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Sand am Main
Sand am Main: Wie ein Hund einen Feldhasen großzieht
Als ihr Hund ein durchnässtes und unterkühltes Feldhäschen im Garten findet, leisten die Mahrs aus Sand "Erste Hilfe". Inzwischen ist der kleine "Hasi" Teil der Familie.
Australian Shepherd-Mix 'Lasko' kümmert sich rührig um den jungen Feldhasen, dem er vor zwei Wochen das Leben gerettet hat. Seitdem lässt der Hund das kleine Wollknäuel nicht mehr aus den Augen.
Foto: Christian Licha | Australian Shepherd-Mix "Lasko" kümmert sich rührig um den jungen Feldhasen, dem er vor zwei Wochen das Leben gerettet hat. Seitdem lässt der Hund das kleine Wollknäuel nicht mehr aus den Augen.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 12.02.2024 11:36 Uhr

Hund "Lasko" liegt entspannt in seinem Garten, die Pfoten von sich gestreckt. Vor ihm hoppelt ein junges Feldhäschen herum, das er nicht aus den Augen lässt. Man könnte fast meinen, der sechsjährige Australian-Shepherd-Mix hat Vatergefühle entwickelt, so rührend kümmert er sich um das kleine Wollknäuel. Er folgt ihm auf Schritt und Tritt. "Lasko" war es auch, der dem Häschen vor gut zwei Wochen wohl das Leben gerettet hat.

Es war an einem regnerischen Samstag. Karl-Heinz Mahr saß am Küchentisch und las Zeitung, als seine Frau Ilse im Wintergarten zu schreien anfing. Irgendetwas stimmte nicht mit "Lasko", der gerade im Garten herumtollte. Karl-Heinz Mahr ging der Sache auf den Grund und fand das völlig durchnässte und unterkühlte Feldhäschen, das der Hütehund mit der Nase in Richtung Haus stupste. Der ehemalige Korbmacher brachte "Hasi", wie das Langohr jetzt liebevoll genannt wird, ins Haus. Gemeinsam leistet das Ehepaar sozusagen "Erste Hilfe", säubert, trocknet und wärmt das Jungtier. "Danach hat man schon gesehen, wie es wieder sichtlich munterer wurde", berichtet Karl-Heinz Mahr, nach dessen Einschätzung das Feldhäschen ohne menschliche Hilfe wahrscheinlich eingegangen wäre.

"Dem Hund gefällt es überhaupt nicht, wenn ,Hasi' versucht, an seinen Brustwarzen zu nuckeln."
Ilse Mahr, Hasenersatzmama

Mittlerweile ist "Hasi" wieder putzmunter, hat sein Gewicht mehr als verdoppelt. Wog das Findelkind am Anfang nur 150 Gramm, so bringt es jetzt über 300 Gramm auf die Waage. Mehrmals täglich füttert Ilse Mahr mit einem Trinkfläschen Milch mit Karotteneinlage. "Das verträgt er sehr gut", erzählt die "Ersatzmama". Täglich darf der kleine Mümmelmann den großen Garten erkunden. Oder ist es eine Mümmelfrau? So genau wissen es die Mahrs noch gar nicht. Auf jeden Fall ist "Lasko" immer an seiner Seite und passt auf, dass sich sein Zögling nicht in Gefahr begibt. Nur eines kann der Familienhund nicht ertragen: "Dem Hund gefällt es überhaupt nicht, wenn ,Hasi' versucht, an seinen Brustwarzen zu nuckeln", sagt Ilse Mahr lachend. Das Ehepaar ist fest entschlossen, das Feldhäschen weiterhin aufzupäppeln.

Mehrmals täglich wird der kleine Hase von Ilse Mahr gefüttert. In rund zwei Wochen hat das Tier sein Gewicht von 150 auf 300 Gramm verdoppelt.
Foto: Christian Licha | Mehrmals täglich wird der kleine Hase von Ilse Mahr gefüttert. In rund zwei Wochen hat das Tier sein Gewicht von 150 auf 300 Gramm verdoppelt.

"Es ist grundsätzlich strafbar sich aus Wald und Flur ein Wildtier anzueignen", sagt Rechtsanwalt Steffen Vogel, der stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Haßfurt des Landesjagdverbandes Bayern ist. Bei dem Geschehen in Sand handele es sich jedoch um einen Sonderfall. Schließlich habe die Familie das Häschen nicht irgendwo mitgenommen. Es sei vielmehr in den Garten gekommen. Außerdem hätten Karl-Heinz und Ilse Mahr dahingehend richtig gehandelt, dass sie sofort die zuständige Jagdpächterin kontaktiert haben, um das weitere Vorgehen zu besprechen. 

"Die Jagdpächterin hat ihr ausdrückliches Einverständnis erklärt, dass sich die Familie Mahr weiterhin um den Hasen kümmert."
Steffen Vogel, Rechtsanwalt und Jäger

"Die Jagdpächterin hat ihr ausdrückliches Einverständnis erklärt, dass sich die Familie Mahr weiterhin um den Hasen kümmert", ergänzt Vogel, der damit keinen Straftatbestand mehr als erfüllt ansieht. Die Familie Mahr habe vielmehr im Sinne des Natur- und Tierschutzgesetzes gehandelt. Das Muttertier hätte nämlich "Hasi" sicher nicht mehr angenommen, nachdem es Kontakt zu dem Hund hatte, sagt Vogel. Er macht aber auch deutlich, dass man auf keinen Fall ein Rehkitz oder ein anderes Wildtier in der freien Natur anfassen oder vom eigenen Hund beschnuppern lassen darf: "Ein Wildtier anzufassen bedeutet möglicherweise den Tod des Jungtieres." Richtig wäre es, den Jagdpächter zu verständigen, wenn man vermutet, dass ein Tier Hilfe benötigt. Die örtliche Polizeidienststelle gebe die Kontaktdaten des zuständigen Jägers heraus.

Auch mit Herrchen Karl-Heinz Mahr spielt 'Lasko' gerne im Garten.
Foto: Christian Licha | Auch mit Herrchen Karl-Heinz Mahr spielt "Lasko" gerne im Garten.

Ob das Hasenkind in Sand, wenn es groß und stark ist, wieder ausgewildert werden kann, muss die Zukunft zeigen. Ansonsten könnte Hasi auch bei den Mahrs sein Leben genießen. Die Sander besitzen auch zwei Hähne und ein gutes Dutzend Hennen, die "Lasko" ebenso im Blick hat. Sollte mal ein Bewohner des großzügigen Hühner-Areals entwischen, wird es mit der Hundeschnauze liebevoll, aber bestimmt zurück in sein Refugium dirigiert.

Die gute Nase von "Lasko" war es auch, die Familie Mahr vor gut zwei Jahren vor einer Katastrophe bewahrt hat. Durch sein Bellen entdeckte Karl-Heinz Mahr damals einen durch einen technischen Defekt entstandenen Brand, den die Feuerwehr dann schnell unter Kontrolle hatte. Wer weiß, was passiert wäre, wenn "Lasko" die Familie nicht frühzeitig alarmiert hätte?

 
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