
Seit vielen Jahren beschäftigt sich Heiko Hartmann mit den heimischen Wanderwegen. Er hat die Internetseite Hinterindien.de aufgebaut, die sich mittlerweile großer Beliebtheit erfreut. Auf ihr empfiehlt der Oberfranke Wandertouren in ganz Franken und erstellt dafür aufwendige Wegbeschreibungen mit zahlreichen Fotos, die Wanderern bei der Orientierung helfen sollen. Der Name der Website spielt auf die "hinterindischen Winkel" im Roman "In 80 Tagen um die Welt" an. Hartmanns Zielgruppe sind keine Extremsportler, sondern vor allem Normalbürger auf der Suche nach einem Tagesausflug.
In diesem Monat steht auf der Startseite von Hinterindien.de eine Tour aus dem Landkreis Haßberge: Die "Entdeckungs-Tour rund um Untermerzbach". In der Vergangenheit habe ich schon mehrere Reportagen über Heiko Hartmann und seine Wandertipps geschrieben und bin dafür die von ihm empfohlenen Wege im Landkreis Haßberge gewandert. Bisher aber immer gemeinsam mit Hartmann, der mir während der Touren viel über seine Wanderbegeisterung und seine Internetseite erzählen konnte. Aber wie gut sind seine Wegbeschreibungen? Finde ich mich auch dann an jeder Kreuzung sofort zurecht, wenn ich ohne jemanden unterwegs bin, der genau weiß, wo es langgeht? Genau das will ich jetzt in Untermerzbach testen.
Die meisten Touren sind Rundwege – aus gutem Grund
Los geht die Tour am Untermerzbacher Rathaus – und hier wird sie auch wieder enden. Mit wenigen Ausnahmen sind alle Hinterindien-Touren Rundwege. Denn – so hat mir Heiko Hartmann bei unserer ersten gemeinsamen Tour im September 2014 erzählt – ihm ist es wichtig, dass Wanderer keinen zusätzlichen Fahrer brauchen, der sie am Endpunkt abholt.
Ich öffne die Seite mit der Tourbeschreibung auf meinem Smartphone und mache mich auf den Weg. Die wichtigsten Daten zur Tour finden sich auf einen Blick: Der Weg ist 13,3 Kilometer lang, hat einen Höhenunterschied von 210 Metern und sollte in etwas mehr als drei Stunden zu schaffen sein.

Nachdem ich an den Felsenkellern am Untermerzbacher Ortsausgang vorbei bin, geht es auf einen Feldweg. "Und kaum sind Sie von der Straße weg, wird es auch schon still und Sie können die Landschaft richtig genießen", heißt es auf Hinterindien.de. Und tatsächlich finde ich es angenehm, wie ich beim Laufen ein bisschen abschalten kann. Mir fällt auf, dass es das erste Mal seit langem ist, dass ich ohne Begleitung auf einem Wanderweg unterwegs bin. Wann macht man das schon mal alleine? Ich genieße die Ruhe und finde es wirklich entspannend, ganz alleine unterwegs zu sein.
Abstecher, die anderen Wanderern verborgen bleiben
Die Tour orientiert sich weitgehend am Fuchs-Weg, einem der ausgeschilderten Wanderwege für die Gegend um Untermerzbach. An vielen Kreuzungen beschreibt Heiko Hartmann auch, dass man hier einen Fuchs-Wegweiser finden wird, der mit seiner Wegbeschreibung übereinstimmt. An einigen Stellen weicht die Hinterindien-Tour aber vom ausgeschilderten Weg ab und führt zu kleinen Sehenswürdigkeiten am Rande. Diese würden an einem Wanderer, der nur den Schildern folgt, wohl vorbeigehen. Beispielsweise komme ich zu einem kleinen See oder einer Burgruine im Wald. Somit ist die Tour rund einen halben Kilometer länger als der ausgeschilderte Fuchs-Weg. Sie führt durch die Ortschaften Gereuth, Buch, Wüstenwelsberg und Obermerzbach.

Die Wegbeschreibung auf der Website ist gut und verständlich und bietet auch eine gewisse Sicherheit: Sollte irgendwo mal ein Fuchs-Wegweiser abgerissen oder schwer zu finden sein, weiß man dennoch an jeder Kreuzung, wohin man abbiegen muss. Oft hat Heiko Hartmann in die Bilder auf seiner Seite auch Pfeile eingefügt, die anzeigen, in welche Richtung es weitergeht.
An manchen Orten gibt es noch mehr zu erfahren
Schön sind auch die Hintergrund-Infos, die die Website mitliefert. So erfährt der Wanderer unter anderem, dass es eine heilende Wirkung haben soll, durch den mysteriösen "Schlupfstein" zu steigen, einen großen Felsen mit einer Öffnung, der inmitten der Burgruine bei Buch steht. An manchen Stellen liefert Hartmann auch Links zu Internetseiten mit weiteren Informationen.

Spätestens bei der Ruine merke ich aber, dass ich den Weg wohl nicht in den geplanten drei Stunden schaffen werde. Das liegt jedoch nicht an einer Fehleinschätzung des Hinterindien-Autors, sondern vor allem daran, dass ich eben nicht nur als Hobby-Wanderer, sondern auch als Reporter unterwegs bin: Ich habe mich an einigen Stellen zu lange damit aufgehalten, Fotos zu machen. Ebenfalls aufgehalten hat mich ein Falke, dem ich auf einem Feld bei Gereuth mit einiger Begeisterung bei der Jagd zugeschaut habe. Das rächt sich jetzt, denn Ende November wird es schnell dunkel und ich muss die letzten Kilometer als "Nachtwanderung" zurücklegen.
Eine schöne Tour, aber mit einer kleinen Schwäche
Als Fazit kann ich sagen, dass mir die Wanderung viel Spaß gemacht hat. Die Wegbeschreibung ist sehr verständlich, der Verlauf gut gewählt, Heiko Hartmann arbeitet aber auch gut heraus, welche Schwächen die Tour hat. Und da gibt es in der Umgebung von Untermerzbach vor allem eine: Der Weg führt für meinen Geschmack zu lange am Rand von Landstraßen entlang, an denen es auch keinen Fuß- oder Radweg gibt. Zwar sind die Straßen wenig befahren, doch gerade auf dem langen Stück zwischen Wüstenwelsberg und Obermerzbach denke ich mir: Mit Kindern, bei denen ich die ganze Zeit aufpassen müsste, dass sie nicht zu weit auf die Straße rennen, möchte ich diesen Teil des Weges nicht gehen.

Eine Stärke des Weges ist dagegen seine Vielseitigkeit. Er geht ein kleines Stück weit durch den Wald, aber auch viel über Felder und Anhöhen, von denen sich eine schöne Aussicht bietet. Schön anzusehen sind auch viele der Gebäude in den Ortschaften, durch die es geht, allen voran das schöne Barrockschloss in Gereuth.