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Hammelburg
Tauschring in Hammelburg: Eine Stunde entspricht 20 Blökern
Seit 25 Jahren gibt es in Hammelburg einen Tauschring. Vorsitzende Mona Schreiber berichtet, was so alles an freiwilligen Arbeiten geleistet wird und wie sie verrechnet werden.
Kleinere Arbeiten in ihrem großen Garten kann Mona Schreiber noch selbst erledigen. Wenn es ihr aber zu schwer wird, nimmt die 76-Jährige gerne die Nachbarschaftshilfe des Hammelburger Tauschrings in Anspruch. Im Gegenzug backt sie dafür zum Beisp...       -  Kleinere Arbeiten in ihrem großen Garten kann Mona Schreiber noch selbst erledigen. Wenn es ihr aber zu schwer wird, nimmt die 76-Jährige gerne die Nachbarschaftshilfe des Hammelburger Tauschrings in Anspruch. Im Gegenzug backt sie dafür zum Beispiel mal einen Kuchen, kocht Essen oder fährt jemanden auf einen Termin.
Foto: Ralf Ruppert | Kleinere Arbeiten in ihrem großen Garten kann Mona Schreiber noch selbst erledigen. Wenn es ihr aber zu schwer wird, nimmt die 76-Jährige gerne die Nachbarschaftshilfe des Hammelburger Tauschrings in Anspruch.
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 14.10.2023 02:58 Uhr

Babysitten, Haare schneiden, Kuchen backen, ein Computerprogramm erklären, Blumen während des Urlaubs gießen oder im Garten helfen: Die Leistungen, die beim Tauschring Hammelburg eingebracht werden, sind vielfältig.

Trotzdem gibt es einen Grundsatz für alle: „Jede Tätigkeit zählt gleich“, sagt Vorsitzende Mona Schreiber. Jede geleistete Stunde der organisierten Nachbarschaftshilfe werde mit 20 „Blökern“ gut geschrieben. Das ist die Hammelburger Währung, benannt nach dem Ruf von Schafen.

Initiative von Beate und Siegfried Schilling

Beate und Siegfried Schilling haben im Jahr 1998 Gleichgesinnte für eine „organisierte Nachbarschaftshilfe“ gesucht. Mona Schreiber wohnte damals noch in Neuwirtshaus. Die Idee der Tauschringe hatte sie schon vorher gehört, deshalb sprach sie die Information in der Lokalzeitung sofort an.

In einer Gründungsversammlung hoben vor 25 Jahre dann 15 Interessierte den „Tauschring Hammelburg “ aus der Taufe. Vereinszweck: die Vermittlung von bargeldloser Dienstleistung für Mitglieder .

Aktuell 17 Mitglieder

Bei den Mitgliederzahlen habe es immer wieder Schwankungen gegeben, berichtet Mona Schreiber, die bereits bei der Gründung dabei war und vor fünf Jahren den Vorsitz von Beate und Siegfried Schilling übernommen hat. „Einige Mitglieder sind verstorben, andere sind weggezogen oder hatten kein Interesse mehr“, berichtet die 76-Jährige, die mittlerweile in Hammelburg wohnt.

Aktuell habe der Tauschring 17 aktive Mitglieder , die regelmäßig Leistungen einbringen. Auch die Zusammensetzung variiert. Früher seien zum Beispiel mehr junge Familien dabei gewesen. Kinderbetreuung , mal ein Essen vor oder nach dem Urlaub kochen und ähnliche Tätigkeiten waren damals mehr gefragt.

Nachweise per Mail oder auf Papier

„Im Sommer ist es eher weniger, aktuell haben wir so zehn bis 15 Tauschvorgänge im Monat“, berichtet Schreiber. Vieles werde mittlerweile per Mail abgerechnet, einige Mitglieder füllen aber auch noch einen Papiernachweis aus: Darauf ist zum Beispiel vermerkt, dass jemand Sägemehl bei einem anderen Mitglied geholt hat.

„Da machen dann die beiden untereinander aus, wie viele Blöker dafür verrechnet werden“, sagt die Vorsitzende. Zum Teil würden auch Gegenstände oder selbstproduzierte Lebensmittel gegen die Hammelburger Währung den Eigentümer wechseln. „Ich habe zum Beispiel mal einen Koffer verblökert“, erzählt Schreiber.

Startguthaben von 200 Blökern

Wer neu zum Tauschring kommt, erhalte ein Guthaben von 200 Blökern, also dem Gegenwert von zehn Stunden, als Grundlage. Umgekehrt müssen Mitglieder auch mindestens 200 Blöker in der vereinsinternen Liste haben, um den Tauschring wieder verlassen zu können.

Als eine Art Mitgliedsbeitrag werden jeden Monat fünf Blöker für den Tauschring von den Konten der Mitglieder gebucht. Unter anderem sei damit auch eine Aktivität zum Jubiläum abgerechnet worden: Der Hammelburger Tauschring pflegt eine enge Verbindung zum zwei Jahre jüngeren Tauschring in Karlstadt. Eine Stadtführung dort konnten die Teilnehmer in Blökern „bezahlen“.

Kuchen für die Raummiete

Zeitweise seien auch der Bürgerbus oder die katholische Pfarrgemeinde Hammelburg Mitglied im Tauschring gewesen, berichtet Mona Schreiber. Für die Pfarrgemeinde hätten die Mitglieder zum Beispiel Kuchen für Feste gegen Blöker gebacken. Dafür durfte der Tauschring dann Räume der Pfarrgemeinde für Treffen nutzen.

Mittlerweile finden die regelmäßigen Treffen meist in der Wohnung von Mitgliedern statt. Der persönliche Austausch hat einen hohen Stellenwert, schließlich müssten sich die Mitglieder aus dem gesamten Stadtgebiet und bis nach Hetzlos und Elfershausen auch kennenlernen. Vertrauen sei wichtig, etwa wenn andere im Urlaub die Blumen gießen oder Kinder betreuen.

Ausgezeichnet für das bürgerschaftliche Engagement

2019 erhielt der Tauschring Hammelburg die Europatag-Medaille für langjähriges bürgerschaftliches Engagement. Schreiber hofft, dass die Tauschring-Idee in Hammelburg eine Zukunft hat.

Rechtlich jedenfalls stehe die Blöker-Währung sicher da: „Die Finanzämter wollten schon mehrfach an die Tauschringe ran, aber bei uns läuft ja alles bargeldlos“, berichtet sie. Weitere Infos zum Tauschring gibt es per E-Mail an monarita@gmx.de.

 
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