Es soll die größte Busdemo werden, die Deutschland je erlebt hat. Und wenn am Mittwoch ab 10 Uhr tatsächlich 1000 Fern- und Reisebusse, die eine Gesamtlänge von 14 Kilometer ergäben, in einer Sternfahrt auf Berlin zusteuern, um sich zur Mittagszeit in der Straße des 17. Juni zu treffen, dann ist auch Holger Ratzke mit dabei. Er leitet die Touristikabteilung von Frankenland Reisen in Burgpreppach.
"Der Staat rettet die Lufthansa und TUI mit Milliarden"
Es ist jetzt innerhalb weniger Woche die dritte Demonstration von Busunternehmen, an denen Ratzke oder seine Kollegen teilnehmen, alle im Zeichen des Corona-Virus, das viele in der Branche praktisch von 100 auf Null abgebremst habe. Warum der Riesenaufwand? "Weil wir seitens der Politik bisher zu wenig Gehör gefunden haben", erklärt der Touristik-Experte am Dienstagnachmittag im Gespräch mit der Redaktion. "Der Staat rettet die Lufthansa und die TUI mit Milliarden, aber was ist mit uns mittelständischen Unternehmen und Familienbetrieben?", fragte er. Da habe es einen Einmalzuschuss gegeben und sonst nichts.
Ratzke verweist darauf, dass es die Unternehmen, die keine Linien bedienen, die also nicht im öffentlichen Personennahverkehr unterwegs sind, besonders schlimm erwischt hat. Das trifft auch auf Frankenland Reisen zu, dessen 30 Mitarbeiter sich in Kurzarbeit befänden. Dass der Landtag gerade erst beschlossen hat, Reisebusse wieder in voller statt wie zuletzt in halber Besetzung fahren zu lassen, ist für ihn kein großer Trost. Weil weiterhin die Maskenpflicht besteht. Es sind vor allem ältere Menschen, die gerne eine Busreise unternehmen. "Wer 70 oder 80 ist, der will sich nicht für drei oder vier Stunden mit Maske in den Bus setzen", blickt er skeptisch auf die nächsten Wochen.
Problem: Massiver Wertverlust der Busse
Der Wonfurter Busunternehmer Holger Bengel hat es diesmal nicht auf die Demo geschafft, die beiden Male zuvor war er "an Bord". Zumindest in Gedanken wird er bei seinen Kollegen sein, wenn sich die Busse aus dem Süden der Republik an der Schönefelder Allee sammeln. Auch Bengel verlangt, dass jetzt ein deutliches Zeichen der Politik kommt. Es seien vor allem die enormen Wertverluste von 25000 bis 30000 Euro pro Bus und Jahr, die den Firmen zusetzten, erklärt Bengel am Dienstagabend, und an denen sich auch nichts ändere, wenn die Busse jetzt stehen. Dann die Kosten für die Reisekataloge, die Buchungen und jetzt die Stornierungen, da könne ein Betrieb schnell in die Knie gehen. Da ist Bengel froh, dass er nicht nur zu Reisezielen, sondern auch Linie fährt. Mit 48 Jahren sei er auch jung genug, langfristige Kredite zu nehmen, die älteren Unternehmern nun verwehrt würden, sagt er.
Es muss nicht Null auf Null herauskommen
"Was der Staat, was der Steuerzahler leisten kann, ist nicht unbegrenzt, das weiß ich". Aber er wolle auch gar nicht reich werden mit der Unterstützung, "ich verlange auch nicht, Null auf Null herauszukommen." Darauf, dass die Politik jetzt aber handelt und der Busbranche eine tragfähige Brücke über die Corona-Krise hinweg baut, darauf setzen Holger Bengel und Holger Ratzke allemal.
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