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Ostheim
Sorge wegen Mercosur-Abkommen: Was es für eine Bullenmast – wie die von Ramona Brehm aus Ostheim – bedeuten könnte
Im Bullenmastbetrieb von Ramona Brehm in Ostheim machte der Kreisverband des Bayerischen Bauernverbands auf die befürchteten Auswirkungen des Mercosur-Abkommens aufmerksam.
Foto: Günther Geiling | Im Bullenmastbetrieb von Ramona Brehm in Ostheim machte der Kreisverband des Bayerischen Bauernverbands auf die befürchteten Auswirkungen des Mercosur-Abkommens aufmerksam.
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 09.12.2024 02:33 Uhr

Billige Agrarprodukte mit geringeren Tierwohlstandards überschwemmen den Markt: Das befürchten Bauern, wenn in den nächsten Tagen das sogenannte Mercosur-Abkommen zwischen der EU und südamerikanischen Staaten zustande kommt. Die Landwirte fordern, dass der Agrarteil des Abkommens neu verhandelt wird, deswegen gingen sie am Montag auf die Straßen. Der BBV-Kreisverband Haßberge lud zudem kurzerhand zu einer Pressekonferenz auf den Bullenmastbetrieb Brehm/Giebfried in Ostheim ein, welcher Auswirkungen für seinen Betrieb befürchtet.

Von Milchviehhaltung auf Bullenmast umgestellt

Ramona Brehm aus Ostheim bei Hofheim beunruhigt dieses Abkommen ganz besonders, wie sie berichtete. Erst vor fünf Jahren habe sie ihre Milchviehhaltung auf Bullenmast umgestellt und nun stünden die Mercosur-Staaten wie Brasilien oder Argentinien vor der Tür, die mit Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch sowie Zucker und Ethanol starke Exporteure werden wollen.

Während es hier mit Blick auf das Tierwohl immer schwieriger werde, hätten diese Länder nicht den gleichen Standard, würden Fleisch billiger produzieren und Arzneimittel verwenden, die hierzulande nicht mehr eingesetzt würden. Außerdem werde für die Produktion vor Ort auch noch der Regenwald abgeholzt. "Mit meiner Bullenmast mit 100 Tieren bin ich ja noch ein kleiner Betrieb. Aber je kleiner, desto schwieriger wird es", sagte Brehm.

BBV-Geschäftsführer Klaus Pieroth erinnerte daran, dass Brehm die Umstellung auf einen neuen Betriebszweig als Chance gesehen habe. "Wir setzen mit dem Einführen von Rindfleisch und Zucker aus Südamerika die eigene Ernährungssouveränität aufs Spiel." Damit stelle man auch ungleiche Verhältnisse her, weil dort nicht die hohen Anforderungen eingehalten würden und das Rindfleisch von Südamerika außerdem noch einige Kilometer auf dem Buckel habe.

Vergleichbare Wettbewerbsbedingungen gefordert

Handel sei ohne Zweifel auch wichtig für die bayerische Landwirtschaft. "Wir fordern aber vergleichbare Wettbewerbsbedingungen. Wir sind nicht gegen ein Handelsabkommen, aber nicht so, wie es jetzt gemacht werden soll", meinte der BBV-Kreisobmann Dieter Reisenweber. Dass jetzt der Agrarhandel im Vorfeld durchgewunken werden solle, sei eine Art Salami-Taktik.

"Die EU muss endlich in Handelsabkommen verankern, dass Importe die gleichen hohen Anforderungen einhalten, wie sie für die heimische Erzeugung von Lebensmitteln gelten. Das ist nicht nur im Interesse der Landwirte, sondern gerade auch der Verbraucher." Die Landwirtschaft werde sonst wieder einmal zu einem "Bauernopfer" zu Gunsten anderer Branchen.

Die Importe von billigeren Agrarprodukten aus den Mercosur-Ländern könnten zu einem Preisdruck auf dem europäischen Markt führen, so die Befürchtung, was insbesondere kleinere und mittlere Betriebe in Deutschland, wie den von Ramona Brehm, hart treffen würde. Viele Betriebe stünden bereits unter wirtschaftlichem Druck und würden ums Überleben kämpfen, was durch das Abkommen noch verschärft werden könnte.

