Ob es was gibt, fragt Oti Schmelzer nach. Eine Souffleuse oder einen Souffleur? "Ah, einen Texteinflüsterer? Nein, wir sind doch nicht beim Theater", antwortet der Kabarettist aus Oberschwappach (Landkreis Haßberge), der gerade bei Fastnacht in Franken einen viel beachteten Auftritt als Struwwelpeter hatte. Ein Auftritt, der dem Publikum noch besser als sonst in Erinnerung bleiben dürfte, weil Schmelzer einen kleinen Aussetzer hatte, diesen aber sehr markant überspielte. Ohne "Flüsterer".
Bei der atemberaubend schnellen Begrüßung ins Schleudern geraten
Fast vier Minuten war Schmelzer schon auf der Bühne gestanden, als er, bewaffnet mit einer Ziehharmonika, die Gäste im Saal und vor dem Fernseher in all ihrer Vielfalt begrüßte, die "Rausgeputzten und Zurechtgestutzten", die aktuelle Narrenschar und die Närrischen übers ganze Jahr, "die Zappeligen und Bappeligen". All das geschah in so atemberaubender Sprechgeschwindigkeit, dass Gedanken und Worte die Kurve nicht mehr gemeinsam kriegten: Der Hänger war da.
Angespannte Stille, wenngleich nur für wenige Augenblicke. Dann war Schmelzer ganz der Struwwelpeter und sagte: "Ach leck mich doch am Arsch." Das Publikum klatschte und jubelte, Schmelzer musste selbst kurz lachen und war wieder zurück in seinem "Fließtext".
"Normalerweise kannst Du mich früh um 3 Uhr wecken und ich kann meinen Text aus dem Effeff", sagte der Kabarettist, der dieser Tage 62 Jahre alt geworden ist, am Dienstag zur Redaktion. "Und wenn Du mich jetzt fragst, kann ich ihn auch fehlerfrei abspulen." Aber so, wie beim Fußball der eine oder andere Elfmeter verschossen werde, so könne man eben auch einmal bei aller Textsicherheit ins Straucheln geraten.
"Einen kurzen Schreck habe ich schon bekommen", gibt Oti Schmelzer zu. Und: War er auf so eine schwierige Situation vorbereitet? Das sei nicht nötig, meint Schmelzer, der 1999 erstmals bei Fastnacht in Franken dabei war: "Ich stehe lange genug auf der Bühne, um das zu überspielen". Außerdem komme das fast nie vor, dass er ins Stocken gerate. Und schließlich habe er ja das geeignete Stilmittel gefunden, um die Textlücke zu überbrücken: Eben den "Leck-mich-Satz", mit dem er trotz des verschossenen Elfmeters "das Siegtor geschossen" hat, wie er glaubt.
Das Publikum in den Mainfrankensälen war in der Tat begeistert von der ungeplanten Episode. "Und wenn du auf der Bühne stehst, dann denkst du sowieso nur an die Zuschauer im Saal und nicht an die Live-Übertragung". Aber auch mit Blick auf die gut und gerne vier Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer, die Bayerns beliebteste Fastnachtssendung vor dem Fernseher verfolgt haben, findet Schmelzer seine kleine Improvisation in Anlehnung an Götz von Berlichingen in Ordnung.
"Ich habe sehr viel Anerkennung bekommen", freut sich der Oberschwappacher nämlich, die Leute seien zunächst einmal von seinem Kostüm angetan gewesen. Aber auch sein Hänger habe ihm viele Sympathien eingebracht: "Da merkt das Publikum, dass wir keine Maschinen sind, sondern Menschen."
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Aber den hoffiert die MP auch noch…
Ich fand die Fernsehsitzung toll, habe sie mit viel Freude geschaut. Ansonsten aber: Es war ganz nett, dass in den Tagen nach der Sendung (Samstag , Montag, Dienstag) intensiv darüber berichtet wurde - aber jetzt jeden einzelnen Auftritt intensiv zu analysieren, ist doch langsam nervig!
Problemlos hätte es auch zum Auftritt gehören können!
Sympathisch, bodenständig und einfach gut. Eine wahre Institution bei Fastnacht in Franken! Freue mich schon auf jegliche Auftritte, die noch kommen werden. Grüße nach Oberschwappach.