Tiefgekühlt können sie Wochen überdauern. Und deshalb sind sie nach längeren Frostphasen, wie jetzt beim Übergang von Winter zum Frühjahr, ein besonderes Ärgernis: Hundehaufen. Aber so sehr sich viele Zeitgenossen über Herrchen und Frauchen echauffieren, denen die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner Wurst sind, so wenig müssen diese Hundehalter mit Strafe rechnen. Und das hat vor allem einen Grund:
Zeugen haben Angst vor Streit und Ärger
Beschwerden gibt es durchaus, lässt Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann durchblicken. Wenn die Stadt Zeugen dann aber um Namen bittet, um aktiv werden zu können, "wird das fast zu 100 Prozent nicht gemacht". Das könne er verstehen, sagt Stadelmann, "man kennt sich oft und will keinen Streit". Damit sei der Handlungsspielraum der Kommunen aber auch am Ende.
Genau das ist auch aus anderen Gemeinden im Landkreis zu hören: Was sollen die Verwaltungen tun, wenn niemand Hund und Halter nennt? Und weil sich, wie Knetzgaus Rathauschef Stefan Paulus ergänzt, nur größere Städte Ordnungs- oder Sicherheitsdienste leisten können, die dererlei Fehlverhalten erfassen und zur Anzeige bringen, kommen die Hundebesitzer mit den Ferkeleien ihrer Lieblinge davon.
Und das, obwohl sie Ordnungswidrigkeiten begehen, die mit Bußgeld geahndet werden können. Denn nahezu jede Kommune verpflichtet Hundehalter dazu, Hundekot aus dem öffentlichen Raum zu entfernen. In Bayern kostet das Fehlverhalten meist zwischen 20 und 150 Euro, in Knetzgau wären es 300 Euro, wobei es im Extremfall auch 2500 Euro teuer werden kann - etwa bei Wiederholungstätern, worauf Kreistadtbürgermeister Günther Werner aufmerksam macht.
In fünf Jahren musste nur einer zahlen
Und wie viele Hundeliebhaber im Landkreis mussten bisher für die Häufchen auf Gehwegen oder Grünflächen zahlen? In den letzten fünf Jahren wohl nur ein einziger, wie eine Umfrage der Redaktion unter den 26 Kommunen des Landkreises ergeben hat (allerdings haben nicht alle Gemeinden geantwortet). Das war 2019 in Haßfurt, da standen "150 Euro zuzüglich Verfahrenskosten" auf dem Bescheid, lässt Bürgermeister Werner wissen.
Es muss allerdings nicht gleich an den Geldbeutel gehen. Die Stadt Hofheim hat seit 2016 in Sachen Hundekot elf Verwarnungen ausgesprochen. Wie das läuft, erklärt Bürgermeister Wolfgang Borst: "Häufig findet ein Vorgespräch zwischen Sachbearbeiter oder Bürgermeister und den Hundebesitzern statt. Die nächste Stufe ist die schriftliche Verwarnung durch das Ordnungsamt der Verwaltungsgemeinschaft." Und die zeige eigentlich immer Wirkung, sagt der Lokalpolitiker.
Vom Bürgermeister auf frischer Tat ertappt
Auch andere Gemeinden haben schon einige Male die gelbe Karte gezückt, Bundorf oder Oberaurach zum Beispiel. Aus Maroldsweisach heißt es, Jahr für Jahr würden fünf bis zehn Hundebesitzer verwarnt. Ermershausen ist klein genug, dass Bürgermeister Günter Pfeiffer immer wieder Sünder auf frischer Tat ertappt und sie dann persönlich auf die Missstände hinweist. Und die Gemeinde Gädheim hat schon via sozialer Netzwerke und Mitteilungsblatt an die Vernunft von Hundefreunden appelliert, als zweimal in direkter Nähe zum Eingang eines Spielplatzes Hinterlassenschaften auftauchten, berichtet Bürgermeister Peter Kraus.
