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Haßfurt
Schneide Hecke, suche Maler: Beim Tauschring Haßberge geht es um "Peanuts" und noch viel mehr
Mitglieder des Tauschrings in Haßfurt erklären bei ihrem monatlichen Treffen im November, wie ihre Initiative funktioniert und warum es sich lohnt, mitzumachen.
Biete dies, hätte dafür gerne das: Mitglieder des Tauschring Haßberge bei ihrem monatlichen Treffen im November.
Foto: Anna Pötsch | Biete dies, hätte dafür gerne das: Mitglieder des Tauschring Haßberge bei ihrem monatlichen Treffen im November.
Anna Pötsch
 |  aktualisiert: 25.11.2024 18:00 Uhr

"So gut wie alles, was das alltägliche Leben betrifft", kann den Mitgliedern des Tauschringes Schweinfurt, Haßberge und Steigerwald zufolge im Tauschring gehandelt werden. Neben selbst gebackenen Broten, hausgemachten Sirups oder Büchern landen auch handgefertigte und umgeschneiderte Kleidungsstücke auf dem Tauschtisch der monatlichen Treffen. Doch der Tausch beschränkt sich nicht nur auf Dinge: Babysitting, Fahrdienste und oder die Vermittlung von Wissen sind ebenso Teil der vielfältigen Tauschangebote. Gehandelt also werden Waren und Dienstleistungen.

Wie in einem Magazin der Siemens Betriebskrankenkasse zu lesen, entstand die Idee des Tauschrings im Kanada der 1980-er Jahre. Das Land war zu dem Zeitpunkt von steigender Arbeitslosigkeit und Armut geprägt. Um ihren Lebensunterhalt zu sichern, schlossen sich Menschen damals in Gemeinschaften zusammen, um Waren und Dienstleistungen direkt untereinander zu tauschen — ohne den Einsatz von Geld.

Tauschring wurde 1996 in Schweinfurt gegründet

Dieses Konzept wurde etwa zehn Jahre später, zu Beginn der 90-er Jahre, nach Deutschland getragen. So kam es im Jahr 1996 zur Gründung der "Tauschring-Initiative für Schweinfurt", die seit 2010 als "Tauschring Schweinfurt, Haßberge und Steigerwald" bekannt ist. Neben den monatlichen "Zentraltreffen in Schweinfurt" gibt es auch das monatliche "Regionaltreffen" in Haßfurt, das immer im Mehrgenerationenhaus stattfindet.

Wie der Satzung des Tauschrings zu entnehmen ist, ist der Träger der „Verein zur Förderung von Bildung und Kultur e.V. Schweinfurt“ („Kulturwerkstatt Disharmonie“). Der Tauschring ist dem Verein als Arbeitsgruppe angegliedert. Die Mitglieder des Tauschringes seien nicht automatisch Mitglieder im Trägerverein, würden dort aber in der Adressliste für die Programmverteilung geführt, heißt es in Paragraf 18 der Satzung.

Es geht auch ums Teilen und die Stärkung der Gemeinschaft.

Anders als in der Vergangenheit geht das Prinzip des Tauschrings heutzutage weit über die bloße Ersparnis von Geld hinaus. "Es geht nicht ums Sparen, sondern um die gegenseitige Unterstützung", betont Mitglied Uwe Koch. Das Miteinander, der persönliche Kontakt und gegenseitiges Vertrauen stünden für die Engagierten im Vordergrund. Besonders für Personen, die neu hinzugezogen sind, bietet der Tauschring eine hervorragende Möglichkeit, Anschluss zu finden, Menschen mit ähnlichen Interessen kennenzulernen und ein Netzwerk aufzubauen.

Monatliche Treffen im Haßfurter Mehrgenerationenhaus

Der Tauschring trifft sich, abgesehen von wenigen Ausnahmen, jeden dritten Dienstag im Monat um 18.15 Uhr im Mehrgenerationenhaus Haßfurt am Marktplatz. Gudrun Greger, Leiterin des Mehrgenerationenhauses, steht im engen Austausch mit den Mitgliedern der Initiative und freut sich über neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Schließlich fördere der Tauschring durch das Fehlen jeglicher Altersbeschränkungen den Austausch zwischen den Generationen — ganz im Sinne des Hauses, sagt Greger.

Neben den monatlichen Treffen stärken besondere Events wie ein Weihnachtsabend mit Brettspielen oder das Sommerfest in Kooperation mit der Schweinfurter Zentrale zusätzlich das Gemeinschaftsgefühl. Ganz wie bei einer Grillparty unter Freunden bringt jeder etwas mit. "Und wer nichts mitbringt, spült eben ab", scherzen die Mitglieder. Kleine Dienstleistungen gehören ja schließlich auch zum Tauschen dazu.

"Peanuts" als Währung

Um sicherzustellen, dass auch Waren und Dienstleistungen getauscht werden können, die eine unterschiedliche Wertigkeit haben, verwendet der Tauschring eine fiktive Währung, die sogenannten "Peanuts". Zwei Peanuts entsprechen dabei einem Euro. Diese Umrechnung dient allerdings nur als Orientierungshilfe, um den eigentlichen Tauschgedanken zu wahren. Eine Stunde Arbeit, beispielsweise zur Unterstützung einer Person bei der Gartenarbeit, wird mit etwa 20 Peanuts verrechnet. Auch die Teilnahme an den Treffen und deren Moderation wird mit Peanuts vergütet.

Die Verwaltung der Peanuts erfolgt über die Zentrale des Tauschrings in Schweinfurt, die von Erich Morgenstern geführt wird. Jedes Mitglied, beziehungsweise jeder Haushalt, verfügt dafür über ein eigenes Konto. Durch regelmäßige Aktualisierungen wird sichergestellt, dass weder zu hohe Guthaben noch große Minusbeträge entstehen.

Auch das gibt es im Tausch: Quittenbrot, Waffeln und Erkältungssirup waren beim Tauschring-Treffen in Haßfurt im November im Angebot.
Foto: Anna Pötsch | Auch das gibt es im Tausch: Quittenbrot, Waffeln und Erkältungssirup waren beim Tauschring-Treffen in Haßfurt im November im Angebot.

Der Tausch muss nicht auf die Meetings beschränkt bleiben, sondern kann jederzeit erfolgen. Die Mitglieder sind über Telefon und WhatsApp miteinander vernetzt, sodass auch spontane Absprachen möglich sind. Um Kontakte außerhalb von Haßfurt zu knüpfen, gibts es eine interne Zeitung, in der Mitglieder unter zugewiesenen Nummern Waren und Dienstleistungen unter "Biete" und "Suche" inserieren können.

Interessierte sind jederzeit willkommen

Haßfurter Tauschring heißt Interessierte herzlich willkommen. Der nächste Termin findet aufgrund von terminlichen Engpässen in der Weihnachtszeit bereits am Dienstag, 10. Dezember 2024, statt. Wer Interesse am Tauschring hat, dem bietet sich dabei die Möglichkeit, die Mitglieder kennenzulernen — und kann vielleicht sogar das eine oder andere Nützliche für den Weihnachtsabend tauschen.

 
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