
Meister fallen selten vom Himmel. In Ebern werden sie seit 1984 am laufenden Band produziert. Am vergangenen Sonntag verabschiedete sich der 76. Kursus von der Meisterschule Ebern für das Schreinerhandwerk. Im Gepäck das Zeugnis für den bestandenen Fachschulabschluss. Den Meistertitel haben alle 4 Absolventinnen und 12 Absolventen auch schon in der Tasche, der Meisterbrief wird später im Jahr noch feierlich überreicht. Alle 16 Meisterstücke konnten in der Schule ausgiebig studiert und bewundert werden.
Kostenlose Ausbildung zum Meister oder zur Meisterin
Die Ausbildung zum Schreinermeister ist kostenlos, die Schule wird von einem Zweckverband getragen, der sich aus dem Bezirk Unterfranken (72 Prozent), dem Landkreis Haßberge (20 Prozent), der Stadt Ebern (6 Prozent) und dem Fachverband Schreinerhandwerk zusammensetzt.

In 18 Monaten ist ein beachtliches Stoffpensum zu bewältigen. Im Fach Technische Mathematik/Physik geht es um alle handwerksrelevanten Grundlagen und Berechnungen, im Fach Werkstofftechnik um Holz, Baustoffe und Chemie.
Auch Betriebswirtschaft und Arbeitspädagogik auf Stundenplan
Vorrichtungsbau, Stilkunde, Fertigungs- und Oberflächentechnik, Gestaltung und Konstruktion, aber auch Betriebswirtschaftslehre, Deutsch, Berufs- und Arbeitspädagogik sowie weitere Fächer werden gelehrt und geprüft. Den Meistertitel selbst erwerben die Kandidatinnen und Kandidaten durch das Meisterstück und eine Situationsaufgabe, bei der sie unter Aufsicht handwerkliche Grundfertigkeiten, zum Beispiel in Form der Herstellung eines Kleinmöbels, unter Beweis stellen müssen.

Das Meisterstück hat ein halbes Jahr Vorlaufzeit. Einzige Anforderung an das Möbelstück: Es soll "meisterlich" sein. In einer ersten Mappe wird dem Prüfungsausschuss ein individuell erstelltes Konzept vorgestellt, mit perspektivischen Zeichnungen und einem Modell. In der Mappe 2 wird es dann konkret. Darin enthalten sind genaue Konstruktionszeichnungen, Kostenkalkulation, detaillierte Baupläne, alle Informationen, "dass ein x-beliebiger Schreiner das nachbauen kann", so Lehrgangsleiter Johannes Müller.

Nach der Bauphase im heimatlichen Betrieb oder in den Werkstätten der Schule in Ebern, wo maximal vier Arbeitsplätze angemietet werden können, wird in einer dritten Mappe Resümee gezogen, eine Nachkalkulation über Gewinn und Verlust der Produktion vorgelegt und das Werkstück ausführlich in Wort und Bild vorgestellt.


Der Lehrgangsbeste des Kursus 76, Max Reles, aus der Nähe von Bitburg in der Südeifel, hatte den entscheidenden Geistesblitz im Urlaub. In einer Ferienwohnung ließ sich der 25-Jährige von einem Schaukelstuhl inspirieren. Rund und geschwungen sollte das Möbelstück werden, die Prüfungskommission verlangte ein passendes Kleinmöbel, um den Schwierigkeitsgrad etwas zu erhöhen.
Max Reles hatte in Ebern "eine gute Zeit". Für die Zukunft hat er noch keinen genauen Plan, eventuell wird er in seinen ursprünglichen Betrieb zurückgehen, die Kontakte sind geknüpft.
Mit Meistertitel eine goldene Zukunft
In seiner Festrede hob Erwin Dotzel, scheidender Bezirkstagspräsident des Bezirks Unterfranken und Vorsitzender des Zweckverbandes Meisterschule Ebern, hervor, dass "Meister eine goldene Zukunft haben, wenn sie Fleiß, Eifer und Energie" aufbringen, mit dem Meistertitel sei der Grundstein für eine hervorragende Karriere gelegt. In Ebern gebe es dafür ideale Voraussetzungen. Die Lehrgänge 77, 78 und 79 sind mit jeweils 21 angehenden Meisterinnen und Meistern vorwiegend aus dem fränkischen Raum voll besetzt. Die goldene Zukunft kann kommen.