
Auf die Frage, was er Ministerpräsident Markus Söder gerne fragen würde, hat Nikolas Finke noch keine Antwort. Er lasse sich jedoch etwas einfallen. Ein bisschen Zeit hat der 18-Jährige ja noch, bis er auf den bayerischen Landesvater trifft. Denn er ist einer von wenigen Abschlussschülern und -schülerinnen, die am 28. Juli in München für ihr außerordentliches schulisches und ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet werden. Eine Ehre, die nur einem Absolvent oder einer Absolventin je Regierungsbezirk zuteilwird.
Ein Motivationsschub für den Haßfurter Abiturienten
"Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass ich direkt nach München eingeladen und Markus Söder begegnen werde, aber freue mich sehr, eine solche Gelegenheit zu erhalten", sagt der Abiturient im Gespräch mit der Redaktion. "Die Ehrung ist schon etwas Seltenes und Besonderes." Erfahren hat er diese Neuigkeit am Morgen vor seiner letzten mündlichen Abiturprüfung, was ihm laut eigener Aussage noch "etwas mehr Motivation gegeben" habe.
Der Motivationsschub funktionierte, denn neben einer 1,0 im Abitur hat sich Nikolas Finke als einziger Abschlussschüler des Regiomontanus Gymnasiums Haßfurt auch für das Max-Weber-Stipendium für Hochbegabte des Elitenetzwerks Bayern qualifiziert.
Sein ehrenamtlicher Einsatz ist für das Haßurter Regiomontanus Gymnasium unerlässlich
Ein exzellenter Schulabschluss allein reicht aber nicht aus, um einen Plausch mit dem bayerischen Ministerpräsidenten halten zu dürfen, es braucht darüber hinaus ehrenamtliches Engagement. Während die meisten seiner Klassenkameraden und -kameradinnen ihren Freitagnachmittag Zuhause oder mit Freunden verbrachten, blieb Nikolas noch länger im Schulgebäude, um sich als Mitglied der sogenannten "S-Crew" neben vierzehn weiteren Schülern und Schülerinnen um die Technik des Regiomontanus Gymnasiums zu kümmern.
"Der Name kommt daher, dass wir eine Crew sind, das S steht für Schrauben, weil wir früher Schrauber genannt wurden", berichtet er stolz. "Freitagnachmittag sitzen wir oft bis 15 Uhr, teilweise sogar bis 17 Uhr zusammen, um eine Liste der anstehenden Wartungsarbeiten und technischen Probleme, die im Unterricht angefallen sind, zu erstellen". Die Crew kümmere sich um Software-Aktualisierungen, sei aber auch zur Stelle, wenn Computer Fehlermeldungen ausspuckten, Tafel-Projektionen nicht funktionierten oder Veranstaltungen anstünden.
"Wir übernehmen zum Beispiel bei Theateraufführungen, Auftritten von Bands oder den Schulgottesdiensten, die komplette Bühnentechnik vom Ton bis zum Licht und helfen zudem bei Live-Veranstaltungen", so Finke. Vor allem in den vergangenen zwei Jahren wurden viele Abschlussveranstaltungen direkt in die Klassenräume gestreamt. Die Übertragung überall und gleichzeitig zu gewährleisten, stellte auch für die S-Crew eine Herausforderung dar.
Vom Ping-Pong-Spiel zum eigenen Ticketsystem und digitalen Fahrtenbuch
Deutlich wird im Gespräch: Informatik ist seine Leidenschaft. Von klein auf interessierte sich der heutige Abiturient für Computer sowie fürs Programmieren. Und als er einmal die grundlegende Struktur von Programmiersprachen verstanden hatte, konnte er sein Wissen ganz einfach auf andere Programmiersprachen umlegen. "Das Erste, was ich selber geschrieben habe, war ein Ping-Pong-Spiel, in dem der Spieler mit einem Paddel verhindern muss, dass der Ball ins Tor geht", berichtet er über sein erstes eigenes Computerprogramm. "Danach habe ich ein Chatprogramm geschrieben und mir immer wieder mithilfe von Büchern und Tutorials weitere Programmiersprachen beigebracht."

Besonders stolz ist er darauf, mit seinem Freund Moritz Merkel ein eigenes sogenanntes Ticketsystem und ein digitales Fahrtenbuch an seiner Schule entwickelt und eingeführt zu haben. Beide Programme werden "tatsächlich eingesetzt und vom Lehrpersonal genutzt", so Finke. "Sie sind ein wichtiger Teil der Planung und leisten einen Beitrag zur Digitalisierung." Davor wurde der gesamte Prozess auf Papier festgehalten. Während im Ticketsystem mithilfe von digitalen Dokumenten technische Probleme kategorisiert und beschrieben werden können, dient das digitale Fahrtenbuch dazu, Klassenfahrten oder Fortbildungen zu planen und diese von den zuständigen Instanzen, in diesem Fall von Schulleitung, Sekretariat und Vertretungsplanung, absegnen zu lassen.
"Sicherlich hätten wir auch eine vorgefertigte Lösung anwenden können", gesteht der Abschlussschüler, "aber unser Programm ist direkt auf die Wünsche der Schulleitung abgestimmt und beinhaltet Bonusfunktionen. Zum Beispiel kann direkt der Hausmeister benachrichtigt werden, wenn er für eine Fahrt benötigt wird." Ein weiterer Pluspunkt sei der Datenschutz, da alle Daten lokal gespeichert würden.
Fehlermeldungen sind Teil des Prozesses
Natürlich laufe bei seiner ehrenamtlichen Arbeit nicht immer alles rund, vor allem bei der Fahrtenverwaltung habe es Fehler gegeben, mit denen Nikolas nicht gerechnet hatte. "Es gibt immer Unberechenbares, für das eine Lösung gefunden werden muss." Dadurch habe er sein Wissen aber erweitert und gelernt, mit unerwarteten Hindernissen umzugehen und diese zu beheben.
Dieses Wissen dann an jüngere Schüler und Schülerinnen weiterzugeben, ist einer der Gründe, wieso ihm seine ehrenamtlich Tätigkeit an der Schule Spaß mache. "Sie lernen fleißig dazu und wissen irgendwann mehr als ich," resümiert er. "Mir bereitet es immer Freude daheim und in der Schule jegliche technische Assistenz bereitzustellen. Deshalb bin ich im Freundeskreis und in der Verwandtschaft sehr begehrt und werde bei Problemen angeschrieben."
Natürlich spiegelt sich dies auch in seiner Studienwahl wieder, denn ab Herbst plane er in Würzburg Informatik zu studieren. Vielleicht hält er ja auch den einen oder anderen IT-Tipp bereit, wenn er Ende Juli auf Markus Söder trifft.
Grundbegriffe der Programmiersprache
Eine davon ist Java-Script, das bei der Programmierung von Spielen, Formularen, Bildergalerien oder interaktiven Websites verwendet wird.