
Bei einer Demo in Würzburg wird eine Frau getötet. Durch eine Kugel aus einer Polizeiwaffe. Der vermeintliche Schütze liegt bewusstlos auf der Straße und kann sich später an nichts erinnern. Was sich wie eine regionale Polizeimeldung lesen könnte, führt die Leserin oder den Leser in den neuesten Thriller von Volker Sebold.
Die Handlung ist fiktiv, könnte sich aber durchaus so zutragen, meint der Autor. "Der Flügelschlag des Schmetterlings" heißt sein neues Werk. Wie der ehemalige Würzburger Kripo-Beamte, der aus Haßfurt stammt und heute in Untereisenheim (Lkr. Würzburg) lebt, auf die Idee zu seinem dritten Franken-Thriller kam, erzählt er im Gespräch mit der Redaktion.
Der Schmetterlingseffekt diente als Inspirationsquelle
Zur Wahl des Titels sagt Sebold: "Flattert ein Schmetterling in Brasilien, beeinflusst er dadurch die Atmosphäre und kann damit zu einem Wirbelsturm in Texas beitragen. Dieses Phänomen ist als Schmetterlingseffekt bekannt." Der Begriff stamme von Edward Lorenz, einem US-Meteorologen und -Mathematiker, der als Wegbereiter der Chaostheorie angesehen werde. "Da alles miteinander in Zusammenhang steht, habe ich mir gedacht, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings demzufolge auch ein Ereignis in Franken, in Würzburg auslösen könnte."
Zum Beispiel eben besagtes Szenario, bei dem eine Frau durch eine Polizeikugel getötet wird. Fans der Sebold-Romane wird der Hauptakteur des neuen Buches übrigens bekannt vorkommen. Roland Utz ermittelte schon in den beiden vorherigen Büchern des Autors – "Bullenhitze" und "Am Anschlag". Auch diesmal ist der Staatsschützer die bestimmende Figur.
Utz glaubt übrigens fest an die Unschuld seines bewusstlosen Kollegen Carsten und stellt auf eigene Faust Ermittlungen an. "Als er dem Geheimnis der Getöteten auf die Spur kommt", verrät der Autor, "muss er erkennen, dass mächtige Organisationen am Werk waren. Doch dann gibt die Aussage einer dubiosen Zeugin dem Vorfall eine ungeahnte Wendung." Mehr will der Ex-Kriminaler jedoch nicht über sein Werk rausrücken. Schließlich soll die Spannung des Buches ja erhalten bleiben.
Drei Bücher mit unterschiedlichen Ansätzen
Roland Utz ist also schon zum dritten Mal in Folge aktiv, dennoch, so Sebold, seien die drei Bücher nicht als Serie angelegt gewesen. "Das hat sich so entwickelt." Wichtig sei ihm, dass die Bücher unabhängig voneinander gelesen werden können. "Weil ich eben verschiedene Themen reinpacken wollte. Und das sollte dann immer eine abgeschlossene Handlung sein. Auch wenn es zum Teil die gleichen Protagonisten sind."
Das erste Buch war noch als sogenannter "Whodunit-Krimi", also eine klassische Detektivgeschichte, angelegt. Band zwei war eher politisch. "Weil ich ja aus dem polizeilichen Metier kam, Bekämpfung Islamismus, Deradikalisierung, Präventionsarbeit, war es mir wichtig, über Extremismus zu schreiben." Das neue Buch hat nun seinen Ursprung in der Chaostheorie. "Ich glaube auch nicht an Zufälle und habe mir gedacht: darin steckt das Potenzial für eine neue Geschichte. Und so habe ich sie mir dann auch zusammengesponnen."
Dass erneut Utz darin eine Rolle spielt, liegt nicht zuletzt auch daran, wie Sebold mit einem Schmunzeln sagt, "dass mir als Erfinder dieser Figuren diese ans Herz wachsen". Der Hauptermittler sei eine ambivalente Figur "und das ist mir auch wichtig, weil die Helden, die alles niederreißen, mir zu langweilig sind".
Er möge Leute, die gebrochen sind, die eine gebrochene Vita haben, wo nicht alles rund läuft, die auch fehlerbehaftet sind. "Der Roland Utz ist mit Sicherheit so einer, wobei er auch irgendwie sehr fränkisch sympathisch rüberkommt." Alle Handlungen und Typen seien fiktiv, aber "ich werde auch immer wieder gefragt, wie viel von mir in der Figur Roland Utz drinsteckt. Gar nichts wäre gelogen – natürlich ein bisschen".
Von Würzburg in die Städtchen und Dörfer
"Ich finde auch wichtig, dass die sogenannten großen Themen durchaus in unserer Region spielen können, ohne dass es kitschig wirkt", sagt Sebold. "Ich hoffe, das ist mir gelungen." Gelungen ist auf jeden Fall eine noch stärkere regionale Einbindung. "Das aktuelle Buch spielt noch mehr in der Provinz, also eben nicht nur in Würzburg, sondern auch in kleinen Städtchen und Dörfern."
Die drei Thriller von Volker Sebold (erhältlich für 14,90 Euro überall, wo es Bücher gibt) sind im Würzburger Echter-Verlag in der Reihe "Franken noir" erscheinen, was, so Sebold, auch etwas an die Renoir-Krimis mit "ein bisschen kaputten Ermittlern" erinnere. Ob nach dem "Schmetterling" Schluss ist mit der Serie, die keine ist, "das weiß ich jetzt noch nicht", sagt der Autor.
"Ein Hintertürchen sollte man sich immer offen lassen. Aber ich hätte wahnsinnig viel Lust, mal wieder was ganz anderes zu schreiben. Auch spannende Geschichten, aber ein bisschen weg vom Krimigenre." Das ist jedoch noch Zukunftsmusik.
Fest vorgenommen hat sich Volker Sebold aber die geliebten Begegnungen vis-a-vis mit seinen Leserinnen und Lesern. Geplant sind bereits Lesungen in Kitzingen und Poppenhausen. Mehr sollen in Stadt und Landkreis Würzburg sowie in den Landkreisen Schweinfurt und Haßberge folgen.