Kreisobmann Reisenweber sagte, dass in Europa täglich 1000 Betriebe aufgäben. Die Landwirtschaft sei zwar immer noch eine leistungsstarke Branche, der aber immer wieder Gesetze und Auflagen "drübergestülpt" würden. "Dadurch wird das Produzieren immer schwerer. Die Betriebe haben investiert und dann kommt es zu dem Punkt, dass sie vor einer Insolvenz stehen oder die Nachfolger die Betriebe nicht mehr weiterführen. Damit setzen wir unseren Selbstversorgungsgrad aufs Spiel oder karren alles aus anderen Staaten her."

 
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  • Dietmar Eberth
    Für etwas mehr Klarheit um was es geht.

    Es geht um 99.000 Tonnen Rindfleisch zu einem verminderten Zollsatz von 7,5%. Das sind 1,2% der gesamten EU-Rindfleischproduktion. Umgerechnet auf die Bevölkerung der EU sind das etwa 220 Gramm die auf dem Teller jedes Einwohners und Jahr landen. (die EU exportiert etwa 1 Millionen Tonnen Rindfleisch außerhalb der EU und importiert etwa 500.000 Tonnen Rindfleisch)

    Bei Geflügel beträgt die zollfreie Quote im Abkommen 180.000 t. Die Quote umfasst hier 1,2% des derzeitigen Verbrauchs. Derzeit importiert die EU bereits 800.000 t, exportiert aber zugleich 1,6 Mio. t, so dass es einen Handelsbilanzüberschuss bei Geflügel gibt.

    Europäische Unternehmen werden dadurch Zölle im Wert von 4 Milliarden Euro pro Jahr sparen.

    https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/FAQ/Mercosur/faq-assoziierungsabkommen-eu-mercosur.html
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  • Andreas Gerner
    Es geht nicht nur um Rindfleisch, sondern um weitere Erzeugnisse (allesamt nicht den europäischen Erzeugungsstandards entsprechend).

    Schon die 99.000 to Rindfleisch allein sind immerhin zig Millionen Mahlzeiten !

    Auf vielen Tellern landet das und es wird keine Deklarationspflicht für Herkunft und Erzeugungsweisen geben, sobald die Produkte verarbeitet oder zubereitet sind.

    Es macht schlicht keinen Sinn, im Inland immer strengere Erzeugungsregeln umzusetzen, aber Ware in´s Land zu lassen, die diesem Standard nicht annähernd entspricht. Erzeugt mithilfe von ausgebeuteten Landarbeitern, gequältem Vieh und gebrandrodetem Regenwald.

    -

    Wenn Unternehmen "Zölle Sparen", heißt das übersetzt, die Staaten verlieren Einkünfte, die Konzerne machen dicke Profite.

    All die Waren werden mit schwerölbetriebenen Frachtern um den halben Globus geschippert.

    Klima-, Meeres-, Regenwaldschutz, usw ?
    Hätten 0815Bürger für Mercosur gestimmt? Nein. Das tun Politiker, da Aufsichtsratsposten winken.
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  • Dietmar Eberth
    Will man anderen Ländern Erzeugungsregeln aufzwingen? Dann heißt es gleich wieder Grüne Ideologie. Auch das Mercosur-Abkommen ist letztendlich ein Kompromiss bei denen beide Seiten "etwas nachgeben" müssen. Und wenn man keinerlei Agrarprodukte - sind halt auch die Stärken von Entwicklungsländern - zulässt, klagen die europäischen Geflügelbauern, die in die Mercosurstaaten doppelt so viel exportieren wie importieren. Rosinenpickerei gibt es nicht. Und letztendlich gibt die Industrie - Landwirtschaft nur noch 1% der Wertschöpfung in Deutschland - den Ton an.

    "Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann"

    Geringere Zölle führen zu geringeren Preisen für Verbraucher. Oder glauben Sie, das europäische Landwirte die geringeren Exportzölle beim Export auf das Agrarprodukt draufschlagen können?

