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Aidhausen
Warum das Café Wiesnblick in Aidhausen 200 000 Euro bekommt
Ein Treffpunkt für die Menschen aus dem Dorf: Karin Schneider geht es mit ihrem Café auch darum, etwas für ihren Heimatort zu tun. Für diese Pläne gibt es eine hohe Förderung.
Ein neuer Treffpunkt für die Bevölkerung von Aidhausen: Karin Schneider (rechts) und ihre Mitarbeiterin Beatrix Albert begrüßen seit kurzem ihre Gäste im Café Wiesnblick.
Foto: Peter Schmieder | Ein neuer Treffpunkt für die Bevölkerung von Aidhausen: Karin Schneider (rechts) und ihre Mitarbeiterin Beatrix Albert begrüßen seit kurzem ihre Gäste im Café Wiesnblick.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 12.02.2024 17:12 Uhr

Das Café Wiesnblick in Aidhausen hat eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte. Meist steht am Anfang der Wunsch nach einem eigenen Gastronomiebetrieb, gefolgt von der Suche nach einem passenden Standort. Doch bei Familie Schneider war es genau umgekehrt: Die Geschichte ihres Cafés begann mit einem Grundstück, das zum Verkauf stand, und der Frage, was sie damit machen könnte. Dabei betonen Karin und Martin Schneider, es sei ihnen auch darum gegangen, etwas für die Gemeinde zu tun - eine Idee, die nun das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) mit einer Fördersumme von 200 000 Euro belohnt.

Das Gebäude am Aidhäuser Ortseingang wurde in den 1960-er Jahren gebaut und beherbergte zuvor eine Baufirma mit Bürogebäude – so lange, bis Oskar Schüßler, der Chef des Unternehmens, ins Rentenalter kam und den Betrieb aufgab. Gleich nebenan hat Martin Schneider seine Kfz-Werkstatt. So kam es, dass die Schneiders gefragt wurden, ob sie nicht Interesse hätten, auch das angrenzende Grundstück zu kaufen. "Wir haben überlegt, was wir damit machen können", sagt Karin Schneider. "Dann kam die Idee, im Zuge der Dorferneuerung was für die Gemeinde zu tun."

Dorferneuerung: Förderung für Kleinstunternehmer

So überlegten die Schneiders, in den Räumen ein Café einzurichten, denn so etwas gab es in Aidhausen noch nicht. "Irgendwie ist die Idee dann gewachsen", sagt Karin Schneider. Dazu kam die Möglichkeit einer Förderung durch das Amt für Ländliche Entwicklung. "In Dorferneuerungen können Kleinstunternehmen gefördert werden, wenn sie in die Grundversorgung der ländlichen Bevölkerung investieren", erklärt das Amt hierzu. So begann das Projekt damit, dass die Familie Schneider ihre Pläne mit dem ALE absprach und schließlich die Zusage für eine Förderung bekam: Für die Einrichtung des Café Wiesnblick erhalten sie 200 000 Euro – den höchstmöglichen Betrag. Der Bescheid kam im Dezember 2019. Selbst haben Schneiders mehr als 600 000 Euro in das Projekt gesteckt. Jetzt, da das Café eingerichtet und eröffnet ist, soll am Dienstag die Scheckübergabe stattfinden.

Der Namensgebende Wiesnblick zeigt sich, wenn Gäste aus dem Fenster des Cafés blicken. Von dieser Wiese stammt auch die Tischdeko im Café.
Foto: Peter Schmieder | Der Namensgebende Wiesnblick zeigt sich, wenn Gäste aus dem Fenster des Cafés blicken. Von dieser Wiese stammt auch die Tischdeko im Café.

Ganz abgeschlossen sind die Arbeiten allerdings noch nicht: Zwar ist das Café fertig und seit Mai geöffnet, bei einem weiteren Projekt im gleichen Haus hatten Karin und Martin Schneider aber mit Verzögerungen zu kämpfen. Unter dem Dach entstehen drei Gästezimmer, die wahrscheinlich ab Anfang Dezember die ersten Besucher beherbergen können. Zu den Verzögerungen sei es gekommen, da Baumaterial nicht gleich lieferbar war, berichtet Karin Schneider.

Viele Umbauten waren nötig

Im Februar 2020 haben sie und ihr Mann das Grundstück gekauft. Vorbesitzer Oskar Schüßler habe ihnen damals "einen wirklich fairen Preis" gemacht. Auch der Gemeinde Aidhausen und ihrem Bürgermeister Dieter Möhring seien die Schneiders sehr dankbar. Möhring habe ihnen bei ihrem Projekt immer beratend zur Seite gestanden.

