
"Alles wird teurer." Es ist ein einfacher Satz, den Untermerzbachs Geschäftsleiterin Tanja Zürl in der Ratssitzung am Montag sagt – und den wohl jeder aus seiner eigenen Alltagserfahrung heraus unterschreiben kann. Beim Umsatzvolumen einer Kommune hat er dann aber doch größere Auswirkungen.
Auf der Tagesordnung steht an diesem Tag der Rechenschaftsbericht 2023, zudem wird der Haushalt für das laufende Jahr offiziell auf den Weg gebracht. Deutlich wird dabei schnell: Der finanzielle Spielraum Untermerzbachs wird enger – viel enger. Die Rücklagen der Kommune sind vom 31. Dezember 2022 bis 31. Dezember 2023 auf weniger als die Hälfte zusammengeschmolzen: Von 1 .072.032 Euro auf 421.447 Euro. Bis Ende 2024 sollen sie nach dem neuen Haushaltsplan weiter sinken auf 143.430 Euro.
Gründe dafür sind schnell gefunden: Zum einen blieben die Gewerbesteuereinnahmen – der größte Einnahmeposten im Verwaltungshaushalt Untermerzbachs – weiter unter den Erwartungen zurück.
Kosten lagen oft über den erwarteten Kosten
Die Kreisumlage an den Landkreis dagegen schlägt immer mehr zu Buche. Sie ist der größte Ausgabenpunkt im Verwaltungshaushalt. Des Weiteren haben auch die Kosten bei notwendigen Investitionen in Infrastruktur und Bauvorhaben letztlich oft über den erwarteten Kosten gelegen: ganz gleich ob beim Kindergarten-Ausbau, der Alten Schule in Memmelsdorf, dem Spielplatz im Neubaugebiet Erkel II in Untermerzbach oder dem Unterhalt von Straßen, Abwasser- und Wassereinrichtungen. Auch der Gemeindewald hat in 2023 mehr Kosten verursacht als eingebracht – anders als vorab erwartet.
"Eine freie Finanzspanne ist nicht vorhanden für 2024", lautet so der entscheidende Satz im Fazit der Geschäftsleiterin, nachdem sie auch den Haushaltsplan für 2024 vorgestellt hat. In den kommenden Jahren stehen zudem "wichtige Unterhalts- und Investitionsmaßnahmen an, die die finanzielle Leistungsfähigkeit der Gemeinde sehr stark berühren", betont sie weiter.
Konkret steht der Breitbandausbau im Betreibermodell bevor. Der soll ab 2025 erfolgen und vorranging über Fördermittel finanziert werden. Allerdings: Diese fließen in diversen Förderprogrammen nicht mehr so reibungslos und schnell wie früher. Und in diesem Fall muss der Ausbau komplett über die Gemeinde vorfinanziert werden. Dafür sollen in 2025 und 2026 auch neue Kredite aufgenommen werden.
"Wassergeschichten fallen uns jetzt auf die Füße"
Mit der Sanierung der Kläranlage im Zweckverband Itzgrund, der Einrichtung von Fernwirksystemen für Wasser und Abwasser sowie der Sanierung von Wasserleitungen in Untermerzbach und Obermerzbach stehen noch weitere kostenintensive Maßnahmen im kommenden Jahr an. Dietz dazu: "Was sehr auffällig war und ist, das sind unsere Wasser-/Abwassergeschichten. Die fallen uns jetzt auch auf die Füße."
Wenngleich die finanzielle Situation der Gemeinde damit absehbar angespannter wird, fassten die Räte sowohl den Beschluss über den Rechenschaftsbericht 2023 als auch über den Haushaltsplan 2024 einstimmig.
Klar ist aber auch: Die Kommune muss von nun an stärker auf ihre Finanzen achten – und das bekommen die Bürgerinnen und Bürger auch direkt zu spüren. So sollen die Gebühren für Wasser und Abwasser in 2025 deutlich steigen. Finale Beschlüsse sollen zwar erst in einer der kommenden Sitzungen gefasst werden, aber die Vorberatungen haben bereits gezeigt, dass es wohl in beiden Fällen sowohl auf höhere Grundgebühren als auch höhere Verbrauchsgebühren hinauslaufen wird.
Standgebühren am Weihnachtsmarkt werden teurer
Ein weiterer Kostenpunkt, der direkt angegangen wurde, sind die Standgebühren am Weihnachtsmarkt. Auch sie werden teurer. Das beschlossen die Räte ebenso einstimmig wie eine Beteiligung der Gemeinde am neuen Windrad am Bretzenstein mit einer Einlage von 10.000 Euro.
Dank zollte Bürgermeister Helmut Dietz am Ende der Sitzung den Feuerwehren, die am vergangenen Donnerstag in Gereuth im Einsatz waren. Dort hatte ein Blitz eine Lagerhalle mit zahlreichen Autos in Brand gesetzt.