Inzwischen fast überall Hunde-WCs und Kottüten
Inzwischen gibt es nahezu überall kostenlose Kottüten, die dann in speziellen Abfallbehältern, den "Hunde-WCs", oder notfalls auch in normalen Abfallkörbern entsorgt werden können. Stettfeld habe schon vor zehn Jahren mit der Anschaffung begonnen, sagt Bürgermeister Alfons Hartlieb. Die Akzeptanz sei leider sehr unterschiedlich. Neben den vorbildlichen Personen nennt er "nicht wenige, die keine Gedanken daran verschwenden, die Hinterlassenschaften zu entsorgen". Haßfurt hat seine 39 Hundekotabfalleimer samt Tütenspender sogar auf einer Karte eingetragen, die jedermann auf der städtischen Homepage einsehen kann.
Dass die Tüten die Umweltproblematik mit den Hundehaufen noch verschärfen, wie manche Kritiker behaupten, weil Hundebesitzer allzu gerne das Plastik samt Inhalt irgendwo in die Flur würfen, bestätigen die Beobachtungen im Landkreis Haßberge nicht. Aus Ebern, Eltmann, Haßfurt, Hofheim, Gädheim, Kirchlauter oder Sand heißt es, dass die Entsorgungswege recht ordentlich eingehalten werden - Ausnahmen gebe es aber. Die Tüte, die jemand in einen Graben oder eine Hecke katapultiert hat, hat jeder schon gesehen.
Führt der Hundeführerschein zu mehr Einsicht?
Breitbrunns Bürgermeister Ruth Frank ist selbst Hundeliebhaberin. Sie hat mit ihrem Vierbeiner vor einigen Jahren sogar eine Therapiebegleithundausbildung absolviert. "Ich kenne sowohl die sehr vielfältigen positiven Effekte der Hundehaltung auf uns Menschen, wie auch die Problematik der Gesundheitsgefahren für Weidetiere, die durch Hundekot verschmutztes Gras oder Heu fressen müssen, von den Belästigungen auf öffentlichen Spiel- und anderen Plätzen und Wegen ganz abgesehen", sagt sie. Deshalb befürworte sie den Dialog aller Beteiligten und auch eine besser fundierte Ausbildung der Hundehalter über Hundeführerscheine. Frank könnte sich damit anfreunden, dass Hundehaltern, die einen solchen Führerschein vorlegen können, ein Teil der Hundesteuer erlassen wird.
Aidhausens Bürgermeister Dieter Möhring ist pessimistischer. Für ihn ist die Ignoranz mancher Hundehalter Ausdruck einer allgemeinen Entwicklung der Gesellschaft zu Individualität und Egoismus. Dazu scheint für ihn auch zu gehören, dass mancher Hundefreund wie selbstverständlich davon ausgeht, dass ihn das Bezahlen der Hundesteuer vom Beseitigen der Hundehaufen befreit - ein absoluter Irrtum: Zwar ist es den Kommunen selbst überlassen, wie sie die Einnahmen aus der Hundesteuer einsetzen. Die Beseitigung von Hundedreck gehört aber nicht dazu.
Wenn ein solcher Hundehalter/in die Quittung in Form einer Anzeige erhält, dann hat dies nichts mit Denunziation zu tun, sondern Notwehr.
Sehe ich auch so. Da hat sich Bgm. Möhring wohl noch vorsichtig ausgedrückt. Es ist hochgradig asozial gegenüber den Mitmenschen die Hinterlassenschaften seines Vierbeiners auf Privatgrundstücken, an öffentlichen Wegen, auf Spiel und Sportplätzen, an Feldwegen und Äckern usw. nicht zu entsorgen!
Leider fördert dieser Artikel wohl auch die Narrenfreiheit dieser Menschen. Strafen sind offensichtlich nicht zu befürchten. Der große Aufschrei bleibt aus!
Aber wehe ein Hund wurde vermeintlicherweise von einem Tierfänger eingefangen oder irgendein "Spinner" vergiftet ein Haustier - so etwas zieht bayernweit Kreise.
Jetzt kommen die Kommunen daher und beschweren sich, daß kaum ein Hundshaufen mit Namen des Hundehalters gemeldet wird.
Wenn die Tendenz in diese Richtung weitergeht, dann wird's wohl bald auch Überziehungslager nach chinesischem Vorbild geben.
Ist ja auch immer wieder schön, selbstherrlich und mit mangelhafter Vorbildfunktion mit dem Finger auf Andere zu zeigen.