Filmreife Szenen spielten sich am Vormittag des 22. April dieses Jahres auf dem Gelände des Turnvereins in Haßfurt ab. Dort sollten 7,5 Kilogramm Marihuana den Besitzer wechseln, doch die Polizei funkte dazwischen. Seit Freitag müssen sich drei Tatbeteiligte im Alter zwischen 23 und 29 Jahren, von denen mindestens zwei ihren Wohnsitz im Landkreis Haßberge haben, vor dem Landgericht in Bamberg unter anderem wegen bewaffneten unerlaubten Handeltreiben mit Betäubungsmittel in nicht geringer Menge verantworten.
Treffen am TV-Gelände
Die Geschichte beginnt drei Wochen vor dem geplatzten Deal: Am 2. April dieses Jahres ging nämlich laut der Anklageschrift in Haßfurt schon einmal ein Rauschgiftgeschäft über die Bühne, bei dem die drei Angeklagten beteiligt gewesen sein sollen. Dabei habe eine große Menge Marihuana – laut Anklage im "Kilobereich" - auf dem Parkplatz am Wasserwerk den Besitzer gewechselt. Am 22. April gegen 9 Uhr morgens trafen sich nun zwei der Angeklagten im Alter von 25 und 29 Jahren mit einem vierten Beteiligten, der 5000 Euro in bar als Kaufpreis dabei hatte.
Das Trio war auf E-Bikes unterwegs. Am TV-Gelände standen zwei der Beteiligten Schmiere, während der Lieferant dem 29-jährigen Angeklagten das Rauschgift in einer großen Sporttasche übergab, heißt es in der Anklageschrift. Zur Übergabe des Kaufpreises kam es jedoch nicht mehr, weil die Tatbeteiligten direkt nach der Übergabe des Rauschgifts festgenommen wurden.
Von Warnschüssen unbeeindruckt
Dem Angeklagten, der das Rauschgift entgegengenommen hatte, gelang allerdings auf seinem E-Bike die Flucht. Die Tasche mit dem "Gras" hatte er dabei wie einen Rucksack über seinen Rücken geschultert. Wie es in der Anklageschrift heißt, stürzte der Mann, setzte aber die Flucht fort, obwohl ein Polizeibeamter ihn lauthals zum Anhalten aufforderte und ein anderer Polizist zwei Warnschüsse abgab. Zwei Polizisten nahmen zu Fuß die Verfolgung auf. Drei weitere folgten in zwei Streifenwagen. Doch der Angeklagte dachte gar nicht daran, aufzugeben. Auf Hupen habe er nicht reagiert, sodass eine Polizistin den E-Bike-Fahrer mit dem Auto abdrängte.
Der Angeklagte geriet in Schwanken und stieg kurz von seinem Drahtesel ab, trat dann aber wieder kräftig in die Pedale, als die Polizistin aus ihrem Pkw ausstieg. Als deren Kollegen sich mit ihrem Streifenwagen vor dem Flüchtigen querstellten, kam der Angeklagte erneut zu Fall, warf die Sporttasche weg und wollte sich zu Fuß aus dem Staub machen. Doch daraus wurde nichts: Die Beamten waren schneller. Als sie versuchten, ihm Fesseln anzulegen, kam es zu einer Rauferei am Boden, heißt es in der Anklageschrift weiter. Drei Beamten seien nötig gewesen, um den Widerstand zu brechen und ihn zu fesseln.
Flüchtiger kommt an Polizeiwaffe
Doch damit noch nicht genug: Als der Angeklagte daraufhin über Atemnot klagte und in eine sitzende Position gebracht wurde, gelang es ihm unbemerkt die Fesseln zu lösen und eine Dienstwaffe aus dem Holster eines Beamten zu ziehen. Wie es weiter in der Anklageschrift heißt, gelang es den Ordnungshütern mit erheblichem Kraftaufwand, dem Mann die Pistole zu entreißen.
Bei der Wohnungsdurchsuchung der beiden 25- und 29-jährigen Angeklagten fanden die Beamten unter anderem rund 150 Gramm Marihuana und 25 Gramm Amphetamin. Der 25-Jährige hatte außerdem ein Messer dabei, weshalb ihm die Staatsanwaltschaft bewaffnetes Handeltreiben vorwirft. Die Angeklagten sitzen seit ihrer Festnahme im April in U-Haft. Die Verhandlung wird am 13. Oktober um 9.30 Uhr fortgesetzt.