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HAßFURT
Rudolf Handwerker ist jetzt Altlandrat
Der Kreistag hat beschlossen, Rudolf Handwerker für seine Verdienste zum Altlandrat zu ernennen. Am Montagabend überreichte Landrat Schneider die Ernennungsurkunde.
Landrat Wilhelm Schneider (links) überreichte an Rudolf Handwerker die Ernennungsurkunde zum Altlandrat.
Foto: Klaus Vogt | Landrat Wilhelm Schneider (links) überreichte an Rudolf Handwerker die Ernennungsurkunde zum Altlandrat.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:27 Uhr

Der Kreistag hat in seiner Sitzung am 28. November 2016 einstimmig beschlossen, Rudolf Handwerker zum Dank für seine großen Verdienste zum Altlandrat des Landkreises Haßberge zu ernennen. Am frühen Montagabend nun überreichte Landrat Wilhelm Schneider bei einem Festakt am Ende der letzten Kreistagssitzung dieses Jahres die Ernennungsurkunde an seinen Amtsvorgänger.

Die Mitglieder des Kreistages erhoben sich von ihren Sitzen und spendeten – quer über alle Fraktionen hinweg – minutenlang Applaus. Rudolf Handwerker nahm, begleitet von seiner Ehefrau Regine, sichtlich bewegt die Ehrbezeugung entgegen.

Handwerker war vom 1. Mai 1990 bis 30. April 2014 Landrat.
Hier finden sie den seinerzeitigen Bericht von seiner Verabschiedung.

Davor war er bereits zwölf Jahre lang der Bürgermeister der Stadt Haßfurt gewesen. Und bevor er für die CSU zum Haßfurter Bürgermeister gewählt wurde, war der Jurist Abteilungsleiter am Landratsamt.
 

In seiner Laudatio würdigte Wilhelm Schneider die mannigfachen Verdienste Handwerkers. Zu Beginn dessen Amtszeit stürzte die Metallindustrie in Schweinfurt in die Krise. Über 3000 Pendler aus dem Haßberge-Kreis verloren ihren Arbeitsplatz. Dann geriet auch die Firma Allmilmö 1996 in Schwierigkeiten. Im Schulterschluss mit dem Arbeitsamt, der VHS, den Gemeinden, den Wohlfahrtsverbänden und vielen Partnern sei es damals gelungen, arbeitslose Menschen aufzufangen und ihnen neue Perspektiven zu geben, sagte Schneider.

Die Wirtschaft gestärkt

Die Kreisverwaltung unter der Führung von Rudolf Handwerker widmete sich fortan stark dem Ausbau der lokalen Wirtschaft. Stichworte für die Erfolge sind die Ansiedlung der Papierfabrik Palm oder die Unterstützung der Verbundstoffindustrie. Nach und nach wuchs der Arbeitsmarkt auch im Dienstleistungssektor. Heute gibt es im Landkreis so viele Arbeitsplätze in der Dienstleistung wie in der Industrie. „Und unsere Betriebe sind international tätig und vertreiben hochkarätige Produkte“, betonte Schneider.

Ab und zu sei Handwerker während seiner Dienstzeit eine zu große Wirtschaftsnähe vorgeworfen worden. „Doch wir wissen es alle: Dein Kurs war der richtige“, sagte Schneider. Eine Arbeitslosenquote von heute nur 2,7 Prozent und ein ausgewogener Arbeitsmarkt würden schließlich nicht vom Himmel fallen.

Nicht unumstritten war zunächst auch Handwerkers Intention, die vielen Burgen und Ruinen zu erhalten. Auch hier habe sich der Erfolg nach Jahren der nachhaltigen Arbeit eingestellt, lobte Schneider. „Der Deutsche Burgenwinkel ist dafür ein sichtbares Zeichen, ein Aushängeschild des Landkreises.“ Der Tourismus habe neue Impulse erhalten, Besucher und Übernachtungszahlen hätten sehr deutlich zugelegt.

