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Haßfurt
Rund 100 Menschen feiern ersten queeren Gottesdienst in der Haßfurter Ritterkapelle
Es war eine für die Kreisstadt bisher einmalige Veranstaltung. Diakon Manfred Griebel segnete alle, die dazu bereit waren – unabhängig von der sexuellen Orientierung.
Diakon Manfred Griebel segnet zwei Menschen beim ökumenischen Gottesdienst in der Ritterkapelle.
Foto: Christian Licha | Diakon Manfred Griebel segnet zwei Menschen beim ökumenischen Gottesdienst in der Ritterkapelle.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:08 Uhr

Es war ein Wochenende der Premieren: Im Nachgang zum ersten Christopher Street Day (CSD) in der Kreisstadt fand am Sonntag ein ökumenischer Gottesdienst in der Ritterkapelle statt, der bisher einmalig ist: Gemeinsam mit den Organisatorinnen und Organisatoren des Vereins CSD Haßberge riefen Diakon Manfred Griebel und die evangelische Lektorin Cynthia Derra zu mehr Offenheit und Akzeptanz gegenüber Lesben, Schwulen, Inter- oder Asexuellen und Transgender-Personen auf.

Rund 100 Besucherinnen und Besucher waren gekommen, um das Anliegen zu unterstützen. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von Martin Eck zusammen mit Tochter Franziska und Sohn Jakob.

"Jeder hat seinen Platz, auch in der Kirche"

Unter dem Motto "Vielfalt im Menschsein" sagte Diakon Manfred Griebel: "Sich selbst als einzigartiges Geschöpf zu betrachten, erleichtert das Leben. Einzigartigkeit macht stolz und setzt Kräfte frei, um das eigene Können im Leben zu erkennen und zu leben." In jedem Talent stecke zum Beispiel Einzigartigkeit. "In der Art, wie ein jeder sein Leben gestaltet, in der Art, wie er aussieht, wie er denkt und fühlt, wie er auf seine Mitmenschen zugeht und der Welt sein Gesicht zeigt - all das ist gekennzeichnet durch eben diese Einmaligkeit."

Vor einer bunten Regenbogenfahne sprachen die jungen Erwachsenen ihre Fürbitten.
Foto: Christian Licha | Vor einer bunten Regenbogenfahne sprachen die jungen Erwachsenen ihre Fürbitten.

Wichtig sei es auch, dass jeder seine Einzigartigkeit sichtbar mache, wie zum Beispiel auf CSD-Veranstaltungen. "Jeder hat seinen Platz, auch in der Kirche", betonte Katholik Griebel, der seit 27 Jahren auch als Seelsorger im Krankenhaus aktiv ist. Noch nie habe er dabei gefragt, was jemand ist oder was für eine Lebenseinstellung derjenige habe: "Es geht immer nur um den Menschen".

"Ich bekomme bestimmt mein Fett ab, weil ich zu denen gehe, die scheinbar nichts mit der Kirche am Hut haben".
Manfred Griebel, Diakon

Dass dieser queere Gottesdienst auch Kritiker auf den Plan rufen könnte, sieht der Diakon gelassen: "Ich bekomme bestimmt mein Fett ab, weil ich zu denen gehe, die scheinbar nichts mit der Kirche am Hut haben." Aber genau dies sei seine Aufgabe, nämlich Menschen, die sich ausgestoßen fühlen, einen Platz in der Kirche zu geben. Auch bei der Demonstration am Samstag war Griebel dabei.

Queere Menschen sind Teil der Gesellschaft

"Wir wollen in die Offensive gehen, wir sind Teil der Gesellschaft", in diesem Sinne  waren die Worte von Vincent Steppert, dem Vorsitzenden des Vereins CSD Haßberge, und seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern. "Das hat mich sehr berührt", sagte Griebel und erinnerte daran, dass "Gott durch Jesus Christus in unser Inneres schaue und nicht auf das Äußere". 

