Die Aussagen der Handwerkskammer Unterfranken lesen sich nicht gerade optimistisch: "Im Vergleich zum Vorquartal hat sich die konjunkturelle Stimmungslage bei den unterfränkischen Handwerksbetrieben weiter eingetrübt, präsentiert sich jedoch in der Gesamtbetrachtung noch weitgehend stabil", heißt es in einer Pressemitteilung. Zwar schätzten 85,7 Prozent der Unternehmen ihre wirtschaftliche Lage im 3. Quartal 2023 als gut oder befriedigend ein. Aber: "Vor allem das Bauhauptgewerbe verliert deutlich an Optimismus." Die Probleme werden auch im Landkreis Haßberge deutlich. So mancher Handwerker kann jedoch auch davon berichten, wie er mit Flexibilität das Beste aus der Situation macht.
Kreishandwerksmeister klagt über großen Bürokratieaufwand
Kreishandwerksmeister Hans-Georg Häfner aus Eltmann betont, "dass die wirtschaftliche Lage seit 1989 nicht so schlecht war wie heute". Seine Firma "Elektrotechnik Häfner" bestehe nun seit 35 Jahren mit 30 Mitarbeitern. Die Bürokratie erfordere einen immer größeren Papieraufwand. Mit der Auftragslage zeigt sich Elektromeister Häfner hingegen zufrieden, weil er auch mit größeren Unternehmen wie Coca-Cola, der Papierfabrik Palm und anderen zusammenarbeite und sehr breit aufgestellt sei.
Die Politik sei gefordert. "Ich möchte, dass sie aufwachen und überlegen: Wo kommt denn das her, was wir ausgeben?" Die Handwerksbetriebe würden schon im Voraus zur Gewerbesteuer veranlagt, hätten aber gleichzeitig oft hohe Ausgaben zu tragen. Beispielsweise koste eine Schaltanlage über 100.000 Euro und solle innerhalb von 30 Tagen bezahlt werden, so der Elektromeister. "Damit ist sie noch nicht eingebaut und das führt dazu, dass eine Zwischenfinanzierung schon das Leben schwer machen kann."
"Dem Handwerk fehlen die Fachkräfte", sagt der Kreishandwerksmeister. Nach der schulischen Ausbildung fänden zu wenige den Weg ins Handwerk. "Es darf doch nicht sein, dass ein Metzger schließt, weil er keine Verkäuferinnen mehr bekommt." Er habe einen Monteur aus Syrien und einen weiteren Migranten in der Ausbildung, aber das sei mit einem enorm hohen Aufwand verbunden.
Probleme kommen dann, wenn ältere Mitarbeiter in Rente gehen
Schlossermeister Christian Kirchner aus Breitbrunn hat einen Metallbaubetrieb mit zehn Beschäftigten und ist eigentlich bis ins nächste Jahr ausgelastet. "Wir sind breit aufgestellt und arbeiten viel an Mehrfamilienhäusern mit Balkon- und Treppenanlagen. Ebenso sind wir im Maschinenbau tätig, für Baugenossenschaften und auch im staatlichen Bereich läuft es noch gut."
Noch habe er keine Probleme mit Fachkräften. "In fünf Jahren muss ich aber ein Drittel meiner Leute ersetzen. Mein ältester Mitarbeiter ist schon 40 Jahre im Betrieb und hat bei meinem Opa gelernt." Selbstkritisch meinte er, dass man in der Vergangenheit vielleicht zu wenig ausgebildet habe. Er habe aktuell zwei Auszubildende als Metaller in der Konstruktionstechnik. Es würden aber immer wieder Facharbeiter von der Industrie abgeworben. "Von der Politik erwarte ich mir einen Abbau der Bürokratie. Die Bürokratie bei öffentlichen Aufträgen ist schon enorm."
Sanierungen statt Neubauten: So geht es bei Zimmerern weiter
Zimmerermeister Ludwig Müller Junior beschwert sich nicht über die Auftragslage für seinen Betrieb in Limbach mit fünf Mitarbeitern. "Aber für den Jahreslauf brauchst du schon eine Menge an Aufträgen." Dem stehe entgegen, dass der Bau von Einfamilienhäusern eingebrochen sei.
Das bestätigt auch die Handwerkskammer Unterfranken. In deren Pressemitteilung wird Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul zitiert: "Es ist der Einbruch am Wohnungsbau, der den Bauunternehmen in Unterfranken Sorge bereitet. Wenn die derzeitigen Aufträge vollendet sind und keine neuen Aufträge eingehen, führt das unweigerlich zu einer sehr ernsten Krise."
Bei Ludwig Müller sieht es noch gut aus: "Zum Glück konnten wir dies in letzter Zeit mit Sanierungen oder Aufstockungen auffangen." Ein weiterer Schwerpunkt seien Dachsanierungen mit Dämmungen oder auch der Einsatz bei Mehrfamilienhäusern. "Man muss in dieser Situation einfach flexibel sein und vermehrt auch Arbeiten ausführen wie den Einbau von Dachfenstern oder auch einmal ein Holzhaus bauen."
Heizungsgesetz sorgt für Verunsicherung
Tobias Weidner von Heizungs- und Haustechnik Weidner aus Ebern beurteilt die wirtschaftliche Lage noch als gut. Man arbeite derzeit die Auftragseingänge ab. Am Horizont zeichne sich jedoch eine andere Situation ab, zumal der Neubau von Einfamilienhäusern nahezu eingestellt worden sei. "Durch die Verunsicherung der Bevölkerung durch das Heizungsgesetz sind die Aufträge für den Heizungssektor enorm zurückgegangen."
"Die größte Herausforderung ist es, Monteure für den Service beim Kunden zu finden." Dies werde in Zukunft auch nicht einfacher, denn neue Heizungen verlangten inzwischen einen Heizungsmonteur, der ebenso Elektrik und IT beherrsche. Tobias Weidner hat diese Notwendigkeit erkannt und sich auf Gebäudeautomation und energiesparende Heizungen spezialisiert. Und so verspricht er: "Es gibt für jedes bestehende Haus eine passende und energiesparende Heizungsanlage."