Das Kegeln ist eine alte Freizeitbeschäftigung, die in Rothenburg ob der Tauber schon 1157 verboten wurde. Damals ging es beim Kegeln aber nicht vorrangig um den Sport, sondern eher um ein Glücksspiel, auf das Wetten abgeschlossen werden konnten.
Beim Erforschen der Heimatgeschichte wird deutlich, dass das Kegeln seit dem 19. Jahrhundert als „das Spiel des deutschen Mannes“ gilt. Dass früher der Adel und die höfischen Kreise diesem Hobby nachgingen, wird 1682 durch die Lieferung eines von Zeiler Steinhauern behauenen Steines für den Kegelplatz im Garten von Schloss Geyerswörth in Bamberg belegt.
Der traditionsreiche Sport hat es seit geraumer Zeit wie viele andere altehrwürdige Vereine schwer mit dem Nachwuchs. Das Ende des Zeiler Kegelclubs „Goldene 13“, der seine gewonnenen Pokale nun verschenkt hat, ist ein beredtes Beispiel. In Deutschland ging die Zahl der Mitglieder des Deutschen Kegler- und Bowlingbundes seit 2002 von 253 000 auf 81 000 zurück.
Im Landkreis Haßberge zählte das Kegeln neben dem Schießen zu den ältesten Sportarten. Erstmals ist in Zeil diese Freizeitbeschäftigung 1685 in den Ratsprotokollen nachweisbar. Der Stadtschreiber, der Schulmeister und Conrad Heller haben in einem Gasthaus beim Tischkegeln miteinander „gekugelt“.
Tischkegeln war billig anzuschaffen
Am Fronleichnamstag hatten die drei vom Pfarrer einen „Trunckh“ bekommen und waren nach dem „Kugeln“ in Uneinigkeit geraten. Das Tischkegeln war wohl wegen der niedrigen Anschaffungskosten recht beliebt und zu jeder Jahreszeit zu spielen.
Später notierte der Stadtschreiber, dass Zeiler beim Bader nach dem Kegeln ein Viertel Wein ausgewürfelt hätten. Interessant ist eine Beschwerde vor dem Zeiler Stadtrat. Danach stritten sich 1792 zwei Gäste bei einem Tischkegelspiel. Einer beschuldigte seinen Partner, er hätte ihn betrogen, was er nicht auf sich sitzen lassen wollte.
Es kam zu einer tätlichen Auseinandersetzung: Der Stadtrat Sebastian Steininger fasste seinen Kontrahenten an den Haaren und warf ihn zu Boden, wo er ihn mit den Füßen traktierte. Auch hatte er ihn „mit Fäusten ins Auge und auf den Kopf geschlagen und mit den Fingern in den Mund gegriffen, um diesen aufzuschlitzen“, steht zu lesen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das Kegeln schon weit verbreitet. In einem Brief schrieb 1814 der Dichter Friedrich Rückert aus Ebern: „Hier ist keine Seele, außer einige Tabaksraucher, Biertrinker, Kegelschieber und Mädchenjäger“, womit er wohl andeuten wollte, dass er hier nur Müßiggänger vorfand. Ob er schon damals die neun Eberner Türme als „Kegelspiel“ wahrgenommen hatte, ist fraglich.
In den Nachtsunden verboten
Bis ins 20. Jahrhundert waren die Kegelbahnen zumeist halboffen und dadurch nicht immer benutzbar. Während der Nachtstunden war die geräuschvolle Ausübung des Kegelspiels allerdings verboten.
Für viele Leute war es ein Vergnügen, an den sommerlichen Sonn- und Feiertagen etwas außerhalb der Orte ein Bierlokal oder gar einen schattigen Garten aufzusuchen, wo man in überdachten Sommerkegelbahnen auch dem Kegelspiel frönen konnte. Zumal es wegen des Lärms weniger Beschwerden zu befürchten waren.
Das Kegeln wurde Ende des 19. Jahrhunderts wegen seines „wohltätigen Einflusses auf den menschlichen Organismus und des gesellschaftlichen Aspekts“ geschätzt.
1844 ließ sich in Zeil Adam Kraus am Stadtausgang nach Haßfurt, gegenüber der heutigen Autolackiererei Kloe, eine Sommer-Kegelbahn errichten. Diese war mit steinernen Platten belegt, was ihr eine bislang ungewohnte Schnelligkeit verlieh. Dieser Fortschritt war sehr willkommen, denn die meisten Kegelbahnen bestanden bis dahin zumeist nur aus Lehm- oder Bretterböden.
