Im Vergleich zum Vorquartal hat sich die konjunkturelle Stimmungslage bei den unterfränkischen Handwerksbetrieben weiter eingetrübt, präsentiert sich jedoch in der Gesamtbetrachtung noch weitgehend stabil. 85,7 Prozent der Unternehmen schätzen ihre wirtschaftliche Lage im 3. Quartal 2023 als gut oder befriedigend ein. Das entspricht einem Minus von 2,1 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorquartal. Vor allem das Bauhauptgewerbe verliert deutlich an Optimismus. Folgende Informationen sind einer Pressemitteilung der Handwerkskammer entnommen.
"Die gesamtwirtschaftliche Stimmung in Deutschland ist derzeit nicht gut – das zeigt sich auch im unterfränkischen Handwerk", analysiert Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken. Hauptursachen für das Handwerk liegen nach der Einschätzung von Ludwig Paul vor allem in der stark gesunkenen Investitionsbereitschaft am Bau aufgrund steigender Kosten und Zinsen, einem insgesamt schwachen Konsumklima und der nach wie vor greifbaren Unsicherheit am Energiepreismarkt. "Die Konflikte der Welt haben nun einmal Auswirkungen auch auf den sonst stabilen Binnenmarkt des unterfränkischen Handwerks", so der Hauptgeschäftsführer.
Alarmierende Indikatoren
Eine durchschnittliche Kapazitätsauslastung von 79,7 Prozent und eine Auftragsreichweite von insgesamt 11,6 Wochen bilden die Basis für die in der Gesamtbetrachtung noch stabile Lage des unterfränkischen Handwerks. "Hier greifen die Betriebe noch auf Bestandsaufträge zurück. Aber der Blick auf den Auftragsbestand, den über 23 Prozent der Betriebe als unterdurchschnittlich bewerten, zeigt, dass die Auftragsreichweite künftig weiter abnehmen wird." Ludwig Paul: "Es sind alarmierende Indikatoren, die wir aus dem Konjunkturbericht herausfiltern können. Aber noch sind es Indikatoren und keine reellen Fakten."
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bewerten die Betriebe des Bauhauptgewerbes ihre derzeitige Geschäftslage als signifikant schlechter. 83,1 Prozent geben für das 3. Quartal an, mit der konjunkturellen Lage zufrieden zu sein, was einem Minus von 4,7 Prozentpunkten entspricht. Die Stimmung im Ausbaugewerbe hat sich ebenfalls verschlechtert, um 4,2 Prozentpunkte. "Es ist vor allem der Einbruch am Wohnungsbau, der den Bauunternehmen in Unterfranken Sorge bereitet. Wenn die derzeitigen Aufträge vollendet sind, und keine neuen Aufträge eingehen, führt das unweigerlich zu einer sehr ernsten Krise", sagt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Mit Auswirkungen auf das gesamte unterfränkische Handwerk.
Die Zukunftsaussichten des Baugewerbes sind geprägt durch einen zunehmenden Pessimismus: Fast ein Drittel der Betriebe des Bauhauptgewerbes und 27 Prozent des Ausbaugewerbes gehen von einer Verschlechterung im 4. Quartal aus. In ihrem Koalitionsvertrag signalisiert die neue bayerische Staatsregierung Erleichterungen im Baurecht. "Der Wegfall von Vorschriften und eine zügigere Bearbeitung von Anträgen kann dazu führen, dass Bauen wieder günstiger wird und das Vertrauen von gewerblichen Anbietern und privaten Bauherren ein Stück weit zurückkehrt", so die Einschätzung von Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstags.