zurück
Eltmann
Steigerwald: Warum gefällte Bäume erst jetzt abtransportiert werden
Der Bund Naturschutz fordert einen "Stopp der massiven Einschläge" nahe Fabrikschleichach. Die Leiterin des Forstbetriebs Ebrach kann diese Vorwürfe nicht nachvollziehen.
Waldbesucher machten die Ortsgruppe Eltmann-Steigerwald des BUND Naturschutz und den Verein Nationalpark Steigerwald auf jüngst gefällte Bäume nahe Fabrikschleichach aufmerksam. Die Naturschützer hatten versucht, auf dem Baumstumpf mit einer Rekonstruktion die Dimension des gefällten Baumes deutlich zu machen.
Foto: Uwe Gratzky | Waldbesucher machten die Ortsgruppe Eltmann-Steigerwald des BUND Naturschutz und den Verein Nationalpark Steigerwald auf jüngst gefällte Bäume nahe Fabrikschleichach aufmerksam.
Wolfgang Sandler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:57 Uhr

Der Bund Naturschutz erhebt ernste Vorwürfe gegenüber dem Forstbetrieb Ebrach. "Uns treibt die Sorge um, dass in naher Zukunft die Staatsforsten beim Fällen der Bäume keine jahreszeitliche Pause mehr einlegen", so Andreas Kiraly in einer Verlautbarung an diese Redaktion. Ursache war der Hinweis von Waldbesuchern an die Ortsgruppe Eltmann-Steigerwald des BUND Naturschutz und den Verein Nationalpark Steigerwald, die Bayerischen Staatsforsten hätten in der Nähe von Fabrikschleichach Einschläge vorgenommen. Das Zentrum der Vorwürfe bildete der Verdacht, die Mitarbeiter des Forstbetriebs hätten im April Vogel- und Haarwildarten in der für sie so lebenswichtigen Brut- und Setzzeit massiv gestört.

Keine Rücksicht auf Brut- und Setzzeit

Der Nordsteigerwald sei Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes "Natura 2000" und nahezu flächig als Fauna-Flora-Habitat (FFH)- und Vogelschutzgebiet ausgewiesen, heißt es weiter in der Mitteilung. Beim Rücken der Bäume (als Holzrücken bezeichnet man den Transport von gefällten Bäumen innerhalb des Waldes, die Red.) hinterließen die Forstmaschinen tiefe und breite Fahrspuren. Auf die beginnende Brut- und Setzzeit werde keinerlei Rücksicht mehr genommen, so die Vorwürfe. Auch Buchen mit über 80 Zentimeter Durchmesser in Brusthöhe seien geschlagen worden.

Beeinträchtigung der Artenvielfalt

"Einschläge zur Unzeit beeinträchtigen die Artenvielfalt. Die Bodenverdichtung durch die Maschinen verhindert den Wasserrückhalt in den Wäldern, weil das Wasser zu schnell abfließt", so Florian Tully vom Verein Nationalpark Steigerwald. Auf einer etwa zwei Hektar großen Fläche ragten nach Angaben des Vereinsvertreters seit kurzem die Stümpfe von etwa 20 Starkbuchen aus dem Boden. "Gezielt wurden hier die ältesten und dicksten Buchen gefällt und so die Entstehung eines alten Waldes mit dicken Bäumen und vielfältigen Kleinstlebensräumen wie Höhlen oder Rindentaschen verhindert", so Tully weiter. Ganz zu schweigen von den Verstößen gegen den Klimaschutz. Gerade große Lücken im Kronendach, wie sie nach dem Fällen von dicken Bäumen entstünden, seien kritisch zu betrachten: Sie seien regelrechte Einfallstore für Hitze und Trockenheit.

"Die Rückung des Holzes musste aufgrund der Niederschläge immer wieder pausieren."
Barbara Ernwein, Leiterin des Forstbetriebs Ebrach

Dem widerspricht Barbara Ernwein, neue Leiterin des Steigerwald-Forstbetriebs der Bayerischen Staatsforsten, die am 1. Mai von Ulrich Mergner die Verantwortung für rund 17 000 Hektar Wald übernommen hat, entschieden. "Der reguläre Holzeinschlag im Bereich des Forstbetriebs Ebrach wird größtenteils von Oktober bis Ende März umgesetzt. Die restlichen sechs Monate werden keine Holzerntemaßnahmen durchgeführt", erläutert die Forstbetriebsleiterin auf Anfrage dieser Redaktion. "Der angesprochene naturverträglich durchgeführte Hieb" sei bereits am 16. März beendet worden. Danach habe weder eine weitere Holzernte noch eine Störung der Brut- und Setzzeiten stattgefunden. "Die Rückung des Holzes musste allerdings aufgrund der Niederschläge immer wieder pausieren und konnte so erst in der letzten Aprilwoche abgeschlossen werden", erklärt Barbara Ernwein den verspäteten Rücketermin, der wohl den Waldbesuchern aufgefallen war.

