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Königsberg
Warum die Schloßberg-Gemeinde Königsberg Grund zum Feiern hat
Die Schloßberg-Gemeinde in Königsberg hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich um den Erhalt und die Instandsetzung der Burg zu kümmern. Hier ist ein Bautrupp auf dem Basteiturm beschäftigt.
Foto: Gerold Snater | Die Schloßberg-Gemeinde in Königsberg hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich um den Erhalt und die Instandsetzung der Burg zu kümmern. Hier ist ein Bautrupp auf dem Basteiturm beschäftigt.
Gerold Snater
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:21 Uhr

Die Schloßberg-Gemeinde in Königsberg ist ein besonderer Verein. Denn er gehört zu den wenigen in Deutschland, die eine zerfallene Burg wieder aufbauen - und das schon seit 100 Jahren. Seit ihrer Gründung im Jahr 1921 kümmert sich die Schloßberg-Gemeinde um den Erhalt und den Wiederaufbau der Stauferburg oberhalb der Stadt Königsberg. Ohne sie wäre diese Burg und das sie umgebende Areal nicht zu dem geworden, was sie heute ist: Ein Zeugnis des Mittelalters und jedes Jahr ein Anziehungspunkt für viele Touristen mit eigener Gaststätte.

Auf das 12. Jahrhundert geht die Entstehung der Burg zurück. Errichtet wurde sie von Kaiser Friedrich I. Barbarossa und wie Experten vermuten zum Schutz des nicht weit entfernt gelegenen Rennwegs, einer auf dem Haßbergkamm gelegenen, wohl frühmittelalterlichen Hochstraße. In verschiedenen Bauabschnitten wurde die Burg erweitert, bis Mitte des 15. Jahrhunderts wurde an den Ringmauern und Zwingeranlagen gebaut. Auch der komplett ausgemauerte tiefe Brunnen im Burghof stammt wohl aus dieser Zeit. Nachweislich fanden Bauarbeiten an den Ringmauern und Zwingeranlagen von 1498 bis 1511 statt. Wenig später wird der Pulverturm erstmals erwähnt. Die weiteren Mauertürme und Rondelle entstanden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts.

So eine stattliche Burg thronte vor einigen hundert Jahren über Königsberg. Dieses Bild des Königsbergers Friedel Seifert entstand im Jahr 1980 nach Vorlagen.
Foto: Gerold Snater | So eine stattliche Burg thronte vor einigen hundert Jahren über Königsberg. Dieses Bild des Königsbergers Friedel Seifert entstand im Jahr 1980 nach Vorlagen.

Auch einige Kriege muss die Burg mitmachen: So stürmen 1547 im Schmalkaldischen Krieg auf Befehl des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach die Truppen von Albrecht Förtsch und Wolf von Egloffstein die Burg und nehmen sie ein. Friedrich von Waldau wird Burghauptmann. Alle Versuche der Ernestiner, die Burg zurückzuerobern, scheitern. 1569 lösen die Herzöge von Sachsen-Weimar das Pfand wieder aus. Der Bauunterhalt für die Burg beschränkt sich aber für die kommenden 25 Jahre auf ein Minimum.

Die Burg verfällt nach dem Dreißigjährigen Krieg

Der Schlossberg ist in einem desolaten Zustand. Nach einer Begutachtung durch Humpert von Langen beschließt die Regierung zu Weimar umfangreiche Instandsetzungsarbeiten. 1616 umfasst die Burg ein Amtshaus mit einer Amtsstube, Wohnstube mit Kammer, Küche mit Speisekammer, zwei Erkerstübchen, zwei Kammern, einer Knechtkammer, einem Dachboden, eine Hohe Kemenate mit Schlosskirche, Speisesaal, zwei Giebelstübchen mit zwei Kammern, Turm mit Wendeltreppe, kleinem Gemach, Stube, Kammer. Dazu gehörten noch ein neuer Bau mit Küchenstube, große Küche mit Speisekammer, Gemach, Kammer und Saal sowie der Wächterturm, ein neues Häuslein und eine Badestube. Den Dreißigjährigen Krieg übersteht der massive Baukörper fast unbeschadet. Doch danach verfällt die Burg immer mehr.

