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Haßfurt
Streiflicht: Warum CSU und Norbert Geier getrennte Wege gehen
Wie kam es dazu, dass Norbert Geier, langjähriger Stadtrat und einer der führenden Köpfe der Haßfurter CSU, auf dem Höhepunkt seines politischen Wirkens zur WG wechselte?
Der langjährige Haßfurter Stadtrat und aktuelle zweite Bürgermeister Norbert Geier hat seine politische Heimat CSU verlassen und sich der Wählergemeinschaft angeschlossen.
Foto: Ulrike Langer | Der langjährige Haßfurter Stadtrat und aktuelle zweite Bürgermeister Norbert Geier hat seine politische Heimat CSU verlassen und sich der Wählergemeinschaft angeschlossen.
Wolfgang Sandler
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:05 Uhr

Es ist nichts Sensationelles, wenn ein gewählter Volksvertreter sich eine neue politische Heimat sucht. Die jüngste Rotation des Personalkarussells im Haßfurter Stadtrat war da aber eine andere Hausnummer. Norbert Geier wechselt von der CSU zur WG. Das muss sich Otto Normalnachrichtenkonsument erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Geier ist nicht irgendwer, sondern seit vielen Jahren eine der Gallionsfiguren der Haßfurter Christsozialen. Er hat den Kurs maßgeblich mitbestimmt.

Zu Beginn dieser Amtszeit haben seine Parteifreunde ihn in der konstituierenden Sitzung für das Amt des zweiten Bürgermeisters der Kreisstadt vorgeschlagen. Die Mitglieder des Gremiums haben ihn gewählt. Damit ging sogar ein lange gehegter Traum des Vorzeige-CSUlers in Erfüllung. Aber warum ist es dennoch plötzlich zu einer Trennung und einem Wechsel gekommen?

Insider erzählen, dass Geier schon in den parteiinternen Versammlungen zur Aufstellung der Kreistagsliste deutlich gemacht hat, er werde nach der Wahl zweiter Bürgermeister in Haßfurt. Nur - wenn er wirklich dieses Amt anstrebte, dann konnte es nicht in seinem Interesse sein, dass CSU-Kandidat Volker Ortloff zum Bürgermeister gewählt werden würde. Denn erster und zweiter Bürgermeister aus einer Partei? Das geht "normalerweise" gar nicht. Wenn es aber Ortloff nicht werden sollte, wie geschehen, wäre es dann nicht für die Partei strategisch von Vorteil, wenn ein aussichtsreicher Kandidat für die Nach-Werner-Zeit - ob Ortloff, Özalp, oder, oder... - schon Erfahrung als Stellvertreter würde sammeln können? Im Prinzip schon, aber der Stuhl war ja jetzt besetzt.

CSU und Wählergemeinschaft sollen sich darauf geeinigt haben, die Ämter unter sich aufzuteilen, mit der Bedingung, kein potenzieller Anwärter sollte einen Stellvertreterposten bekommen. Ging ja auch nicht - wegen Geier. Inzwischen schien auch die Haßfurter CSU gemerkt zu haben, dass ihre Interessen und die Geierschen weit auseinanderklafften.

Nun hat aber Norbert Geier seinen Amtsstuhl als zweiter Bürgermeister mit zur WG genommen. Geier unterstreicht, dass er keinen Grund sieht, den Posten herzugeben, er sei ja gewählt. Stimmt. Vom Volk als Stadtrat, mit tollem Ergebnis. Aber nicht als zweiter Bürgermeister. Diesen Posten hat er bekommen, weil der laut Absprache mit der WG der CSU zustand, als deren Vertreter er ihn an- und nun zu selbiger WG mitgenommen hat. Juristisch durchaus legitim, aber moralisch...?

 
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