Im Landkreis Haßberge werden in jedem Jahr Smartphones in einer Größenordnung von 1700 Kilogramm ausgemustert und durch neue ersetzt. Das sagte Hanna Albert vom Landratsamt Haßberge dem Kreistag am Montag. Sie hat die bundesweiten Zahlen auf Kreisebene heruntergerechnet. Das würde bedeuten, dass jährlich rund 560 Gramm Gold aus den Abfallhandys im Kreis Haßberge gewonnen werden könnten, wenn man diese einer eigenen Verwertung zuführen könnte. Dieses "Altgold" entspreche einem Geldwert von rund 21 100 Euro, so Albert. Ähnliche Überlegungen haben bei der SPD-Kreistagsfraktion eine Rolle gespielt, als diese einen Antrag an den Kreistag formulierte, der Landkreis möge doch in seinen Wertstoffhöfen eigene Sammelstellen für Alt-Handys einrichten. Der Erlös solle sozialen Zwecken - zum Beispiel den Schulen im Landkreis - zugute kommen.
Vertraglich verpflichtet
Dem Vorhaben mit eigenen Handy-Sammelbehältern in den Wertstoffhöfen erteilte der Leiter der Abfallwirtschaft, Wilfried Neubauer, kategorisch eine Absage. Die Kreis-Abfallwirtschaft ist vertraglich Unternehmen verpflichtet, die für die Entsorgung von Elektroschrott verantwortlich sind. Diese Unternehmen haben für die unterschiedlichsten Elektrogeräte aus dem Haushalt - dazu werden auch Handys und Smartphones gezählt - eine Mischkalkulation angestellt, in der sämtliche Wertstoffe enthalten sind, die in den einzelnen Geräten in unterschiedlicher Quantität und Qualität vorkommen. Deshalb kann der Abfallwirtschaftsbetrieb in seinen Wertstoffhöfen nicht einzelne Fraktionen aus dem Schrott entnehmen, sich quasi die Rosinen herauspicken, da man dadurch vertragsbrüchig würde.
Allerdings werden Mobiltelefone auch jetzt schon mit dem Elektroschrott recycelt. Der Unterschied zum Antrag der SPD bestehe vor allem darin, dass eine eigene Entsorgung mit anschließender Verwertung einen Erlös für die Schulen bringe. Das Entgelt aus dem in den Wertstoffhöfen wie bisher gesammelten Elektroschrott erhält der Landkreis Haßberge.
Behälter muss feuerfest sein
Die Hauptverwaltung des Landkreises schlug deshalb vor, so Geschäftsführer Horst Hofmann, Mobiltelefone an den Schulen in Trägerschaft des Landkreis zu erfassen. Am Gymnasium in Ebern und an der Mittelschule Ebern würden bereits Handysammelstellen betrieben. Innerhalb von drei Jahren seien in den beiden Schulen sowie in der VG Ebern, im Weltladen und in einem Elektronikgeschäft zusammen etwa 600 Handys gesammelt worden. Wegen der brandschutztechnischen Richtlinien und der Vorgaben für Rettungswege in Schulgebäuden sei es nur möglich, Handys in einem feuerfesten Behältnis zu sammeln.
Problem Altdaten
Probleme bereiteten zudem die eventuell noch auf den Handys vorhandenen Daten der Vorbesitzer. Unter den Mitgliedern des Kreistages gab es unterschiedliche Ansichten darüber, ob die Vorbesitzer für die Löschung dieser Daten verantwortlich seien, oder ob man als Entsorger dafür Sorge tragen müsse. Um zu einem Standardmodell für die Verwertung von Mobiltelefonen zu kommen, soll ein Mustervorgang an kreiseigenen Schulen erprobt werden. Dafür wurde die größte Schulanlage im Landkreis, das Schulhaus von Realschule und Gymnasium im Schulzentrum Haßfurt, ausgewählt. Die Sammelbehälter sollen dabei in einem Raum aufgestellt werden, in dem sich auch die Getränkeautomaten befinden, um etwaige Probleme bei einer Rauchbildung zu vermeiden. Außerdem liege dieser Raum, so Hofmann, zentral zwischen Hauptgebäude und naturwissenschaftlichem Anbau und ist den Schülern frei zugänglich.
Erlös für soziale Zwecke
Die Sondierungen in dieser Sache hätten ergeben, so Hofmann, dass es derzeit noch keinen wirklich überzeugenden Verwertungsweg für Althandys gebe. Der Kreistag beschloss mit einer Gegenstimme, ein System zu schaffen, mit dem an den Schulen in seiner Trägerschaft Mobiltelefone gesammelt und der Verwertung zugeführt sowie deren Erlöse sozialen Zwecken zugeführt werden können.