
Von Haßfurt kommend steht seit einiger Zeit ein Geschwindigkeitsmessgerät am südlichen Ortseingang von Oberhohenried. Obwohl ortseinwärts erst hinter der Bushaltestelle postiert, exakt im Bereich der Abzweigung der Staatsstraße nach Königsberg, leuchtet das Display immer wieder in dicken roten Ziffern auf: Dann, wenn die Autofahrerinnen und Autofahrer schneller als die erlaubten 50 Stundenkilometer fahren. Auch mancher Lastzug donnert mit deutlich mehr als 50 Sachen durch das Dorf.
Immer wieder hat es Proteste im Dorf gegen die Raserei gegeben, die Menschen haben Angst, dass sie nicht sicher die Straßenseiten wechseln können. Zumal viel Kraftverkehr durch Oberhohenried fließt. Nach einer Verkehrszählung von 2019 sind es täglich auf der Staatsstraße 2275 über 9000 Kraftfahrzeuge von Haßfurt nach Hofheim, in die gegenteilige Richtung über 4000. Auf der Staatsstraße nach Königsberg, sie trägt die Nummer 2278, sind täglich ebenfalls über 4000 Fahrzeuge in beide Richtungen unterwegs.
Immer wieder haben die Bürgerinnen und Bürger Querungshilfen für Fußgängerinnen und Fußgänger an beiden Staatsstraßen gefordert, die innerorts Haßfurter Straße und Königsberger Straße heißen. Doch jetzt ist eine andere Lösung in Sicht: Die Stadt hält zur Entschärfung der Verkehrsproblematik eine Kreisellösung für die bessere Variante.
Wie Bernhard Leuner von der städtischen Bauverwaltung erläuterte, hat das Staatliche Bauamt Schweinfurt der Kreisstadt mitgeteilt, dass sie die Baumaßnahme selbst durchführen könnte. Das war früher offenbar nicht möglich. Denn bis dato war es Voraussetzung, dass mindestens eine Ortsstraße in den Kreuzungsbereich läuft. Dafür stünde eine Förderung nach dem Finanzausgleichsgesetz (FAG) in Höhe von 80 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten in Aussicht.
Die Kosten für den Kreisel am südlichen Ortseingang von Oberhohenried sollen sich auf rund eine Million Euro belaufen. Der Stadtrat Haßfurt stimmte am Montagabend unisono sowohl der Beantragung von Fördermitteln als auch der nachfolgenden Erstellung einer Machbarkeitsstudie zu. Wie lange es dauern könnte, bis Männer, Frauen und Kinder im südlichen Teil von Oberhohenried sicherer von Bürgersteig zu Bürgersteig oder Bushaltestelle kommen, war im Nachgang der Ratssitzung nicht zu erfahren. Übrigens: An den Kreisverkehr soll auch die Straße zum Kriegerdenkmal angeschlossen werden.
Umstrittene Entscheidung: Der Bike-Store in Haßfurt darf seine Verkaufsfläche verdoppeln
So einig sich der Stadtrat in Sachen geplanter Kreisverkehr in Oberhohenried war, so gespalten war das Gremium bei einer anderen geplanten Baumaßnahme. Der seit 2016 am Standort Adam-Opel-Straße im Gewerbegebiet Ost ansässige Fahrradfachmarkt Bike-Store möchte seine Verkaufsfläche erweitern, von derzeit rund 300 auf gut 600 Quadratmeter (nicht eingerechnet die Flächen für Service- und Werkstattbereiche). Dazu hat das Unternehmen ein angrenzendes Grundstück erworben.

Laut Stadtverwaltung argumentiert der Bike-Store mit der enormen Nachfrage nach Fahrrädern samt Zubehör, durch die Corona-Krise habe das Geschäft einen weiteren Schub bekommen. Aus Sicht der Stadt hat die Angelegenheit aber einen Haken: So große Läden sind im Gewerbegebiet eigentlich nicht vorgesehen – vor allem, um der Geschäftswelt in der Innenstadt keine zu große Konkurrenz zu machen. Genau das scheint aber der Handelsverband Bayern (HBE), Bezirk Unterfranken, zu befürchten. Gerade im vorliegenden Fall. Denn in Haßfurt zählen die Fahrradläden zu den innenstadtrelevanten Sortimenten. Die beiden Anbieter Schnaus und Bike Emotions sind im zentralen Versorgungsbereich der Innenstadt lokalisiert, beide verfügen über weniger als 150 Quadratmeter Verkaufsfläche.
Anmerkung der Redaktion: Die Angaben über die Verkaufsfläche der beiden innerstädtischen Fahrradläden stammen aus einer Stellungnahme des HBE Unterfranken zur geplanten Erweiterung des Bike-Stores von April 2022. Inzwischen hat sich Fahrrad Schnaus bei der Redaktion gemeldet. Seniorchef Werner Einbecker hat erklärt, dass sein Unternehmen über mehr als 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche verfügt.
Gretchenfrage: Woher kommt der Umsatz für die Verkaufsflächen-Erweiterung des Bike-Stores?
HBE-Bezirksgeschäftsführer Volker Wedde zeigt sich in einem Schreiben an die Stadt nicht nur überrascht, dass Bike-Store schon jetzt so groß ist. Denn ursprünglich seien nur 80 Quadratmeter für einen Onlinehandel mit Fahrrädern, Zubehör und Radsportbekleidung vorgesehen gewesen. Er hält es auch für unwahrscheinlich, dass der Umsatz, der für die neuerliche Erweiterung nötig ist, "mit Kunden generiert wird, die nicht aus Haßfurt und den Umlandgemeinden kommen".
Das sieht die "CIMA Beratung + Management GmbH" (München) als Beraterin der Stadt offenbar anders. Sie kommt sinngemäß zu dem Schluss, dass es sehr wohl Kundinnen und Kunden aus der Kreisstadt und den Umlandkommunen sind, die den vergrößerten Radladen ansteuern werden: Jene nämlich, die bisher die wesentlich größeren Geschäfte etwa in Schweinfurt oder Bamberg aufgesucht hätten.
Sorge vor weiteren Leerständen in den Haßfurter Innenstadt
Im Stadtrat am Montagabend verdeutlichten Michael Spies (Wählergemeinschaft Haßfurt, WG) und Peter Giessegi (Bündnis 90/Grüne) die beiden unterschiedlichen Positionen: Wenn man nach links und rechts schaue, sagte Spies und meinte damit die benachbarten Oberzentren, dann erkenne man, dass "Fahrradhandel längst keine Sache der Innenstadt mehr ist, sondern sich online oder bei den großen Händlern abspielt". Giessegi hingegen brachte seine Sorge zum Ausdruck, dass die Lokalpolitik nun aufgrund eines Gefälligkeitsgutachtens die nächsten zwei Leerstände in der Innenstadt auslösen könnte.
Die Abstimmung über die für die Bike-Store-Erweiterung nötige Änderung des Bebauungsplanes fiel im Stadtrat demzufolge knapp aus: Zwölf Rätinnen und Räte, darunter Bürgermeister Günther Werner (WG), sprachen sich dafür, neun dagegen aus. In naher Zukunft wird also der größte Haßfurter Radladen noch größer werden.
Schade, dass die Genehmigung des Radladens durch ist. Ich kenne kaum Haßfurter, die dorthin gehen. Aber in die Innenstadt. Sind die beiden Läden in der Innenstadt nun selbst schuld, dort geblieben zu sein?
An Qualität und Leistung bieten beide in der Stadt definitiv mehr!