Im Mobilitätskonzept des Landkreises Haßberge ist die Rede von "Tourismuslinien". Dabei handelt es sich um zwei Buslinien, die in den Sommermonaten an Sonn- und Feiertagen fahren und vor allem Besucher zu den Sehenswürdigkeiten der Region bringen sollen. Der Kreisausschuss beschloss am Montag einstimmig die finanzielle Beteiligung des Landkreises an dem Projekt.
Landrat Wilhelm Schneider (CSU) wies darauf hin, dass sich niemand von dem Namen "Tourismuslinie" irritieren lassen solle. "Es ist ÖPNV", betonte er. "Das sind keine reinen Tourismuslinien, sie können von unseren Leuten genauso genutzt werden."
Ein Drittel kommt vom Landkreis
Susanne Wolfrum-Horn von der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Haßberge stellte den Ausschussmitgliedern das Konzept der beiden Buslinien vor. Demnach haben sich mehrere Stellen zusammengefunden, um die beiden neuen Busverbindungen in die Tat umzusetzen. Beteiligt sind der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN), das Landratsamt, das Regionalmanagement des Landkreises, der Haßberge-Tourismus, das Allianzmanagement der Lebensregion plus und das Management des Deutschen Burgenwinkels. "Es ist angedacht, dass sich der Landkreis Haßberge zu einem Drittel beteiligt", erklärte Wolfrum-Horn. Maximal 41 000 Euro pro Jahr will der Kreis dafür ausgeben.
Zwei Linien sind dabei vorgesehen, deren Namen etwas darüber aussagen, zu welchen Anziehungspunkten im Landkreis die Busse fahren sollen. Beide starten am Haßfurter Bahnhof, von wo aus der "Bier-und Wein-Express" Richtung Süden in den Steigerwald fährt, der "Burgenwinkel-Express" Richtung Norden in die Haßberge.
Erster Bus um 9.48 Uhr
Die Mitglieder des Kreisausschusses hatten am Montag auch die Gelegenheit, einen Blick in die vorläufigen Fahrpläne zu werfen. Demnach fährt der Burgenwinkel-Express viermal täglich vom Haßfurter Bahnhof über Königsberg, Rügheim, Hofheim, Manau, Burgpreppach, Altenstein, Pfarrweisach und Untermerzbach nach Ebern, wo die Fahrt ebenfalls am Bahnhof endet. Der erste Bus soll morgens um 9.48 Uhr in Haßfurt abfahren, der letzte kommt dort um 21.07 Uhr wieder an. Im Netz des VGN läuft die Verbindung als Linie 1159.
Der Bier- und Wein-Express, offiziell die Linie 1169, startet seine Fahrt zur gleichen Zeit in Haßfurt. Ebenfalls viermal täglich fährt er über Knetzgau, Sand, Zell, Ober- und Unterschleichach, Trossenfurt, Hummelmarter, Fatschenbrunn, Fabrikschleichach, Untersteinbach, Theinheim und Koppenwind nach Ebrach.
Zunächst nur an Sonn- und Feiertagen
Beide Linien verkehren vom 1. Mai bis zum 1. November. Ursprünglich war angedacht, sie an beiden Tagen des Wochenendes fahren zu lassen, die Samstagsbusse wurden allerdings wieder gestrichen. Vorerst verkehren die Tourismuslinien also nur an Sonn- und Feiertagen, allerdings können die Fahrpläne auch nach einiger Zeit noch an die gewonnenen Erfahrungen angepasst werden.
Welche Kosten der Betrieb der Buslinien für den Landkreis, den VGN und die anderen Beteiligten verursachen wird, steht bislang noch nicht fest, berichtete Susanne Wolfrum-Horn. Diese könnten erst abschließend ermittelt werden, wenn konkrete Angebote von Busunternehmen vorliegen. Ein Erfahrungswert der VGN besagt, dass Buslinien üblicherweise 2,50 bis 4,50 Euro pro Kilometer kosten, womit der Landkreis zwischen 23 000 und 41 000 Euro im Jahr zu zahlen hätte - daher auch der vom Kreisausschuss beschlossene Maximalbeitrag. Die LAG rechnet allerdings für den Landkreis Haßberge mit einem üblichen Marktpreis von drei Euro pro Kilometer, was einem Jahresbeitrag des Kreises von gut 27 000 Euro entspricht.
Diskussion über Rufbusse
Insgesamt nahmen die Ausschussmitglieder die Einrichtung der beiden Tourismuslinien recht positiv auf. So sprach Kurt Sieber (FDP) von einer "ausgezeichneten Idee". Auch Jürgen Hennemann (SPD) sagte: "Es ist richtig, wir müssen den Burgenwinkel anbinden." Allerdings schlug er vor, zu prüfen, ob sich diese Anbindung nicht auch in Form eines Rufbussystems umsetzen lässt.
Landrat Schneider entgegnete: "Das macht es aber für die Touristen schwierig." Rufbusse seien eher etwas für Einheimische, die ihre Fahrt vorher planen, doch ein Urlauber würde kaum anrufen, um sich einen Bus zu bestellen. Dennoch sprach sich Hennemann dafür aus, die Busse nun erst einmal als Linienbusse zu genehmigen, parallel dazu allerdings zu prüfen, ob sich ein Rufbussystem rentieren würde.