"Ein Café mit Gästezimmern – das ist genau das, was bei uns im Ort noch gefehlt hat", bringt auch Dieter Möhring seine Freude zum Ausdruck und denkt vor allem an Radfahrer, Wanderer oder Spaziergänger, die jetzt eine Möglichkeit zur Einkehr und sogar zur Übernachtung haben. Als das ALE das Förderprogramm für Kleinstunternehmen aufgelegt hatte, informierte Möhring die infrage kommenden Betriebe in seiner Gemeinde umgehend. Von einigen hatte er eine Rückmeldung bekommen. Und tatsächlich nutzen mehrere Handwerksbetriebe aus Aidhausen dieses Förderprogramm. "Was die Schneiders geleistet haben, ist schon eine Rieseninvestition", sagt Möhring über den Umbau und die Sanierung des Gebäudes "Im Götzengrund“.

Unter dem Dach wird noch gearbeitet: Hier entstehen Gästezimmer. Die Arbeiten haben sich verzögert, da Baumaterial zeitweise nicht lieferbar war.
Foto: Peter Schmieder | Unter dem Dach wird noch gearbeitet: Hier entstehen Gästezimmer. Die Arbeiten haben sich verzögert, da Baumaterial zeitweise nicht lieferbar war.

Einige Umbauten waren nötig, bevor in den ehemaligen Räumen der Baufirma ein Café eröffnen konnte. Den Dachstuhl, wo nun die Gästezimmer entstehen, haben Schneiders ausgebaut und dafür auch die Wände erhöht. Das Café bekam eine Terrasse, auf der die Gäste im Sommer unter freiem Himmel sitzen können, und schließlich sollten sowohl das Café als auch die Gästezimmer barrierefrei erreichbar sein, wofür der Bau einer Rampe am Eingang sowie eines Aufzugs zum Dachgeschoss nötig waren.

Zur Eröffnung gab es nur das To-Go-Geschäft

An Christi Himmelfahrt, 13. Mai 2021, war es so weit: Das Café konnte eröffnen. "Wir haben mit dem To-Go-Geschäft angefangen", erzählt Karin Schneider, denn zu diesem Zeitpunkt war die Corona-Lage noch recht angespannt. Dass die Eröffnung damit in eine für Gastronomen schwierige Zeit gefallen sei, mache den Unternehmern nichts aus: Das Haupteinkommen stamme ohnehin aus der Werkstatt, da lasse es sich leicht überbrücken, wenn das Café in Corona-Zeiten etwas weniger Gewinn abwirft.

Bei den Einwohnern von Aidhausen komme es gut an, dass die Schneiders mit dem Café eine Erholungsstätte geschaffen haben, an der die Menschen zusammenkommen können. "Man sieht viel Freude bei den Gästen", sagt Martin Schneider und auch seine Frau berichtet von sehr viel positivem Feedback. "Gerade auch die ältere Bevölkerung von Aidhausen kommt raus und kommt hier zusammen", sagt Karin Schneider. Doch auch viele junge Leute kämen ins Café Wiesnblick, ergänzt ihre Mitarbeiterin Beatrix Albert, die mit Karin Schneider zusammen die Hauptarbeit im Café stemmt.

Von außen ist das Café Wiesnblick noch nicht besonders gut als Café zu erkennen, denn noch fehlt ein Schild am Eingang. Im Sommer können die Gäste auch auf der Terasse sitzen.
Foto: Peter Schmieder | Von außen ist das Café Wiesnblick noch nicht besonders gut als Café zu erkennen, denn noch fehlt ein Schild am Eingang. Im Sommer können die Gäste auch auf der Terasse sitzen.

Vorkenntnisse in der Gastronomie haben die beiden nicht, allerdings hätten sie schon vorher gerne gebacken und so letztlich ein Hobby zum Beruf gemacht, sagen die beiden Frauen. Neben Chefin Karin Schneider und der festangestellten Mitarbeiterin Beatrix Albert gibt es noch Aushilfen zum Bedienen. Geöffnet hat das Café freitags, samstags und sonntags sowie an Feiertagen.

Bio, regional und saisonal

Am Sonntagmorgen gibt es außerdem einen Backwarenverkauf mit Vorbestellung. Hierfür arbeitet Karin Schneider mit der Bäckerei Oppel aus Untersteinbach zusammen – eine Bäckerei, die gut mit dem Konzept des Cafés zusammenpasst, denn Karin Schneider legt Wert auf hochwertige regionale Produkte: Die Kuchen und Torten sind alle hausgemacht, vor allem mit saisonalem Obst. "Wir backen nur mit Dinkelmehl", berichtet Schneider. Außerdem gibt es Bio-Kaffee aus der Rösterei Dinzler am Irschenberg.

Das Konzept gefällt den Gästen offenbar - und die kommen nicht nur aus Aidhausen. Auch aus weiter entfernten Städten wie Haßfurt oder Coburg konnte das Café Wiesnblick schon Besucher begrüßen.

 
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