Während in Zeil der Schießplatz an der Eisenbahnlinie ab 1851 aus Sicherheitsgründen beseitigt wurde und die Schützen ihren Sport in Steinbrüchen oder Kegelbahnen ausüben mussten, diente umgekehrt die Schieß-Halle auf dem Schützenberg vorübergehend auch zum Kegeln.
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Bis zum Verbot der katholischen Organisationen im Dritten Reich, nutzten kirchliche Vereine wie die DJK das 1926 erbaute Schützenhaus für sportliche Betätigung, wozu auch der Kegelsport gehörte.
Der Westheimer Landwirt Richard Wagner erinnerte sich 1981, wie es auf der örtlichen Kegelbahn zuging. Diese wurde von der älteren Generation beherrscht, sie war eben eine Domäne für „gestandene“ Männer. Jüngere Burschen hatten hier nichts zu suchen und wurden hinausgeworfen.
In den Amtsblättern und Heimatzeitungen finden sich unzählige Inserate, die auf die große Beliebtheit des Kegelsportes schließen lassen. Der Haßfurter Bierbrauer Johann Rambacher schrieb 1868 ein Preis-Kegelschieben aus, das drei Wochen dauerte. Als Hauptpreise waren 50 Gulden oder ein Pferd oder 40 Gulden oder ein neuer eiserner Wagen ausgesetzt. Der Hofheimer Gartenwirt Michael Häpp setzte als Hauptpreis „eine prachtvolle, vierzehn Tage gehende Stock-Uhr“ aus.
1907 veranstaltete der Zeiler „Sängerkranz“ ein Bockkegeln. Der Vorstand kaufte zwei prächtige Ziegenböcke für das Bockessen. Die beiden besten Kegler erhielten die Felle als Preise zuerkannt.
Aufschwung im 20. Jahrhundert
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es einen gewaltigen Aufschwung im Kegelsport. 1900 inserierte der Haßfurter Drechslermeister Grünewald, dass er jede Art Kegel und Kugeln in jeder Größe herstellen könne. In Zeil drehten noch bis in die 1950er-Jahre die Drechsler Josef Hofmann und Werner Schulz in der Speiersgasse fleißig Kegelkeile für die vielen Bahnen in Zeil und Umgebung.
Nicht nur Sportvereine, wie der FC Haßfurt, huldigten nebenbei auch dem Kegelsport. Der Zeiler „Sängerkranz“ pausierte in den 1920er-Jahren mit Rücksicht auf seine Sänger aus der Landwirtschaft. Einige Beamte der Behörden wollten jedoch auch in der Sommerzeit nicht auf das Singen verzichten. Ihnen gab man den Rat, sich an Kegelabenden zu beteiligen. Weil einige Sangeswillige nichts mit dem Kegelschieben am Hut hatten, kam es zu Streit und Austritten.
Bei einer Zusammenkunft der Keglergesellschaft im Bezirk Schweinfurt, wurde 1925 ein unterfränkischer Keglerbund ins Leben gerufen. Er sollte den „so tief danieder liegenden, alten deutschen Keglersport, der ja bis tief in die heidnische Vorzeit zurückreicht“, zu neuem Ansehen bringen und als Volkssport etablieren. Ausdrücklich wies man auf die verlockenden Gewinne bei Turnieren hin.
Doch auch ohne jegliche Aussicht auf Erlangung einer Prämie empfahl man Kegeln, „weil die dabei erforderliche Bewegung des Körpers, nicht nur auf diesen, sondern auch auf den ihn belebenden Geist und zugleich auf Gemüt und Gesundheit einen wohltuenden Einfluss ausübt“.
Als Kegelspiele beliebt waren früher das „Todschieben“, das „Abräumen“, das „Gitterschieben“ und der „Schuster-Stuhl“. Profitiert haben von diesem Hobby die Kegelaufsteller, die auf den Obolus scharf waren. Zum Zuge kamen nur die flinken Buben, manchmal auch Mädchen. Gerne wurden solche Tätigkeiten von den Eltern und der Schule nicht gesehen. 1904 warnte der Unterfränkische Schulamtsbogen: „Kegelbuben werden leicht Trinker.“ Doch wurden Kegelbuben oft auch hervorragende Kegler, die bei Turnieren glänzende Ergebnisse erzielten.
1961 stiftete die Stadt Zeil einen Wanderpreis für die Stadtmeisterschaft der Zeiler Keglervereine im Mannschaftskegeln. Der größte Kegelclub der Stadt in den 1950er-Jahren war und ist bis heute der 1951 gegründete SKK „Gut Holz“, der neben der Privatkegelabteilung „Grün-Weiß“ auch eine Damenkegelabteilung unterhielt. Die weiteren Clubs waren „Bautsch“, „Alle Neun“, „Goldene 13“, „Die Altdeutschen“ und „Ums Hoar“. Als „Bautsch“ 1970 sein 20-jähriges Bestehen feierte, bekam jedes Mitglied ein Goldstück überreicht. 1962 wurde der Damenkegelclub „Beinah“ gegründet. Es war mittlerweile der siebte Club in der Stadt.
Neben den Sportkeglern gibt es noch die Gesellschafts- und Hobbykegler, bei denen Geselligkeit, Spiel und Spaß an vorderster Stelle stehen. Gegenwärtig werden in der Bestandsliste des BLSV im Kreis Haßberge 18 Vereine mit 737 Aktiven geführt. Vor zehn Jahren waren es noch 1008 gewesen. Derzeit gibt es 18 Kegelbahnen im Landkreis.
Wie der Kassier Werte sicherte
Alljährlich veranstaltete früher der in Haßfurt 1920 gegründete älteste Privatkegelclub des Landkreises ein Schluss- oder Strohkegeln, bei dem jeder Teilnehmer einen in Stroh verpackten Gegenstand für eine Verlosung spendete.
Weil das Kegeln zu diesem Zeitpunkt eine reine Männersache war, gab es einmal im Jahr mit den Frauen ein Juxkegeln. Vermutlich fanden die Herren der Schöpfung Spaß daran zuzusehen, wie das „zarte Geschlecht“ ohne große Übung die Kugel kollerte.
Um das traditionelle Bock- oder Hasenessen zu finanzieren, wurden die Geldeinnahmen zurückgelegt. In der Inflationszeit nach dem Ersten Weltkrieg jonglierte der Kassier mit den Vereinsgeldern wie bei der Börse. Durch den Kauf von Gegenständen wie Schüsseln und Töpfe, Seife und Zündhölzer, legte er das Geld wertbeständig an. Die Beitragsgelder wären sonst wegen der galoppierenden Inflation wertlos geworden. Für das Essen am Jahresende wurden die Artikel durch Verkauf wieder zu Geld gemacht.
Die Sportkegler der DJK Kirchaich veranstalten seit 2010 alljährlich eine Bayerische Bergauf-Kegelmeisterschaft. Auf einer eigens konstruierten Freiluft-Bahn, die 150 Höhen-Zentimeter ansteigt, ist dieses Gaudi-Kegeln eine ziemliche Herausforderung. Schafft es die Kugel bei einem schwachen Wurf nicht zu den Keilen, rollt sie zum Kegler zurück.