Was ist doch der Pandabär für ein hübscher, niedlicher Geselle. Menschen lieben ihn, er ist Markenzeichen für Tierschutz, Zoos verwöhnen ihn, natürlich mit Bambus, denn nur diese Pflanze mag er. Am liebsten gar die Bambusspitzen. Tja, von einer solchen Lobby kann die Zaunrüben-Sandbiene nur träumen. Oder gar von solch einem Bekanntheitsgrad. Hand aufs Herz: Hätten Sie's gewusst, dass sie gar Wildbiene des Jahres 2015 war? Und dieser Sandbiene geht's nicht gut.
Ist sie doch selber schuld, könnte die Reaktion sein, wenn sich der Blick auf ihre Lebensgewohnheiten richtet. Was muss sie sich auch ausschließlich von den Pollen einer Pflanze ernähren, die inzwischen auch in der Region nur noch selten anzutreffen ist. Die Biene verrät's schon im Namen, wer ihr Nahrungslieferant ist: Die Zaunrübe.
Vor wenigen Tagen auf der vermeintlich kargen Fläche oberhalb des Instituts für Biodiversitätsinformation in Ebern. BN-Kreisvorsitzender Klaus Mandery und Diplombiologe Otto Elsner (Rottenstein) sind mit Spaten und Eimern unterwegs, halten Ausschau, nach einem besonderen Platz für das Pflanzgut in einem der Eimer. Wenig später sind im harten Keuper-Ton-Boden die zwei Löcher bereit, genau die seltenen Pflanzen aufzunehmen, die vor etlichen Jahrzehnten noch in fast jedem Bauerngarten zu finden waren, wie Otto Elsner berichtet.
"Die Weiße Zaunrübe wurde bei uns in Gärten als Heil- und Zierpflanze angebaut", sagt der Rottensteiner. Und wie der Name schon verrät: Die Zaunrübe diente zur Dekorierung von Zäunen. Von den Gärten aus hatte sie sich ausgebreitet. Hatte, denn "heute wächst sie nur noch selten in Hecken oder Gebüschen am Ortsrand und es existieren nur mehr ganz wenige Wuchsorte im Landkreis Haßberge", ist die Erfahrung von Elsner. Ein solcher Standort ist bei Eichelsdorf. Noch mehrere Standorte bei Zeil kennt der Haßfurter Diplombiologe Dietmar Will, wie er im Gespräch mit der Redaktion berichtet.
Exemplarisch für Rückgang der Artenvielfalt
Es ist exemplarisch für den Rückgang der Artenvielfalt, was passierte, nachdem unter anderem auch die Gartenbesitzer das Interesse an der Zaunrübe verloren hatten. Mit ihr verabschiedete sich zwangsläufig auch die Zaunrüben-Sandbiene. "Es gibt so viele Spezialisten unter den Insekten, die auf spezielle Nahrungsquellen angewiesen sind", so Elsner, der auch als Gebietsbetreuer für den Naturschutz in der Region unterwegs ist. Verschwinden diese speziellen Nahrungsquellen, verschwinden auch die Insekten, oder haben es zumindest schwer, sich zu halten. "Nur mit Blühstreifen ist die Welt noch nicht in Ordnung", so Elsner.
Wie ein wenig heilere Insekten-Welt aussehen könnte, das soll einmal auf dem Areal zu sehen sein, auf dem Mandery und Elsner die Zaunrüben gepflanzt haben. Rund 4000 Quadratmeter groß ist der Wildbienengarten, der dort im Entstehen ist. Die Vielfalt, die dort herangewachsen ist, begeistert die beiden Naturschützer aber jetzt schon. "Sowas hast Du noch nicht gesehen", schwärmt Mandery, während er auf eine Unzahl von Pflanzen zeigt, deren Stängel sich wie Strahlen auf den Boden gelegt haben. Das "Eiblättige Tännelkraut", klärt Mandery auf. Das Besondere daran: Ein Insekt hat sich auf den Blättern breitgemacht. Was es ist, das muss erst noch erforscht werden.
Ein wenig weiter kommt Mandery erneut ins Schwärmen: auf einem Strauch sitzt eine Grabwespe. Eine von zwei Arten, die im Bienengarten überhaupt zum ersten Mal im Landkreis Haßberge nachgewiesen werden konnten.
Die Zaunrüben-Sandbiene anlocken
Die Hoffnung, dass sich unter die Insekten im Bienengarten auch einmal die Zaunrüben-Sandbiene gesellt, kommt nicht von ungefähr. Denn: "Es ist faszinierend, dass die Bienen die wenigen Standorte der Zaunrübe finden", weiß Dietmar Will aus Erfahrung. Wie bei Elsner in Rottenstein, wächst auch in seinem Garten diese Nahrungsquelle für die seltene Bienenart. Elsner rechnet damit, dass die Zaunrübe am Bienengarten vielleicht schon im nächsten Jahr blüht und dann eben auch die Zaunrüben-Sandbiene anlockt.
Verschwindet die Pflanze, verschwindet die Biene - für Elsner zeigt das Beispiel der Zaunrübe deutlich: "Es gibt sehr viele Vernetzungen zwischen Pflanzen und Insekten, es zeigt, dass beide aufeinander angewiesen sind." Und sein Kollege Dietmar Will sagt: "So faszinierend Insekten und speziell die Wildbienen sind: Sie hängen auf Gedeih und Verderb von ihren Nahrungsquellen ab. Umso schlechter es um die steht, umso schlechter steht es auch um sie."
Zumindest ein kleiner Mosaikstein zu mehr Artenvielfalt soll so auch das Pflanzen von Zaunrüben im Bienengarten sein, in der Hoffnung, so Elsner, dass vielleicht der eine oder andere Gartenbesitzer dies nachmacht.