Einen Gewinner, unabhängig von allen Parteien, hat die Bundestagswahl im Landkreis Haßberge: die Wahlbeteiligung. Diese ist im Vergleich zur Wahl vor vier Jahren deutlich gestiegen. 54 896 Wahlberechtigte nutzten ihr Wahlrecht, was einer Quote von 80,8 Prozent entspricht. Im Jahr 2013 waren es 49 427 Wähler (72,6 Prozent). Und das – als Randbemerkung –, obwohl im Haßbergkreis zwischenzeitlich 83 Wahlberechtigte weniger wohnen.
Spitzenreiter bei der Wahlbeteiligung ist die Gemeinde Bundorf: 93,5 Prozent. Doch bedeutet diese Zahl nur bedingt, dass in Bundorf der Anteil der Wähler tatsächlich am höchsten war, denn dort wurden auch die Briefwahlstimmen aus Ermershausen ausgezählt; dort fiel die Wahlbeteiligung im Umkehrschluss mit 67,6 Prozent auf dem Papier so niedrig aus, wie sonst nirgends im Landkreis. Eine hohe Wahlbeteiligung verzeichneten Wonfurt (86,9 Prozent), Theres (85,6) und Aidhausen (83,7). In Haßfurt gingen „nur“ 76,6 Prozent der Wahlberechtigten zur Urne, in Ebern 78,1 Prozent und in Hofheim 79,8 Prozent.
Der allgemeine Zuwachs an Wählern ist am Ergebnis der Direktkandidaten ablesbar. So hat beispielsweise Wahlkreis-Siegerin Dorothee Bär (CSU) im Haßbergkreis nur geringfügig an Erststimmen eingebüßt, doch in Prozenten ausgedrückt, fiel ihr Verlust mit rund sieben Prozent doch deutlich wahrnehmbar aus. Interessant auch: Das schlechte Abschneiden der SPD auf Kreisebene insgesamt lag nicht an Direktkandidatin Sabine Dittmar, denn diese steigerte ihr Wahlergebnis im Vergleich zur vorherigen Wahl, als sie erstmals antrat war, von 10 803 Stimmen auf 11 493.
Die FDP verlor im Haßbergkreis bei den Erststimmen minimal, legte aber bei den Zweitstimmen im Vergleich zur Wahl 2013 ordentlich zu, von 2875 auf 4408 Stimmen. Noch stärker gewannen die Grünen hinzu. Die Erststimmen, die Manuela Rottmann erhielt, steigerten sich von 2293 auf 6357, die Zweitstimmen von 2411 auf 7010. Deutlich geringer fielen die Veränderungen bei der Linken aus, deren Erststimmen für Frank Hertel mit 3028 drei Stimmen unter dem Ergebnis von 2013 lag. An Zweitstimmen erhielt die Linke 3225, vor vier Jahren waren es 2875, was bei der höheren Wahlbeteiligung einem gleichbleibenden Stimmenanteil von 5,9 Prozent entspricht.
Senkrechtstarter dieser Wahl war die AfD, die im Haßbergkreis 6357 Erst- und 7010 Zweitstimmen holte. Hochburgen der AfD (laut Zweitstimmenergebnis) waren die Gemeinden Rauhenebrach mit 16,4 Prozent und Wonfurt mit 16,3 Prozent. Dort war die AfD, wie in Knetzgau (15,7 Prozent) und Pfarrweisach (15,2), jeweils zweitstärkste Partei, vor der SPD. In Breitbrunn erhielt die rechtsgerichtete Partei 16,1 Prozent der Stimmen, in Oberaurach waren es 15,1 Prozent.
Zweitstimmen-Hochburg der CSU war bei dieser Wahl die Gemeinde Riedbach: 55,3 Prozent – dieses Ergebnis wurde in keiner anderen Gemeinde des Landkreises erreicht. Aidhausen kam auf 52,6 Prozent, Ermershausen folgte mit 49,0 Prozent. Am anderen Ende der CSU-Skala bewegen sich Breitbrunn (35,3 Prozent), Königsberg (37,1) und Ebelsbach (37,3).
Die SPD war besonders stark in Maroldsweisach (23,3), Kirchlauter (22,5) und Königsberg (22,2). Besonders schwach fiel für sie das Ergebnis in Rauhenebrach (12,8), Riedbach (13,0) und Bundorf (13,2) aus.
Was bei den Ergebnissen noch auffällt: Neben CSU, SPD und AfD ist die FDP die vierte Partei, die in allen Gemeinden über fünf Prozent erzielte, mit Spitzen in Bundorf (10,3), wo sie die AfD übertraf, Hofheim (10,0) und Pfarrweisach (9,7).
Die Grünen waren überdurchschnittlich in Königsberg (7,9), Haßfurt (7,7) und Bundorf (6,9).
Keine der 21 im Wahlkreis angetretenen Parteien ging leer aus. Die rote Laterne tragen BüSo (Bürgerrechtsbewegung Solidarität) mit sechs und DKP (deutsche Kommunistische Partei) mit sieben Zweitstimmen.