Lektorin Cynthia Derra zitierte unter anderem aus dem Evangelium des Markus zur Taufe und trug auch einen Text vor, der Charlie Chaplin zugeschrieben wird: "Als ich mich selbst zu lieben begann." Die jungen Erwachsenen, die die CSD-Bewegung unterstützen, trugen ihre Fürbitten vor und hefteten diese an eine bunte Regenbogenfahne. Den Farben wurden Stichworte zugeordnet: Sonnenlicht, Leben, Heilung, Harmonie, Natur, Geist und Vielfalt. "Alle diese Aspekte sind uns wichtig", sagte ein junger Mensch, der für sich selbst erkannt hat, dass er als gebürtiger Mann mehr denkt und fühlt wie eine Frau und genauso leben möchte.

"Mir geht es nach diesem Gottesdienst richtig gut und ich schöpfe Hoffnung, dass die Welt mehr Akzeptanz zeigt."
Gottesdienstbesucherin

Und auch das gibt es nicht alle Tage in einem Gottesdienst. Ein großer, lang anhaltender Applaus schallte zum Abschluss durch das alte Gemäuer. Einer Mutter standen die Tränen in den Augen: "Mir geht es nach diesem Gottesdienst richtig gut und ich schöpfe Hoffnung, dass die Welt mehr Akzeptanz zeigt."

Diakon Manfred Griebel und die evangelische Lektorin Cynthia Derra appellierten an die Anwesenden, jeden Menschen so zu akzeptieren, wie er ist.
Foto: Christian Licha | Diakon Manfred Griebel und die evangelische Lektorin Cynthia Derra appellierten an die Anwesenden, jeden Menschen so zu akzeptieren, wie er ist.

Nicht zuletzt trug zu den Freudentränen bei, dass die Frau sich zusammen mit ihrem Kind, das auch einen queeren Hintergrund hat, persönlich segnen ließ. Das ermöglichten Diakon Manfred Griebel und die evangelische Lektorin Cynthia Derra. Der überwiegende Teil der Gottesdienstbesucher nahm dieses Angebot an.

 
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  • Albatros
    Es wäre an der Zeit, dass sich die Damen und Herren der CSD-Bewegung einfach mal nicht so wichtig nehmen. Seit Monaten wird, forciert durch die Main-Post, der Leserschaft das Gefühl vermittelt, als wäre die queere Bewegung der Nabel der Welt; sie ist es definitiv nicht.
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  • GWM
    Warum nur haben Sie so o ein massives Problem damit,
    daß andere Menschen so ich für eine Gleichbehandlung und für Akzeptanz einsetzen?