Pfleglicher Eingriff

"Die zahlreichen Vorwürfe gegen die Hiebsmaßnahmen sind aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar", sagt Ernwein. Es habe sich bei der Holzernte "um einen pfleglichen motormanuellen Eingriff" gehandelt, "bei dem neben Holz für die heimischen Sägewerke auch knapp ein Drittel Holz – sogenanntes Totholz – als Lebensraum für zahlreiche Insekten im Wald verblieben ist". Eine Entnahme alter und besonders dicker Bäume habe nicht stattgefunden, auf der gesamten Fläche seien dauerhaft markierte und für den Artenschutz wichtige Biotopbäume zu finden.

Zukunftsfähiges Konzept

Da das angesprochene Waldgebiet auf ganzer Fläche verjüngt sei, bekomme durch die "einzelstammweise Nutzung auch die nachfolgende Waldgeneration die Möglichkeit, an Höhenstruktur zu gewinnen". Gerade die Vielzahl unterschiedlicher Baumhöhen und Durchmesser bringe stabile und vitale Waldbilder hervor. Eine Mischung von mindestens vier Baumarten auf der Fläche sei dabei das zukunftsfähige Konzept, um auch den nächsten Generationen einen gesunden und stabilen Wald zu hinterlassen, betont die Forstbetriebsleiterin.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Eltmann
Wolfgang Sandler
Artenschutz
Artenvielfalt
Bund für Umwelt und Naturschutz
Forstbetriebe und Forstwirtschaftsunternehmen
Holz
Klimaschutz
Niederschlag
Steigerwald Nationalpark
Wald und Waldgebiete
Waldbesucher
Wasser
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • steffenlink2@web.de
    Ich wünsche Frau Ernwein ein dickes Fell. Es wird nicht bei dieser Schmutzkampagne seitens der Befürworter bleiben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mainsand
    Was ist denn das für eine lächerliche Messmethode, Stäbe am Wurzelstock befestigen, mit einem Leinentuch umwickeln und dann daraus einen Durchmesser ableiten, der dann "oh Graus" 90 cm hergibt. (Das ist eine ähnlich zuverlässige Messmethode, wie wenn man den Luftdruck am Reifen mit einem Fußtritt überprüft)
    Da fragt man sich natürlich, warum nicht einfach der Durchmesser mit einer Kluppe am liegenden Stamm überprüft wurde, denn das Holz war doch sicherlich nicht gleich nach 2 Tagen weggeräumt. Vermutlich konnte gar kein gefällter Stamm mit mehr als 80 cm gefunden werden.
    Also alles wie immer: Der Forstbetrieb macht eine Hiebsmaßnahme, besorgte Bürger alarmieren den BUND, dieser stellt erschreckende Verstöße fest, und am Ende doch nur wieder heiße Luft.
    Nun hat der Wald ja wohl mal ein paar Monate Ruhe, aber spätestens ab November können wir uns dann wieder auf das alljährliche Ritual freuen, wenn Forstbetrieb und Naturfreunde wieder ihre ewig gleichen Argumente austauschen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • DieWahrheit
    stellt fest, dass hier lediglich mit Vermutungen versucht wird die nachhaltige umweltfreundliche Waldbewirtschaftung der Mitarbeiter der Staatsforsten zu diskreditieren.

    Woher auch sollte der Sprecher des NP-Vereins sein Fachwissen beziehen?

    Wohin sind wir gekommen, dass z.B. ein Steinmetz oder ein Zahnarzt einem Förster sagt wie er zu arbeiten hat, noch schlimmer sogar bewusst vorwirft ahnungslos die Umwelt zu zerstören!

    Wer am Wurzelstock den Maßstab anlegt und dann dieses Maß als Brusthöhendurchmesser BHD verkaufen will, ist unsachlich und sein Verhalten zeigt ideologische Züge auf!

    Wer wie der Sprecher von Lichteinfall spricht als sei es der Untergang des Waldes dem muss entgegengesetzt werden, dass nur mit Sonnenlicht die Naturverjüngen eine Chance hat.
    Im übrigen kann bei einem Urwald auch nur etwas nachwachsen, wenn ein alter Baum umfällt und dem Licht eine Lücke ermöglicht.

    Also, lieber Sprecher des NP-Vereins, wer überzeugen will sollte fachlich und sachlich bleiben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • DieWahrheit
    spricht ein Lob an die Main-Post aus.

    Danke Herr Sandler, dass Sie Frau Ernwein die Möglichkeit gegeben haben zu den haltlosen Vorwürfen gleich eine Stellungnahme abzugeben.

    Zusammenfassend kann man sagen.

    Haltlose Vermutungen und Unterstellungen gegen sachliche und fachliche Erläuterungen!

    Der Wähler wird dieses Schauspiel durchschauen und lässt sich nicht mehr vorgaukeln!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • DieWahrheit
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • DieWahrheit
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • DieWahrheit
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • florian.tully@gmx.de
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar: Der Kommentar, auf den Sie antworten, wurde gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • die-appels@gmx.de
    Ich glaube nicht daß Frau Ernwein oder die Bayrischen Staatsforsten hier etwas machen oder machen lassen was illegal wäre so wie es manche Baum und Vogelliebhaber gerne sehen würden nur weil die einen Nationalpark und keinen Naturpark haben wollen.
    Die By. Staatsforsten machen ihre Arbeit gut und Nachhaltigkeit wie es Generation vor ihnen auch schon gemacht haben .
    Leben mit und für den Steigerwald.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten