Wer "Stickerstars" sagt, denkt automatisch auch "Panini". Die Ähnlichkeit ist nicht von der Hand zu weisen. In beiden Fällen dreht sich alles um Sticker, Sammeln, Tauschen und Klebebildchen. Während das italienische Unternehmen "Panini" vor allem die große Bühne wie Fußball-Weltmeisterschaften mit seinen Sammelalben begleitet, konzentrierte sich "Stickerstars" in der Verwirklichung einer ähnlichen Idee zunächst auf den Breitensport auf Vereinsebene. Das erste Projekt des aus Aidhausen im Landkreis Haßberge stammenden Firmengründers Michael Janek – an diesem Dienstag ist er ab 20.15 Uhr auf "VOX" in der beliebten Investoren-Suchsendung "Höhle der Löwen" zu sehen – war Ende 2012 auch eine Kombination aus dem TSV Aidhausen und dem FC Nassach.
Ein analoges Erlebnis in einer digitalen Welt
Damals hieß das junge Unternehmen noch "myfoozaa". Acht Wochen lang war bei den beiden Vereinen jeder fotografiert worden, der dem Ball hinterherrannte oder irgendwie Verantwortung trug. Mehrere Sticker kamen in ein Tütchen. 201 Bilder waren es insgesamt, die benötigt wurden, um das individuelle Album für die beiden Vereine zu füllen. Und genau darum geht es. Für eine bestimmte Personengruppe oder Organisation erstellt das junge Unternehmen ein eigenes Album.
Die dazugehörenden Klebebilder, Sticker genannt, können käuflich erworben werden. Immer bunt gemischt, jeweils fünf in einem Tütchen, eingetütet nach dem Zufallsprinzip, aber gleichverteilt, also kein Motiv kommt häufiger vor als ein anderes. Besitzt jemand Bilder doppelt, was sich kaum vermeiden lässt, kann man untereinander tauschen, bis das Album voll ist. Ganz nach dem berühmten Panini-Vorbild. Das ermöglicht zum einen den schnellen Überblick über die Strukturen des Vereins, zum anderen kann jeder sein eigenes Konterfei einmal auf einem Sticker bewundern. Genau wie Beckenbauer, Matthäus und Lewandowski.
Damit wird so mancher Kindheitstraum wahr – für große und kleine Kinder. "Klebe Deinen Traum", lautet das Motto des Unternehmens. Oder wie Janek es ausdrückt: "Ein Gegenpol zum Handy, ein analoges Erlebnis in einer digitalen Welt."
Ein Schockerlebnis als Schlüsselreiz
Und natürlich hat auch die Geburtsstunde von "Stickerstars" irgendwie direkt mit "Panini" zu tun. Der kleine Michael Janek hatte einst bei einem Besuch in Sambachshof sein komplettes Album der Fußball-WM 1990 liegen lassen. Die Familie fuhr gleich wieder zurück, aber das wertvolle Stück war verschwunden – ein Schock in der Entwicklung des Kindes. Und vielleicht die Ursache, dass er das Thema nicht mehr loswerden sollte. Bei einem Praktikum in München wurde er erstmals mit einem lokal begrenzten Sammelalbum konfrontiert, als er die Bilder von allen Angestellten einkleben musste. "Das hat mir damals unheimlich geholfen, die Beschäftigten in dem Betrieb zuzuordnen", sagt Janek im Gespräch mit dieser Redaktion. So rutschte die Idee mit den Sammelalben auf seiner Liste der Möglichkeiten weit nach vorne.