    Bei Transport gebe ich ihnen Recht, der ist generell zu billig, egal ob inländisch oder ausländisch und müsste überall viel teurer sein.
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  • Ludwig Klopf
    Natürlich kann man Regeln für importierte Waren verlangen. Zum Beispiel Autos müssen dem Standard entsprechen in der EU zugelassen zu werden. Plagiate werden vom Zoll beschlagnahmt und zerstört.

    Bei Lebensmitteln soll es dann egal sein wie die hergestellt werden?

    Alles was an Lebensmitteln aus Drittstaaten in die EU eingeführt wird, sollte unseren Standards entsprechen. Wer das, dann am Ende kontrollierte, ist die nächste Frage.

    MfG Klopf Christian
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  • Dietmar Eberth
    In Deutschland interessiert es keinen wie ein Toyota im Ausland hergestellt wird. Siehe zb auch VWs, BASF Produktionsbedingungen in der Provinz Xinjiang (Uiguren)
    https://www.derstandard.de/story/2000146313266/was-genau-macht-vw-in-der-chinesischen-uiguren-provinz-xinjiang

    "Nach Deutschland eingeführte Lebensmittel müssen nicht nur dem Europäischen Lebensmittelrecht entsprechen, sondern auch dem deutschen Lebensmittelrecht. Der Importeur von Produkten wird als Hersteller dieser Waren angesehen und hat zu gewährleisten, dass nur sichere Lebensmittel in den Verkehr gebracht werden. Er haftet in vollem Umfang für die eingeführten Produkte."
    https://www.ihk-muenchen.de/de/Service/Produktsicherheit/Lebensmittelsicherheit/Vorschriften/Einfuhr-von-Lebensmitteln.html
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  • Andreas Gerner
    Das ist die Theorie.

    Die Praxis sieht so aus, dass Fleisch, welches mit Masthormonen und Fütterungsantibiotika erzeugt wurde, bei den Tests (sofern überhaupt welche durchgeführt werden) nicht beanstandet werden. Es aber sehr wohl gesundheitliche Folgen für die Konsumenten haben kann.

    Machen Sie ruhig mal eine Befragung unter Ihren Bekannten, wer es möchte, dass ohne Deklaration der Herkunft und (bei uns verbotenen) Erzeugungsweise sowas in seinem/ihrem Essen landet.
    Bei wem Sie die Antwort "Nein" erhalten, versuchen Sie mal zu argumentieren, die sollen sich nicht so anstellen, das sei nötig, weil die Aktionäre von Daimler, VW, BMW, Porsche usw wollen, dass Autos besser in Übersee verkauft werden können.

    -

    Das Schweröl und Schiffsdiesel für den Transport hat einen Energiesteuersatz(vormals Mineralölsteuer) von NULL Cent.
    Dagegen wurde beschlossen, dass deutsche Landwirte statt bisher effektiv 26 Cent zukünftig 47 Cent/l Diesel zahlen müssen.

    Sinnvoll ?
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  • Dietmar Eberth
    Fragen Sie mal Beschäftigte der Autoindustrie ob sie lieber in Übersee exportieren möchten und damit ihren Arbeitsplatz behalten wollen oder Arbeitslos sein wollen. 2/3 der produzierten PKWs gehen in den Export. Deutschland lebt vom Export und niedrigen Zöllen. Jeder 4te Beschäftigte ist abhängig vom Export.

    Die Ampel hat die Verbandsklage geschaffen. Warum klagt der Bauernverband nicht, wenn das deutsche Lebensmittelrecht nicht eingehalten wird? Das machen viele Organisationen für die Verbraucher., zb bei Dieselskandal. Warum organisiert der Bauerverband nicht Proteste/Boykottiert gegen die großen Lebensmittelhändler wenn sie "angeblich gesundheitsgefährdende Lebensmittel" verkaufen?
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  • Andreas Gerner
    Natürlich sollen die erzeugen dürfen, wie die das dort beschließen. SOLANGE DIE DAS SELBST ESSEN WOLLEN.
    Wenn die damit auf unsere Märkte und Teller wollen, müssen die dafür Produkte haben, die unseren Standards entsprechen. Und das wasserdicht nachweisen.

    Bei anderen Dingen ganz normal:
    Kommt ein Toyota auf unsere Straßen, muss die Lichtanlage usw der Deutschen StVZO entsprechen. Beim TÜV gelten die gleichen Regeln für Autos aller Marken und Herstellungsländer.

