Das Stadtwerk Haßfurt hatte am Freitag und Samstag zu den Haßfurter Energietagen in die Stadthalle geladen. Das dort gebotene Programm war ein energiethematischer Rundumschlag. Gerichtet war die Einladung zu den Energietagen an die Öffentlichkeit, die kommunalpolitischen Vertreterinnen und Vertreter sowie die zugehörigen Handwerksbetriebe.
Der Klimawandel warte nicht, sagte Hausherr und Bürgermeister Günther Werner (WG) in seiner Begrüßungsrede. Er habe sich kürzlich bei einer Reise nach Berlin gefragt, ob den dort tätigen Politikerinnen und Politikern bewusst sei, dass in der übernächsten Generation das Meer den Reichstag umspülen könnte.
Stadtwerk Haßfurt als Vorreiter in Sachen Energiewende
Lange habe man auf billiges Öl aus Russland gesetzt und die Energieerzeugung im eigenen Land vernachlässigt. Nun stelle man fest, "wie unklug dies war". Er sei den Verantwortlichen des Stadtwerks Haßfurt dankbar, dass sie sich vor geraumer Zeit, nämlich schon vor über 20 Jahren, auf den Weg gemacht hätten, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu forcieren.
Geschäftsführer Norbert Zösch sieht das Stadtwerk gut aufgestellt: "Wir haben genug Energie", erklärte er und ergänzte: "Für Strom, Verkehr und Wärme." Auch stünden Energiespeicher unterschiedlichster Art zur Verfügung. Als Beispiel nannte er die Power-to-Gas-Anlage mit dem Speichermedium Wasserstoff.
120 Interessierte lauschten am Freitag den Worten, 25 am Samstag. Hauptsächlich "ältere Semester" waren zu den Energietagen gekommen. Sie trieb augenscheinlich die Frage um, was sie zur Energiewende beitragen können. Die Sorge um die eigene Heizung, aber auch um die Zukunft ihrer Enkelinnen und Enkel schien allgegenwärtig.
Ausgewogener Energiemix für die Wärmewende erforderlich
Marco Siller, Geschäftsführer der "Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge mbH" (GUT), meinte, dass zunächst die Akzeptanz der Bevölkerung benötigt werde. "Die Stromwende haben wir im Griff", der dreimal so große Brocken sei die Wärmewende, dafür brauche es einen ausgewogenen Energiemix. Dieser bestünde aus Photovoltaikanlagen, auch auf Dachflächen, und Wärmepumpen, an der Biomasse käme man nicht vorbei, und "es werden wohl auch mehr als zwanzig Windräder kommen".
Die Kommunen, berichteten die Bürgermeister der Städte Haßfurt und Zeil in Gesprächen mit der Redaktion übereinstimmend, würden noch an konkreten Empfehlungen für ihre Bürgerinnen und Bürger feilen. Feststehe: "Eine einheitliche Lösung für alle wird es nicht geben." Tendenziell seien Fernwärmenetze ein wichtiger Baustein, insbesondere in den Stadtgebieten, während für die Bewohnerinnen und Bewohner von Ortsteilen möglicherweise Wärmepumpen wegweisend werden könnten. Doch für konkrete Aussagen sei es noch zu früh.
Die Technik für die Energiewende entwickelt sich schnell
In welchen Siebenmeilenstiefeln die Technik bei der Energiewende voranschreitet, demonstrierten die Fachreferate: Vorgestellt wurde unter anderem ein Energiespeicher, der es Hauseigentümerinnen und -eigentümern ermögliche, an 365 Tagen im Jahr, also auch im Winter, Strom vom eigenen Dach zu nutzen. Ein weiterer Ansatz: Anlagen zur Holzvergasung zum Zweck der Grundversorgung mit Fernwärme, die sich modulartig zusammenstellen lassen und – so das Versprechen – zuverlässig und wartungsarm laufen.
Auch in Sachen Erdwärme geschehe einiges. Neu auf dem Markt seien zum Beispiel Erdwärmekörbe. Thomas Geist von der Firma Weider aus Österreich erklärte hierzu: "Ein in Rohren zirkulierendes Wasser- Frostschutzmittel-Gemisch entzieht dem Erdreich Energie und transportiert sie direkt zur Wärmepumpe." Die Erdwärmekörbe würden keine Genehmigung erfordern und sich auch für Grundstücke in Hanglage eignen.
"Es geht viel", bestätigte Bürgermeister Werner am eigenen Beispiel. Sein Haus sei 1987 erbaut worden, das Dach komplett gedämmt, die Wände gut isoliert, ein Kachelofen stünde im Wohnzimmer. Inzwischen habe das Haus dreifachverglaste Fenster und Solarthermie erhalten. Der jährliche Ölverbrauch sei so von circa 2000 auf 900 Liter pro Jahr reduziert worden. 2022 habe er eine Wärmepumpe in Betrieb genommen, ergänzte Werner, und als die Ölheizung ausfiel, sei das Gefüge stabil geblieben, lediglich der Stromverbrauch habe sich um monatlich 200 Kilowattstunden erhöht.
Ein Mix aus vielen Bausteinen als ein Schlüssel für die Energiewende
Der Mix aus vielen Bausteinen, meinte Professor Dr. Michael Sterner von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg in seinem Vortrag, sei ein Schlüssel für das Gelingen der Energiewende. Zweifeln aus dem Publikum, ob die Klimaerwärmung tatsächlich durch Menschen verursacht sei, erteilte er eine Absage: "99,99999 Prozent" aller Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seien sich einig, dass die Klimaerwärmung mit der Verbrennung fossiler Rohstoffe in Zusammenhang stehe.
Er ermunterte dazu, anzupacken: "Schicken Sie die jungen Leute ins Handwerk und in die Hochschulen, sie bekommen einen sicheren Job, leisten Sinnvolles und verdienen gut." Ferner appellierte Sterner: "Klebt euch nicht auf die Straße, sondern wendet euch an die Handwerker, um die Energiewende voranzutreiben."
Schade ist nur, dass sehr wenige Bürger gekommen sind. Jeder hätte etwas gelernt.
Der Vortrag von Norbert Zösch am Samstag war sehr inspirierend.
Ich war mit 47 einer der jüngsten…
Vielleicht wurde im Vorfeld zu wenig Werbung gemacht.
Aber trotzdem vielen Dank für die schöne Veranstaltung an die Stadt Hassfurt bzw. Stadtwerke Hassfurt.