Schon Anfang des 18. Jahrhunderts wohnt die fürstliche Herrschaft bei ihren Besuchen nicht mehr auf der Burg, sondern in der Stadt. Im Jahr 1757 zieht auch der Amtmann aus seiner Wohnung aus. Sie wird nicht mehr bewohnt. Die Natur bemächtigt sich des aufgelassenen Areals und die Burg wird allmählich zum Abbruch frei gegeben. Schon ab 1663 wird der Bergfried etappenweise eingelegt. 1754 beginnt nach einem Teileinsturz der Abriss des Wächterturms und 1761 schließlich werden die ersten Burgmauern eingelegt. Der systematische Abbruch und anschließende Verkauf der Baumaterialien startet im Jahr 1764. 1788 ist der Treppenturm eingefallen. Bis 1790 sind alle Dächer der Burg abgerissen oder eingestürzt.

Die Stadt kauft die Burg

1854 kauft Franz Ronge den inzwischen fast vollständig unter Schutt und Bewuchs begrabenen Schloßberg. Als erstes lässt der neue Besitzer auf den Resten des Treppenturms den nach ihm benannten Rongeturm als Aussichtsturm herstellen. Um 1900 wird der im Burghof 1716 verschlossene Burgbrunnen wiederentdeckt. 1904 kauft die Stadt Königsberg den Schloßberg von Ronges Erben.

1921 nimmt die Schloßberg-Gemeinde ihre Arbeit auf mit dem Ziel, die Burg freizulegen, zu sanieren und wieder aufzubauen. Auch durch den Beschuss der Anlage beim Einmarsch der amerikanischen Truppen und den entstandenen Beschädigungen ließ sich der Verein nicht entmutigen.

Seit 100 Jahren kümmern sich die Mitglieder der Schloßberg-Gemeinde um die Instandhaltung der Burganlage. Das Bild aus dem Jahr 2013 zeigt (von links) Michael Klug, Rudi Bätz, Burgvogt Eddi Klug und Walter Schneider.
Foto: Gerold Snater | Seit 100 Jahren kümmern sich die Mitglieder der Schloßberg-Gemeinde um die Instandhaltung der Burganlage. Das Bild aus dem Jahr 2013 zeigt (von links) Michael Klug, Rudi Bätz, Burgvogt Eddi Klug und Walter Schneider.

Die Stadt Königsberg hat sich dank der Schloßberg-Gemeinde viel finanziellen Aufwand erspart und dennoch ein historisches Kleinod erhalten. Jedes Jahr werkelt eine Arbeitsgruppe rund um die Burg. Zuerst wird im Frühjahr der Bewuchs zurückgeschnitten. Dann setzen die fleißigen Helfer an verschiedenen Stellen die Instandsetzungsarbeiten fort oder bauen zerfallene auch einen zerfallenen Teil wieder auf. So arbeitet der Verein seit ein paar Jahren am Wiederaufbau des Basteiturms. Dieser wird die Freiwilligen der Schloßberg-Gemeinde noch einige Jahre beschäftigen, zumal der Turm noch originalgetreu wieder mit einem Dach versehen werden soll.

Über 78 600 Arbeitsstunden haben die Helfer und Helferinnen seit dem Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1971 unter Anleitung der Burgvögte geleistet. Seit vielen Jahren bekleidet Eddi Klug diese Position. Freiwillige Arbeitskräfte jeden Geschlechts sind jederzeit willkommen.

Festkommers im kommenden Herbst

Dass die Schloßberg-Gemeinde nicht nur selbst zu feiern versteht, sondern auch Feiern auf dem Schloßberg unterstützen und abhalten kann, das hat sie in den vergangenen 100 Jahren bewiesen. Doch auch die stolze Burg ist nicht vor einem kleinen Virus sicher: Wegen der Corona-Pandemie fielen in den zurückliegenden zwölf Monaten solche Veranstaltungen aus, wie der Frühschoppen am Pfingstmontag oder die weit über die Grenzen des Landkreises Haßberge hinaus bekannte Garten- und Rosenmesse. Für dieses Jahr hofft der Verein, dass in dieser Hinsicht wieder etwas Normalität einkehrt. Denn das 100-jährige Bestehen soll im Herbst mit einem Festkommers gefeiert werden.

Während der 'Night of light', einer Aktion der Veranstaltungsbranche, die auf ihre Notlage während der Corona-Pandemie aufmerksam machte, war die Burg im Juni vergangenen Jahres eine Nacht lang in rotes Licht getaucht.
Foto: René Ruprecht | Während der "Night of light", einer Aktion der Veranstaltungsbranche, die auf ihre Notlage während der Corona-Pandemie aufmerksam machte, war die Burg im Juni vergangenen Jahres eine Nacht lang in rotes Licht getaucht.
 
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