    Aber warum sollen wir Rindfleisch in unser Essen untergejubelt bekommen, bei dem Masthormone und Fütterungsantibiotika zu gesundheitsbedenklichen Rückständen in unserer Nahrung führen, die mit Produktion zu unseren Standards (Gesetze, Vermarktungsanforderungen, Zertifizierungen uvm.) aus gutem Grund seit Jahrzehnten ausgeschlossen sind ?

    Am Preis wird sich nicht viel ändern. Aber der Verbraucherschutz leidet extrem.

    -

    Geringe Zölle führen primär zu dicken Geschäften für Konzerne. Kaum zu guten und günstigen Konsumgütern.
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  • Dietmar Eberth
    "Geringe Zölle führen primär zu dicken Geschäften für Konzerne. Kaum zu guten und günstigen Konsumgütern."

    Natürlich haben Zölle Einfluß auf Verbraucherpreise (neben Abschottung von heimischen Märkten). Nicht umsonst hat Deutschland als eine der größten Exportnationen - über 200 Milliarden Euro Exportüberschuß - etwas gegen hohe Zölle die deutsche Produkte im Ausland teurer machen. Und genauso will das Ausland mehr Absatz in Deutschland und da sind niedrigere Zölle notwendig.
    https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/donald-trump-wahlsieg-us-praesident-deutsche-autoindustrie/
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  • Hans-Martin Hoffmann
    99.000 t Rindfleisch - @ Dietmar Eberth -

    dürften bei einem durchschnittlichen Schlachtgewicht von ca. 0,35 t unter Abzug von Knochen etc. ca. 400.000 Rinder sein. Dass das die "großen Erzeuger" wenig interessieren wird, können wir uns denken. Probleme wird es den kleinen Betrieben machen, die eh schon unter großem Preisdruck stehen.

    Ich gebe hier mal Andreas Gerner Recht: unsere Bauern müssen sich an ... Auflagen halten und wer gar gentechnisch verändertes Futter verwendet, ist "i pfui" - aber bei dem importierten Fleisch kräht kein Hahn danach (bzw. kann im Ernstfall eh kein Mensch nachprüfen). Das finde ich extrem(!) unfair und bin auch in diesem Fall definitiv der Meinung, "Freihandelsabkommen" sind in Wirklichkeit (zumeist) "Unfreihandelsabkommen". Wäre ich die Regierung, würde da seehr genau hingesehen und im Zweifelsfall kein Vertrag geschlossen!
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  • Dietmar Eberth
    Nicht nur die Landwirtschaft. Auch die Industrie muss sich an Sozial- und Arbeitsbedingungen, Umweltstandards und Nachhaltigkeitsbedingungen in der EU halten, die in den Exportländern meist nicht herrschen. Besser man redet darüber und findet einen Kompromiss als keine Exporte. Ich wiederhole mich, jeder 4te Arbeitsplatz in Deutschland hängt vom Export ab.
    Und Grüne Gleichmacherei wird als Ideologie gegeißelt, wenn diese zb auf Menschenrechte oder Lieferketten bestehen?
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  • Andreas Gerner
    Die im Abkommen festgeschriebenen Importmengen an minderwertigen (weil sämtliche Standards untergrabenden) Nahrungsmitteln kommen ja nicht einfach so zu uns und lösen sich dann in Luft auf.

    Das alles landet dann auf unseren Tellern und wird gegessen werden. Da es keine Deklarierungspflicht (bei verarbeiteter Nahrung) gibt, bekommt es kaum jemand mit.

    Bevor Deutschlands Politik in der EU für das Abkommen stimmte, hätte man erst mal eine Umfrage machen sollen, wie viele Verbraucher diesen Fraß untergejubelt bekommen möchten.

    Wohl null %

    Aber was opfert man als Politiker nicht alles, dass die Automobilindustrie besseren Zugang zu neuen Märkten bekommt.
    Was kümmert da schon Tierwohl, die Emissionen der Übersee-Transporte, der Regenwald, die Gesundheit des Verbraucher-Fußvolks usw. ?
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