Dass ein solcher Luxus bei einer Steinplattenkegelbahn möglich war, ist wohl auf die gerade im Aufblühen begriffene Steinindustrie zurückzuführen. Die Bahn, zu der in den 1930er-Jahren auch ein Billardtisch gehörte, war noch bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs (1939) in Betrieb.
1851 beschwerte sich der Landrichter in Eltmann bei den Bürgermeistern, dass in einzelnen Gemeinden die „anstandswidrige, sittenverderbende und die polizeyliche Ordnung gefährdende Gewohnheit in Aufnahme gekommen ist, dass die ledige weibliche Jugend theils allein, theils in Gesellschaft von Mannspersonen bei Tag und bei Nacht Bierschenken, Kegelbahnen und Schießplätze besucht“.
1861 meldeten die Amtsärzte von Eltmann und Haßfurt pflichtgemäß nach München: „Tanz, Kegel- und Kartenspiel gehören zu den gewöhnlichen Vergnügungen der Bezirksbewohner.
1857 baute der Gastwirt Schauer vom „Roten Ross“ am Fuß des Kapellenberges oberhalb der heutigen Anwesen Kirchner und vormals Scheuring ein Kellerhaus mit Kegelbahn. Seine Nachfolgerin, die Witwe Anna Veit, fügte 1884 noch einen Lagerkeller hinzu. Die Kegelbahn war noch bis zum Ersten Weltkrieg in Betrieb. Das Kellerhaus neben dem Treppenaufgang zur Bergkapelle, hat später die Familie Maaß erworben.
Kegelbuben überflüssig
1866 errichtete sogar der Main-Fährer Georg Götz in seiner auf der linken Mainseite gelegenen Gastwirtschaft „Mainlust“ eine Kegelbahn. Auch hier – weitab von Zeil und Sand – störte der Lärm des Kegels keine Bürger in ihrer Ruhe.
1889 offerierte der Wirth Weinig von der Alten Freyung eine „Gartenwirtschaft mit chinesischem Gartenhaus nebst neu hergestellter Kegelbahn“.
1953 baute die Brauerei Göller eine neue Doppelkegelbahn. Hierfür wurde ein Wegstück an der Stadtmauer verwendet. 1963 kam dann die Automatisierung der Bahn, was die Kegelbuben überflüssig machte. Das Gebäude der Kegelbahn wird nun in den nächsten Wochen abgerissen, um den Biergarten zu vergrößern und zu verschönern.
Abriss steht bevor
Ende des 19. Jahrhunderts sang man in der „Alten Freyung“ – nach der bekannten Melodie des Münchner Volksliedes „So lang der alte Peter“: „So lange Kugel kullern, die Kegelbahn hinaus, so lang stirbt die Gemütlichkeit in der Freyung niemals aus.“ Die Zeiten haben sich geändert. Die Gemütlichkeit in der Freyung wird auch ohne Kegelbahn weiter bestehen.
Am Ende der Langgasse, gegenüber dem ehemaligen Geschäft Wittig, befand sich ein stattliches Gasthaus, das seit 1919 „Zur deutschen Eiche“ hieß. 1908 eröffnete der Gastwirt Mathias Haderer eine Kegelbahn an der äußeren Stadtmauer entlang der Judengasse. Die halboffene Kegelbahn war noch bis etwa 1928 in Betrieb gewesen und diente hernach als Holzlager.
Bis zum Bau der Eisenbahn (1851) gab es zwischen der heutigen Grabengärten-Siedlung und der Eisenbahnlinie einen großen Schießplatz für die Zeiler Schützen. Aus Sicherheitsgründen wurde das Schussfeld beseitigt und die Schützen mussten ihren Sport in Steinbrüchen oder Kegelbahnen ausüben.
Kegeln kann man eigentlich nicht als lebensgefährlich bezeichnen. Doch 1880 stieß sich in Ermershausen der Bote Baer beim Kegeln einen Splitter unter einen Fingernagel, als er mit der Kugel zu nahe an einem Brett anstreifte. Der Mann schenkte der scheinbar leichten Verletzung keine große Aufmerksamkeit. Zu spät wurde erkannt, dass die Verletzung zu einer Blutvergiftung führte, die den Kegler schließlich das Leben kostete.
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