Das zentrale Thema von Handwerkers Amtszeit sei jedoch der Ausbau des Bildungswesens gewesen. Konkrete Auslöser für die nun schon 20 Jahre lang anhaltende Bildungsinitiative des Landkreises waren einst die Einführung der sechsstufigen Realschule und die Differenzierung der Schulzweige am Gymnasium Haßfurt. „Es war ihm ein Anliegen, den hohen Anteil von Schülern ohne Schulabschluss – das waren einmal 14 Prozent eines Jahrganges – zu senken“, lobte Schneider.

Heute liege die Quote der Schüler ohne Abschluss bei unter drei Prozent und damit in der zweitbesten Kategorie in ganz Bayern.

Der „Schullandrat“

„Von der Kinderkrippe bis zum Abitur haben wir ein schlüssiges Angebot zusammen mit den Gemeinden aufgebaut“, sagte Wilhelm Schneider. Alle Projekte und Aktivitäten seien untrennbar mit dem Namen von Rudi Handwerker verbunden. Die Bezeichnung „Schullandrat“ sei eine Auszeichnung eigener Art, die nicht zu toppen sei. Handwerker habe es verstanden, worauf es ankommt, „nämlich sich den Kindern und Jugendlichen zuzuwenden ohne theoretischen Krampf.“

Handwerker habe aber auch ein besonderes Interesse auf den Umweltschutz gelegt. „Du hast dich für das life-Naturschutzprojekt im Maintal eingesetzt und für die Unterstützung der Landwirtschaft durch die Förderung der Pflege. Dazu gehört auch der Plan, den Landkreis mit regenerativer Energie zu versorgen und damit die Gründung der GUT“, sagte Schneider, an seinen Amtsvorgänger gewandt. „Außerdem hast Du dich um den Ausbau des ÖPNV gekümmert, von dem nach den ersten Versuchen jedenfalls die Linienstruktur und die flächendeckende Verbesserung der Haltestellen übrig blieben.“

In Handwerkers Amtszeit fiel auch der Anschluss an die Metropolregion Nürnberg. Es habe zwar anfangs Ärger mit Würzburg gegeben, doch der Beitritt, den der Alt-Landrat damals per dringlicher Anordnung selbst in die Wege geleitet habe, habe sich für den Landkreis bewährt.

Auch zu finanzschwachen Zeiten habe der Kreis immer in sein Straßennetz investiert. Gelegt wurde auch der Grundstein für ein Leerstandsmanagement. Darauf konnten Initiativen wie die Allianz Hofheimer Land aufbauen. Schon früh in Handwerkers Amtszeit wurde die Abfallbeseitigung mit einem eigenen Betrieb aufgebaut. „Sie läuft absolut störungsfrei und sehr wirtschaftlich“, sagte Schneider.

Im Jahr 2004 habe der „liebe Rudi“ den schwierigen Umstieg der Krankenhäuser in das Kommunalunternehmen Haßbergkliniken gemeistert. Damit sei das Unternehmen in ruhigeres Fahrwasser gekommen und die medizinische Versorgung in allen Kreisteilen konnte erhalten werden.

Auch innerhalb des Landratsamtes habe es viele Veränderungen gegeben. Ausschlaggebend sei der Wille von Rudolf Handwerker gewesen, die Verwaltung neu aufzustellen. „Modern, wirtschaftlich und offen sollte sie sein, auf Dienstleistung orientiert, nah an den Bürgern und flexibel.“

In all den Jahren sei Rudi Handwerker ein Mensch zum Anfassen geblieben, „niemand, der trotz seiner Wichtigkeit sich selbst zu wichtig nimmt“. Als Familienmensch schätze Handwerker die Familie als Rückhalt.

Schneider abschließend an Handwerker gewandt: „Du hast die Geschichte unseres Landkreises um einige ganz wesentliche Marksteine erweitert und ihr damit weitere erfolgreiche Kapitel angefügt. Die kommunalpolitischen Früchte deiner Arbeit werden wir über Jahre und Jahrzehnte hinaus ernten.“ Langer Applaus.

 
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