Startkapital 12 000 Euro
Kaum in Berlin, merkte Janek schnell, "wie wild diese Stadt auf Gründer ist". Er tauschte sich mit mehreren Vereinen über die Idee des "Stickerstars"-Sammelalbums aus, und die meisten Reaktionen waren positiv. So wurde das Unternehmen"myfoozaa" geboren, quasi der Vorläufer von "Stickerstars". Diese junge Firma fand beim Gründerwettbewerb einer Internetplattform so viele finanzielle Unterstützer, dass sie am Ende zu den 25 besten Start-Ups zählte. Das hatte die für das Unternehmen angenehme Folge, dass das im Rahmen des Wettbewerbs eingenommene Startkapital von Google auf 12 000 Euro verdoppelt wurde. Für die Spender gab es keine Firmenanteile, sondern Geschenke in unterschiedlicher Größe.
Anteile in Höhe von zehn Prozent an "Stickerstars" haben Michael Janek und seine Mitarbeiter dagegen den Investoren aus der Fernsehsendung "Höhle der Löwen" angeboten. Die Gegenleistung, die das junge Unternehmen gerne hätte, wäre eine Geldspritze in Höhe von 800 000 Euro. Wie sich die "Löwen", darunter die Unternehmer Frank Thelen, Ralf Dümmel und Dagmar Wöhrl, entschieden haben, erfährt der Zuschauer an diesem Dienstag.
"Seit unserer Gründung im Jahre 2012 haben viele Menschen an uns geglaubt", blickt Janek zurück. Inzwischen habe sein Unternehmen auch eine Menge dazugelernt. So habe man 2014 die Idee entwickelt, den Verkauf der Alben und Tütchen über die jeweils ansässigen Supermärkte durchzuführen. Nichts geändert hat sich aber an der Grundidee. Das jeweilige Stickeralbum ist für Vereine nach wie vor komplett kostenlos und soll dem Verein zudem ein kleines Taschengeld in die Vereinskasse spielen.
Weiterhin kann das Album individuell designt und in den Vereinsfarben hergestellt werden. Ebenfalls wird eigens für das Stickeralbum ein Gratis-Fotoshooting für den Verein organisiert, um die Stars perfekt abzulichten. Zudem verspricht "Stickerstars", dass der Verein mit einem lokalen Supermarkt zusammengebracht wird. Das bedeutet, dass die Stickeralben im angegebenen Geschäft gekauft werden können. Die Alben und Sticker gibt es dann über mehrere Wochen exklusiv in einem Laden in der Nähe. Der Verein erhält einen Teil der Werbeeinnahmen.
Gute Kontakte in die Sportwelt aufgebaut
Michael Janek und Co. haben die Jahre außerdem auch in Sachen Geschäftserweiterung genutzt. "Wir haben gute Kontakte aufgebaut zur Fußball-Bundesliga, zum Handball, Eishockey." Janek nennt hier die Handballer aus Magdeburg, die Eishockeycracks von der Düsseldorfer EG und sogar die Footballer der New York Lions. Aus dem Profifußball zählen Holstein Kiel, der SC Freiburg und Eintracht Frankfurt zu den Kunden. Die Hessen hatten eigens zum DFB-Pokalfinale gegen Bayern ein Album bestellt, quasi zur besonderen Motivation von Kevin-Prince Boateng und dem damaligen Eintrachttrainer Niko Kovac. Das kam beim Verein so gut an, dass die Frankfurter anschließend noch ein eigenes Eintracht-Album in Auftrag gaben. Zum Größenvergleich: Dieses Album und die zugehörigen Sticker wurden im Raum Frankfurt allein in 350 Rewe-Supermärkten vertrieben.
Derzeit beschäftigt "Stickerstars" 27 Mitarbeiter, weitere werden gesucht. Das Unternehmen ist mittlerweile in den drei Ländern, Deutschland, Österreich, Schweiz, vertreten. "Wir haben schon 600 Projekte abgewickelt", so Janek. Insgesamt gibt es laut Firmen-CEO bereits 300 000 Sammler. Hergestellt wurden bisher 50 Millionen Sticker.
War der Besuch in der "Höhle der Löwen" mit einem Happyend verbunden? Darüber darf Michael Janek erst nach der Ausstrahlung der Sendung sprechen.