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Haßfurt
Haßfurter Hacker mit guten Absichten: "Wir wollen Sicherheitslücken aufzeigen"
Den ersten Platz als Team erreichten die Haßfurter Gymnasiasten (von vorne) Nikolas Finke, Moritz Merkel und Felix Schuster bei der Hacking-Challenge der Hochschule Augsburg.
Foto: Christian Licha | Den ersten Platz als Team erreichten die Haßfurter Gymnasiasten (von vorne) Nikolas Finke, Moritz Merkel und Felix Schuster bei der Hacking-Challenge der Hochschule Augsburg.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 12.05.2022 02:26 Uhr

Der berufliche Werdegang scheint vorgezeichnet zu sein für Nikolas Finke, Moritz Merkel und Felix Schuster. Ihr Hobby werden sie wohl mal zum Beruf machen. Alle drei sind Schüler des Regiomontanus-Gymnasiums (RMG) Haßfurt und haben ein ausgesprochenes Faible für Informationstechnik. Die Nachwuchs-Computerexperten engagieren sich außerordentlich in der Freizeit an ihrer Schule und haben "so ganz nebenbei" auch noch als bestes Team in einem Hacker-Wettbewerb unter 500 deutschlandweit teilnehmenden Schülern abgeschnitten.

Jeweils seit der 8. Klasse sind die 17-jährigen Nikolas Finke (Q12) und Moritz Merkel (Q11) zusammen mit dem 14-jährigen Felix Schuster (Klasse 9b) Mitglieder der sogenannten S-Crew. In dieser Arbeitsgruppe treffen sich die Jungs nach dem Unterricht, kümmern sich um die Wartung der PC-Systeme an der Schule sowie die Veranstaltungstechnik in der Ganztagesstätte "Silberfisch" und schreiben auch Computerprogramme, die sogar offiziell am RMG genutzt werden. Betreut werden die Drei von Oberstudienrat Michael Schuster: "Ich bin auf die Hacking-Challenge der Hochschule Augsburg aufmerksam geworden und habe mir gedacht, das wäre doch was für unsere drei jungen IT-Spezialisten".

Die Sicherheitsexperten von morgen

"White Hats for Future" lautete der offizielle Titel der Hacking-Challenge, die für sogenannte "White Hat Hacker" veranstaltet wurde. Das sind Sicherheitsexperten mit guten Absichten. Sie suchen nach Sicherheitslücken und informieren Unternehmen darüber. Mit ihrer Expertise kann der Schutz von Systemen und Produkten kontinuierlich verbessert werden.

Bei der Hacking-Challenge mussten die Teilnehmer unter anderen anhand der Maschinensprache (Foto) den Quellcode eines Programmes herausfinden.
Foto: Christian Licha | Bei der Hacking-Challenge mussten die Teilnehmer unter anderen anhand der Maschinensprache (Foto) den Quellcode eines Programmes herausfinden.

Im Gegensatz dazu gibt es auch noch die "Black-Hats", die mit krimineller Energie beispielsweise Zielsysteme beschädigen oder Daten stehlen. Auch die sogenannten "Grey-Hats" handeln nicht immer legal und verstoßen möglicherweise gegen Gesetze oder restriktive Auslegungen der Hacker-Ethik. Davon distanzieren sich Nikolas Finke, Moritz Merkel und Felix Schuster, denn sie als White-Hat-Hacker hacken von einem ethischen Standpunkt aus.

Durch das Eindringen in sichere Computer und Netzwerke versuchen White-Hat-Hacker, Sicherheitslücken zu erkennen und Lösungen zur Verbesserung der Sicherheit zu finden, bevor böswillige Black-Hat-Hacker diese Schwachstellen ausnutzen können.

Hacker-Challenge: 22 Aufgaben waren zu lösen

"Innerhalb einer Woche waren spannende 22 Aufgaben in vier Kategorien zu lösen", sagt Nikolas Finke. Sein Kollege Moritz Merkel ergänzt: "Im Gegensatz zu manchen anderen Teilnehmern haben wir alle Aufgaben lösen können." Und Felix Schuster hebt hervor: "Wir waren auch die Schnellsten und schon einen Tag vor dem Ende der Challenge fertig."

In der Kategorie "Crypto" ging es darum, verschiedene Texte zu entschlüsseln. Geheime Nachrichten, die sich in Foto-, Video- oder Audiodateien verbergen, mussten bei der "Steganographie" gefunden werden. Im Themenbereich "Security 4 Fun" wurden allgemeine Fragen zur Informatik und IT-Sicherheit gestellt. Am anspruchsvollsten waren die Aufgabenstellungen unter dem Titel "Reverse Me". Hier galt es, ein Programm quasi rückwärts aufzuschlüsseln.

"Mit der Maschinensprache als Vorlage haben wir den Quellcode herausgefunden", so die drei Schüler, die als Voraussetzung dazu angaben: "Man muss verstehen, was ein Programm eigentlich macht". Diese Prozedur wird auch dazu angewendet, Sicherheitslücken in Computerprogrammen von Firmen oder Institutionen zu finden und diese dann zu schließen, erklärte Nikolas Finke. Er schreibt in diesen Wochen sein Abitur und will auf jeden Fall danach Informatik studieren.

Siegerehrung fand nur online statt

Michael Schuster ist stolz auf seine Mannschaft: "Die Themen und Fragestellungen bei der Challenge gingen weit über den normalen Schulstoff hinaus." Gerne wäre der Informatik-Lehrer mit dem siegreichen Team zur Preisverleihung nach Augsburg gereist. Die Pandemie machte einer persönlichen Übergabe jedoch einen Strich durch die Rechnung, so dass es eine Online-Siegerehrung gab. Per Post erhielten Nikolas Finke, Moritz Merkel und Felix Schuster jeweils einen Buchpreis und einen kleinen Mini-Computer.

Ein sehr großes Lob erfuhren die Gymnasiasten auch von Schulleiterin Maria Eirich. "Nicht nur dass die Jungs mit dem ersten Platz glänzen, sie haben auch einige Programme geschrieben, die wir in der Verwaltung hervorragend nutzen können", so die Oberstudiendirektorin.

Das 'Digitale Fahrtenbuch', das Nikolas Finke, Moritz Merkel und Felix Schuster für das Regiomontanus-Gymnasium entwickelt haben, erspart der Schulleitung viel Arbeit und Papierkrieg.
Foto: Christian Licha | Das "Digitale Fahrtenbuch", das Nikolas Finke, Moritz Merkel und Felix Schuster für das Regiomontanus-Gymnasium entwickelt haben, erspart der Schulleitung viel Arbeit und Papierkrieg.

Viel Arbeit wird Eirich zum Beispiel mit dem "Digitalen Fahrtenbuch" erspart. Immer wenn Lehrer mit ihren Schulklassen außerhalb der Schule etwas unternehmen wollen, zum Beispiel Klassenfahrten und Ähnliches, muss das von der Schulleitung genehmigt werden. Früher gab es da immer einen großen Papierkrieg und die Formulare stapelten sich auf dem Schreibtisch der Schulleiterin. "Jetzt genügt ein Klick auf ein Kästchen in dem Programm", beschreibt Maria Eirich die einfache Vorgehensweise.

Ganz nebenbei haben die IT-Spezialisten der Schule auch noch jede Menge Geld erspart: "Die Programmierung war sehr zeitintensiv und hätte bei einer Fachfirma schon eine stolze Summe gekostet", freuen sich Nikolas Finke, Moritz Merkel und Felix Schuster.

 
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