Aus der Idee am Küchentisch wurde also ein deutschlandweit beachtetes Kunstereignis, das am kommenden Wochenende zum 20. Mal in 30 Jahren stattfinden wird. "Die Uridee war eher musiklastig", sagt Peter Berneth. "Wir wollten an verschiedenen Stellen dezentral Bands und Gruppen unterschiedlicher Stilrichtungen anbieten. Und dazwischen Kunst ausstellen."
Musik gibt es immer noch, aber inzwischen steht die bildende Kunst im Vordergrund
Musik gibt es bei Artbreit bis heute reichlich, doch inzwischen steht die bildende Kunst im Vordergrund. Bei der ersten, noch recht kleinen Ausgabe 1994 spielte sie noch eine untergeordnete Rolle. Aber schon damals trat ein Effekt ein, der entscheidend zur Akzeptanz der Einheimischen beitrug: "Wir haben als Zugezogene besondere Ecken in der Altstadt entdeckt und in Szene gesetzt", sagt Berneth, der im Team seit vielen Jahren für die Kunst zuständig ist. "Viele haben dadurch ihren Heimatort neu entdeckt."

Schon zur zweiten Ausgabe im Jahr darauf hatte sich auch außerhalb der Stadt herumgesprochen, dass es sich lohnte, mal vorbeizuschauen. Bis 2004 fand Artbreit jährlich statt, dann war die komplett ehrenamtlich organisierte Veranstaltung so groß geworden, dass der Aufwand nicht mehr jährlich zu stemmen war. Außerdem wollte man der Gefahr einer Gewöhnung beim Publikum zuvorkommen. Man stellte auf das Biennale-Prinzip um, also auf zweijährlichen Rhythmus.
Am Artbreit-Wochenende sind in den Hotels alle Betten belegt
Heute reisen die Kunstfreunde von weither an. Um die 5000 sind es pro Ausgabe, schätzt Claus Peter Berneth, immer am Wochenende vor Pfingsten. "Dann sind hier alle Betten belegt." Der Tourismus in der Region sei erst in den letzten Jahrzehnten so richtig in Fahrt gekommen. "Artbreit hat bestimmt dazu beigetragen, den Ort bekannter zu machen."
Mit den Jahren wurden auch die Namen der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler prominenter, 50 sind es pro Ausgabe. "Es geht darum, die Künstler im richtigen Moment zu erwischen", sagt Berneth. "Wenn sie noch nicht den ganz großen Namen haben und hier eine echte Chance bekommen. Und wer hier war, hat auch Lust wiederzukommen." Einige hätten dank Marktbreit schnell weitere Möglichkeiten bekommen, auszustellen, für viele Karrieren sei das Kunstfest durchaus förderlich gewesen. Berneth will keine Namen herausgreifen. Aber: "Wenn wir dann sagen können, der oder die war auch schon bei uns, sagen wiederum andere zu."
Bis vor zweieinhalb Jahren war Claus Peter Berneth (69) noch im Job. "Ich habe keine Ahnung, wie das funktioniert hat", sagt er. Heute hat er naturgemäß mehr Zeit für die Vorbereitungen des Kunstfests, das etwa ein Jahr Vorlauf hat. Zeit, zum Beispiel die Skulpturen für den Außenbereich bei den Künstlerinnen und Künstlern abzuholen. Das sind nicht selten tonnenschwere Arbeiten, die mit geliehenen Lkw oder auf Anhängern transportiert werden.

Das Kunstfest beginnt mit einem Eröffnungskonzert am Freitag und offenen Ateliers am Samstag. "Ursprünglich fand Artbreit nur am Sonntag statt, aber wir haben festgestellt, dass viele schon am Samstag kamen, um sich in Ruhe die Kunstwerke anzuschauen und mit den Künstlerinnen und Künstlern zu reden", erzählt Berneth. Also öffnete man die Ateliers offiziell einen Tag früher.
Das Highlight ist immer die Arbeit, die über dem Breitbach platziert wird und meist einige Monate bewundert werden kann - mal an Stahltrossen hängend wie 2020 "Die zweite Welle" von Martin Steinert, mal auf einer eigens konstruierten Brücke aus Stahlträgern wie heuer die beiden Figuren der Arbeit "Komm" von Agnes Keil. 2,5 Tonnen Stahl, die fast schwerelos über dem Wasser schweben, im Hintergrund die pittoreske Altstadt. Ein dynamisches Kunstwerk voll Optimismus, das allein schon fast die Anreise wert ist.
Kunstfest Artbreit, Marktbreit: 11. und 12. Mai, Kunst und Musik (am Sonntag) draußen und drinnen an vielen Orten der Stadt. Am Samstag ab 13 Uhr offene Ateliers. Freitag, 10. Mai, 20 Uhr, evangelische Kirche St. Nikolai, Eröffnungskonzert mit dem Tingvall Trio (Jazz). Weitere Infos und Karten unter artbreit.de