Wenn der Bürgermeister einer Kreisstadt einen runden Geburtstag feiert, dann ist das - normalerweise - eine größere Sache. Da muss dann - normalerweise - mindestens die Stadthalle herhalten für die Heerscharen von Gratulanten und Ehrengästen. Rudi Eck wurde zu seinem 50. Geburtstag dereinst sogar von der Feuerwehr mit der Drehleiter abgeholt. Aber da gab es eben noch kein Corona. Deshalb feierte Günther Werner am Montag zwar seinen 60. Geburtstag, aber nur im "kleinen Rahmen". Natürlich ist so ein "kleiner Rahmen", auch wenn er "nur" im Dienstzimmer des Stadtoberhauptes stattfand, immer noch ungleich größer als ein "großer Rahmen" bei Otto Normalbürger, das liegt in der Natur der Sache beziehungsweise des Amtes, aber der ganz große Festakt für den Bürgermeister soll erst in einem Jahr im Alten Rathaus steigen. Dann aber hoffentlich ohne Corona.
Damit zumindest aus medizinischer Sicht nichts dazwischenkommt, dafür wünschten alle Gratulanten dem Haßfurter Bürgermeister vor allem Gesundheit. Gleichzeitig gab es auch das ein oder andere höherprozentige Geschenk, denn Alkohol macht ja auch haltbar. Der Jubilar selbst genoss die Gratulationscour, die sich über den ganzen Vormittag erstreckte. "Ich bin einfach nur dankbar", sagte Günther Werner im Gespräch mit dieser Redaktion. "Persönlich und privat" sei er glücklich, so der Bürgermeister, und politisch hatten ihm ja schon im März die Wähler ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk zukommen lassen, indem sie Günther Werner mit beeindruckender Mehrheit bereits im ersten Wahlgang im Amt des Bürgermeisters bestätigten.
Unter Federführung seiner Sekretärin Sonja Schnitzer hatten seine Mitarbeiter das Dienstzimmer des Bürgermeisters entsprechend "umdekoriert", denn auch ein "kleiner Rahmen" sollte nicht minder festlich sein. Die Logistik funktionierte, so dass weder Landrat Wilhelm Schneider, noch die Delegation der Patenkompanie, Vertreter der heimischen Wirtschaft, Stadtratskollegen, seine beiden Stellvertreter, sämtliche Amtsleiter, der Chor des Bauhofs, die Feuerwehr und und und nicht hungrig und durstig das Rathaus verlassen mussten.
Geburtstag des Bürgermeisters. Das mag in der Großstadt anonym ablaufen, auf dem Dorf in geselliger Runde. Die Kleinstadt, die ein Mittelzentrum geworden ist, versprüht dagegen ihren eigenen Charme. Man kennt sich, läuft sich ständig über den Weg, was oftmals eben auch eine Politik der kurzen Wege möglich macht, ohne sich aber dauernd auf den Wecker fallen zu müssen. Die in Coronazeiten gern verwendete, aber doch Vertrautheit signalisierende "Fuß-Gruß-Formel" fand deshalb auch schnell eine Erklärung: "Wir waren zusammen in der Schule" oder "Wir haben in einer Mannschaft Fußball gespielt".
Besonders gerührt war der Bürgermeister vom Besuch der Kindergartenkinder, die ihrem Stadtoberhaupt musikalisch alles Liebe wünschten. Schlägt doch ohnehin Günther Werners Herz immer sozial. Daran hat auch der Wechsel vor sechs Jahren von der SPD zur Wählergemeinschaft nichts geändert. "Die Wählergemeinschaft ist ein Verein, in dem viele politische Richtungen ein Zuhause finden können. Dadurch habe ich doch meine soziale Seele nicht verloren", erklärte Werner rückblickend seine Kandidatur für die WG in Haßfurt. "Im Gegenteil. In der nächsten Sitzung des Finanzausschusses wird ein neues Projekt vorgestellt, das gerade sozial schwachen Mitbürgern Vorteile bringen soll", machte es der Bürgermeister schon einmal spannend.
Er dachte also auch in seiner persönlichen Feierstunde schon wieder an seine Mitmenschen. Aber nicht nur, denn: "Heute nachmittag habe ich frei, die Zeit gehört meiner Familie." Der gute Geist Sonja Schnitzer hatte alles entsprechend terminiert und vorbereitet. Nur nächstes Jahr, bei der großen, offiziellen Feier, dann gehört der Bürgermeister den ganzen Tag seinen Gratulanten. Versprochen!