    Da, kriegst n Lutscher 🍭.
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  • Albatros
    Schaun Sie GWM, Sie können schwul, lesbisch, hetero oder was auch immer sein, mir, und ich glaube einem sehr großen Teil der Menschen ist das so was von wurscht, weil wir uns nicht 24 Stunden am Tag über unsere Sexualität identifizieren. Hören Sie doch endlich mit Ihrer Opferrolle auf, als würden Sie geächtet oder verfolgt. Ich denke vielmehr, dass Sie mit Ihrer Wichtigtuerei den Leuten auf die Nerven gehen. Lernen Sie erst einmal Toleranz, welche Sie permanent für sich einfordern, Ihre Kommentare bezüglich Heterogenität waren in den vergangenen Tagen mehr als peinlich.
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  • Albatros
    Sorry, aber so ein Kommentar zeigt doch wo Sie zu Hause sind.
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  • l.saubert@web.de
    Was ist ein "queerer" Gottesdienst? Ich hoffe das ist KEINE Eigenbezeichnung.
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  • Mic_Ro
    Ich dachte immer, dass es sich hier immer um Menschen handelt und dass alle gleich sind.
    Gott macht und machte nie eine Ausnahme! Ob der Klerus noch zeitgemäß ist mag eine andere Diskussion sein, aber diese Art des Darstellungstourismus und das Ausgrenzen der "Anderen" ist in meinen Augen nicht Sinn der Sache! Jeder kann und konnte bislang in die Kirche! Ob man dann gleich heiraten muss ist eine andere Frage!
    Und auch um Kinder zu instrumentalisieren, das geht gar nicht! Schließlich und letztendlich ist das Kind auch durch Sex zwischen Mann und Frau entstanden wie jeder Mensch! Anders gehts nicht!
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  • klafie
    die kirche muss sich allen möglichen dingen öffnen und nicht auf ihren alten eingefahrenen stil sitzenbleiben wie "wie es war vor aller zeit,..." denn sonst laufen ihnen ihre schäfchen noch mehr weg als jetzt schon. ich bin auch praktizierender christ und habe nichts gegen homosexuelle beziehungen. wenn diese sich dann unter den segen gottes stellen ist dies doch ein beweis, dass gottes liebe über alle grenzen ist, besonders über grenzen von ewig-gestrigen, kleinkarierten, die noch nicht begriffen haben, was eigentlich die stunde für beide kirchen geschlagen hat. hier hat dieser diakon ein wichtiges zeichen gesetzt, wie auch schon burkard hose in würzburg. es müsste viel mehr offenere zeitgenossen geben, nur sollte man vielleicht mal den begriff "querdenker" in ein anderes wort tauschen, wie z. b. "offen-lieberal"??
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  • stefan.wolz@web.de
    Es ist wirklich ein wichtiger Schritt, dass queere Menschen nun endlich eine Kirche besuchen dürfen und nicht mehr wie bisher vom Gottesdienst ausgeschlossen waren, ein Verbot hatten eine Kirche zu betreten oder verfolgt wurden, wenn sie an Gott glaubten, für den schon immer alle Menschen gleich waren.
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  • l.saubert@web.de
    Wo war es Menschen verboten, eine Kirche zu betreten? Wo waren sie vom Gottesdienst ausgeschlossen?
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  • stefan.wolz@web.de
    Nirgendwo und das hat es auch nicht gegeben. Aber solche Aktionen vermitteln doch den Eindruck und dadurch bleibt das Thema immer in den Medien und aktuell und wird nie al zur Normalität.
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  • klafie
    eine Kirche zu betreten ist für niemanden verboten, aber die Sexualität frei zu wählen und zu leben sehen manche Geistliche nicht gern.
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  • So ein Verbot gibt es nicht und gab es nie!
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  • martin-dobat@t-online.de
    Die Menschen feiern sich und ihre Lebensentwürfe! Einen Gottesdienst feiern bedeutet, Gott zu loben und zu preisen, das sind zwei Paar Stiefel, etwas ganz anderes! L. G Martin Dobat
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  • GWM
    Gott ist alles ! also auch schwul .
    LG in ihre ausgrenzende alttestamentarische Welt !

    Georg Wohlfart-Mitznegg
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  • martin-dobat@t-online.de
    Gott ist heilig und vollkommen gerecht! L. G.M.Dobat
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  • GWM
    Na da hammse recht 🌈
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  • martin-dobat@t-online.de
    Kennen wir uns von der FHW/S BWL, sag ich doch! L.G. Martin D
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  • GWM
    Ich bin Mensch, kein BWL er... Aber macht nix, meistens find ich Ihre Kommentare sogar ganz gut🖐️.
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  • daniel.englbauer@churchsol.de
    Konservative Christen, oder wie Sie es nennen: alttestamentarische, denken Gott in aller Regel als männlich. Dahinter steht ein ziemlich menschenförmiges Menschenbild (paradox, ich weiß).
    Gott jenseits aller menschlichen Kategorien zu denken und zu glauben, also u.a. auch jenseits der menschlichen binären Geschlechtszuschreibung, ist da vielfach zu revolutionär und verbietet sich fast von selbst. Gott divers..? Da sei Gott vor!!
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  • daniel.englbauer@churchsol.de
    Wer - neben dem Schöpfer - auch sich und sein So-Sein feiert, macht ernst mit Jesu Auftrag, auch sich selbst zu lieben, sich anzunehmen, wie man sich eben im Leben vorfindet. Wo ist Ihr Problem?
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