Wir sind total überwältigt.“ Katja Günther ist sprachlos. Tränen der Rührung stehen ihr in den Augen. „Mit so einem Andrang haben wir niemals gerechnet.“
Der TSV Aidhausen führte zum zweiten Mal zur Kirchweih den Ottmar-Schneider-Gedächtnislauf durch. In diesem Jahr allerdings ging es um einen guten Zweck. Die Startgebühr von fünf Euro kommt der Stiftung „KinderHerz“ zugute (wir berichteten). Neben mehreren anderen Vereinsmitgliedern ist auch die Tochter von Sportvorstand Christian Günther am Herzen erkrankt. Die kleine Milena (3) wartet auf ein Spenderherz.
Während im vergangenen Jahr gerade mal 19 Läufer, 20 Nordic-Walker und 20 Kinder teilnahmen, steigerten sich die Zahlen in diesem Jahr um ein Vielfaches: 63 Läufer bewältigten die Strecke von 5,7 Kilometern. 134 gingen die Strecke zur Roten Marter mit oder ohne Stöcke gemütlicher an. Den neu hinzugekommenen Lauf von zehn Kilometern Länge absolvierten 56 Teilnehmer.
Am Bambinilauf und dem Kinderrennen nahmen 50 bewegungsfreudige Nachwuchsläufer teil. Stolze Gesamtzahl: 303 Teilnehmer. Zahlreiche Zuschauer feuerten die kleinen und großen Läufer an.
Unterstützung tut gut
Viele bewegte das in dieser Zeitung geschilderte Schicksal der Familie Günther. Mit ihrem Kommen wollten sie ihr Mitgefühl ausdrücken und den guten Zweck unterstützen. Ihre Familie sei von einer ähnlichen Herzerkrankung betroffen, sagt Sabine Heusel aus Hofheim. „Als wir den Artikel gelesen haben, war für uns klar: Zu dem Lauf müssen wir hin und die Familie unterstützen.“ Aus eigener Erfahrung wissen die Heusels, wie gut es tut, nicht alleine dazustehen.
Sportlichen Ehrgeiz mit einer guten Tat verbinden – da waren viele Sportvereine mit von der Partie; aus den umliegenden Ortschaften, aber auch von Röthlein, Ostheim/Rhön, Lohr und Würzburg, wie die Aufdrucke auf den Trainingsjacken zeigten.
Mehrere Gruppierungen aus Firmen wie Sachs und Fränkische bekundeten ihre Solidarität. „Ein echtes Herzensanliegen“ war die Teilnahme auch den 14 Arbeitskollegen von Christian Günther. „Mit den Spenden an ,KinderHerz' kann die medizinische Hilfe für herzkranke Kinder weiterentwickelt werden“, sagt Kirsten Schellenberger aus Gernach. „Außerdem wollen wir unserem Kollegen Christian und seiner Familie helfen, wo es nur geht.“
Der eigenen Gesundheit und gleichzeitig anderen Menschen etwas Gutes zu tun, das tut offensichtlich auch dem Gemüt gut. So herrschte eine gelöste Stimmung am Aidhäuser Sportheim und allenthalben sah man in fröhliche Gesichter.
Einen Beitrag zur guten Laune leisteten sicherlich auch die lebensfrohen Rhythmen von „Bateria Caliente“ unter der Leitung von Bastian Klauer. Gehörig trieb die Sambagruppe jeden Läufer, der dem Ziel zustrebte, auf den letzten paar Metern an. Bei Mozarts Nachtmusik im Sambastil kam keine Müdigkeit auf.
Seit Mitte 2015 spielte Katja Günther auf dem Tamborim bei „Bateria Caliente“ mit, bevor sie krankheitsbedingt pausieren musste. „Diese Aktion ist eine Supersache“, begeistert sich der Organisator der Sambistas, Christian Sennfelder. Unter großem Beifall wurde der in eine aufgestellte Trommelhülle entrichtete Obolus der Zuhörer an Familie Günther übergeben.
Zwischen den brasilianischen Rhythmen der Sambagruppe erklang ein Geburtstagsständchen auf dem Platz. Christiane Schöller aus Humprechtshausen, die am Sonntag ihren Geburtstag feierte, hatte kurzerhand zusammen mit all ihren Gästen am Lauf teilgenommen. Und auch Bürgermeister Dieter Möhring war mit der Startnummer 157 in diesem Jahr wieder dabei.
Als jüngster Läufer beim 5,7 Kilometer-Lauf nahm der achtjährige Jannick Schmidt aus Poppenlauer die Beine unter die Arme; begleitet von seiner 13 Jahre alten Schwester Celina. Im Internet erfuhren sie von dem Benefizlauf: „Da wollten wir unbedingt mitmachen“, sagen die beiden. Vater Marco Schmidt wählte die Zehn-Kilometer-Variante.
Teilnehmerzahl war überwältigend
„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“, scherzte Kurt Hahner aus Oberspiesheim, der als Ältester die 5,7 Kilometer bewältigte.
Schirmherr Landrat Wilhelm Schneider dankte den Organisatoren und Helfern für ihr Engagement. „Ein Benefizlauf ist eine gute Sache und der Zulauf zeigt, dass viele Menschen helfen wollen.“
Bevor Christian Günther die Sieger verkündete, wies er auf die ausliegenden Informationen zur Organspende hin. „Wir und viele andere sind auf die Bereitschaft zur Organspende angewiesen.“
Erschöpft, aber auch erleichtert über den guten Verlauf zogen die Organisatoren Thomas Wagenhäuser und Christian Günther Resümee: „Die Stimmung und die Musik waren toll, das Wetter hat gepasst, und die Läufer haben die Strecken gelobt.“ Und, na klar: „Die Teilnehmerzahl war überwältigend.“
Die Sieger beim Ottmar-Schneider-Gedächtsnislauf
5,7 Kilometer: 1. Berthold Bedenk (21:50 Minuten), 2. Robin Helmreich (23:55 Minuten), 3. Jonathan Leidner (24:58 Minuten).
Zehn Kilometer: 1. Christoph Merz (36:15 Minuten), 2. Markus Veth (36:36 Minuten), 3. Konstantin Lechner (38:09 Minuten).
Beste Frauen beim Zehn-Kilometer-Lauf: Susanne Hassmüller (41:48 Minuten) und Eva-Maria Schmitt (42:00 Minuten).