Ein nobles Ziel verfolgt der SPD-Kreisvorstand Haßberge laut seiner jüngsten Pressemitteilung. Die Sozialdemokraten wollen einen Schatz heben, der aktuell bei vielen Bürgern in der Schublade schlummert: Rohstoffe aus ausrangierten Mobiltelefonen. "Silber, Gold und selbst das noch seltenere Palladium oder Platin" seien in Handys zu finden. Insgesamt rund 30 Sorten von Metall würden in ihnen verbaut, schreibt die SPD. Diese Rohstoffquelle sehen die Sozialdemokraten im Landkreis Haßberge derzeit nicht optimal genutzt. Denn in den Wertstoffhöfen werden Alt-Handys derzeit als gewöhnlicher Elektroschrott behandelt. Das stößt der SPD sauer auf.
Neu ist die Idee nicht. Die SPD-Kreistagsfraktion selbst hatte bereits 2019 einen Antrag gestellt, der Landkreis möge in seinen Wertstoffhöfen eigene Sammelstellen für ausrangierte Mobiltelefone einrichten, anstatt sie als Elektroschrott zu behandeln. Der Erlös solle sozialen Zwecken - zum Beispiel den Schulen im Landkreis - zugutekommen. Anfang März 2020 diskutierte der Kreistag über das Thema.
Bürger müssen vom Erlös profitieren
Doch dem Vorschlag der Sozialdemokraten hatte Wilfried Neubauer in seiner Funktion als Leiter der Abfallwirtschaft im Landkreis seinerzeit eine Absage erteilt. Schließlich gebe es Verträge mit Unternehmen, die die Entsorgung des Elektroschrotts übernehmen. Die Wertstoffe aus alten Telefonen seien für diese Entsorger eine Einnahmequelle, die ihnen zugesichert ist. Diese Rohstoffe nun aus dem übrigen Schrott herauszunehmen, sei vertraglich nicht zulässig, weil sich dadurch der Wert des gesamten Elektroschrotts vermindere, hieß es damals. Und den Gewinn für soziale Zwecke einzusetzen, sei erst recht nicht möglich. Denn der Verwertungserlös werde grundsätzlich in der Müllgebührenkalkulation gutgeschrieben und käme somit den Bürgern zugute.
Kreistag beschließt Kompromiss
Der Kreistag beschloss deshalb im vergangenen Jahr in einem Kompromiss, an den Schulen mit Kreisträgerschaft Sammelstellen für alte Mobiltelefone einzurichten und das Thema nach einem Jahr noch einmal zu diskutieren. Das sei aber bis heute nicht geschehen, moniert die SPD nun in ihrer Pressemitteilung. In dieser ist allerdings nicht mehr von einer Spende des Erlöses der Handy-Verwertung für einen sozialen Zweck die Rede.
Plötzliche Wendung
Und die SPD darf sich freuen: Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärte Wilfried Neubauer jetzt, dass der Abfallwirtschaftsbetrieb Haßberge derzeit Vorbereitungen trifft, um alte Telefone besser zu verwerten. Neubauer will zwar dem erneuten Vorstoß der SPD in dieser Angelegenheit nicht zu viel Bedeutung beimessen, doch hätten die Sozialdemokraten die Bemühungen der Abfallwirtschaft um eine Lösung doch zumindest beschleunigt.
Sammelbehälter in den Wertstoffhöfen
"Wir werden in den nächsten ein bis zwei Wochen in den Wertstoffhöfen des Landkreises Sammelbehälter für Alt-Telefone aufstellen", verspricht Neubauer. Mit dem Entsorger habe es bereits Gespräche dazu gegeben: Der Abfallwirtschaftsbetrieb dürfe die Geräte künftig aus dem Elektroschrott herausnehmen. Details müssten aber noch geregelt werden. Fest steht, dass es für sämtliche alten Telefone demnächst einen Sammelbehälter geben wird. Die Mitarbeiter in den 26 Wertstoffhöfen sollen die Geräte sortieren.
Vier Verwertungskategorien
Denn laut Neubauer gibt es vier Kategorien: Festnetztelefone, einfache und in der Regel sehr alte Handys mit kleinem Display, Smartphones mit austauschbarem Akku und Smartphones mit fest eingebautem Akku. Für diese unterschiedlich wertvollen Gerätetypen gebe es unterschiedliche Verwertungs- und Vermarktungsmöglichkeiten. Wie genau die Verwertung aussehen soll, verrät Neubauer nicht. Aber: "Der Erlös wird steigen", prognostiziert der Geschäftsführer der Abfallwirtschaft. Es gehe allerdings eher um kleine Stückzahlen, somit um wenig Gewicht und entsprechend um geringe Summen. "Die Erlöse fließen in Form einer Guthabenposition in die Müllgebührenkalkulation ein", sagt Neubauer. Der Gewinn werde also an den Bürger weitergegeben.
Schulen dürfen weiterhin sammeln
Unabhängig von der Verwertung über den Abfallwirtschaftsbetrieb sei es den Schulen aber nach wie vor erlaubt, in Eigenregie alte Telefone zu sammeln und den Erlös für soziale Zwecke zu verwenden. So wie es der Kreistag vor einem Jahr beschossen hatte, sagt Neubauer. Weil aber - wohl aufgrund der Corona-Pandemie - an den Schulen über lange Zeit in Sachen Alttelefonrecycling nichts gelaufen sei, habe der Abfallwirtschaftsbetrieb das Thema jetzt wieder selber in die Hand genommen.