Ein Bild der Verwüstung bot sich am Freitag in Hofheim und im Stadtteil Lendershausen. Gegen 7 Uhr früh war ein Gewitter mit Sturmböen und Hagel über die beiden Ortschaften hinweggefegt. Abgedeckte Dächer, Wasser in Wohnhäusern und Betrieben, entwurzelte Bäume und blockierte Straßen prägten das Lagebild, als die Integrierte Leitstelle (ILS) die ersten Notrufe entgegennahm und die Feuerwehr Hofheim kurz darauf alarmierte.
"Zuerst sah es ,nur' nach vollgelaufenen Kellern aus", sagte Kommandant Dirk Häusinger. Das Gewitter sollte laut einem Regenradar im Internet eigentlich an Hofheim vorbeischrammen, stattdessen traf es den westlichen Teil der Stadt und besonders Lendershausen schwer. Schnell war klar, dass es für die Feuerwehr ein großer Einsatz werden würde.
Und dann auch noch "Rauchentwicklung in Wohnhaus"
Gegen 7.25 Uhr kam dann noch ein Alarm, der eigentlich nicht direkt zu einem Sturm passte: "Rauchentwicklung in Wohnhaus", ebenfalls in Lendershausen. Doch bereits die Anfahrt zum vermeintlichen Brandobjekt in der Hofheimer Straße hatte seine Tücken. Am Ortseingang von Lendershausen, aus Richtung Hofheim kommend, lag ein großer Baum auf der Straße und blockierte diese komplett. So mussten die Einsatzkräfte erstmal dieses Hindernis beseitigen. Glücklicherweise gab es bei er Rauchentwicklung kein offenes Feuer, lediglich ein Schmorbrand in einem Sicherungskasten war für den Rauch verantwortlich, so dass die Arbeit für die Feuerwehr hier schnell getan war.
Gut 100 Feuerwehrleute meistern 50 Einsätze
Die Schadensmeldungen in Sachen Sturm wurden aber immer mehr, so dass sich die Führungskräfte entschlossen, Vollalarm für alle sechs Stadtteilfeuerwehren – Goßmannsdorf, Rügheim, Ostheim, Lendershausen, Reckertshausen und Eichelsdorf – auszulösen und zusätzlich noch die Feuerwehren aus Aidhausen, Friesenhausen, Königsberg, Maroldsweisach und Burgpreppach anzufordern. "Insgesamt hatten wir rund 100 Frauen und Männer im Einsatz", sagte der stellvertretende Kommandant Holger Eiring.
Sie alle hatten bis in die späten Nachmittagsstunden über 50 Einsätze abzuarbeiten, etwa 25 Keller unter Wasser und nochmal soviele abgedeckte Dächer von Scheunen und Wohnhäusern. Eine Anwohnerin in Lendershausen sprach von etwa 30 Litern Regen und Hagel, die innerhalb von nur 20 Minuten vom Himmel gekommen seien. Durch das Unwetter verletzte Personen wurden der Redaktion am Freitagnachmittag bis Redaktionsschluss nicht gemeldet.
Auch Industrie- und Gewerbebetriebe sind schwer betroffen
Im Industriebetrieb ELSO stand eine Produktionshalle unter Wasser und aus der Toilette drückte der Hagel, so dass der gesamte Sanitärraum einer eisigen Fläche glich. Ebenfalls Wassereinbruch im Gebäude hatte der Edeka-Markt zu beklagen, und der Parkplatz des LOGO-Getränkemarktes stand fast komplett unter Wasser. In Hofheim in der Dr.-Wieland-Straße krachte ein Baum mit voller Wucht auf einen geparkten VW Golf, so dass dieser danach nur noch Schrottwert hat.
Gleich nebenan hat der Zirkus Lauenbuirger seine Zelte aufgeschlagen, die glücklicherweise nicht beschädigt wurden. Zirkuschef André Lauenbruger zeigte zerstörte Zäune und beschädigte Fahrzeuge seines Familienbetriebes.
"Das ist eine Katastrophe", sagte Christian Schnaus, der Vorsitzende des TSV Lendershausen, und zeigte entsetzt eine 53 Jahre alte Linde, die das Dach des Sportheim gestreift hatte. Daneben fielen auf dem Sportgelände etwa über 30 Bäume dem Sturm zum Opfer. An einen Spielbetrieb ist momentan nicht zu denken. Das Fußballtraining muss vorübergehend auf einem Ausweichplatz stattfinden, so Schnaus. "Unser Lebenswerk ist zerstört. Das bricht mir mein Herz", sagte auch ein weiteres Vereinsmitglied, der das Vereinsgelände noch als Acker in den 1960-er Jahren kannte, ehe die Sportstätte angelegt wurde.